Braunschweig. Dagmar Schlingmann und Ivan López Reynoso am Pult erzählen Brittens „Turn oft the Screw“ am Staatstheater Braunschweig als suggestives Pubertätsdrama.

Das Grauen im Kinderzimmer. Schlumpf und Hasenmaske und rosa Plüschtier mit Glupschaugen mögen als Spielzeug süß sein, im Dunkeln und ins Riesenhafte vergrößert, erregen sie Schrecken. Was ist, wenn auch die Kinder nicht mehr niedlich und unschuldig sind, sondern groß werden und grausam? Dagmar Schlingmanns Inszenierung von Benjamin Brittens „Turn of he Screw“ traut sich, die angeblich minderjährigen Engel aus Henry James‘ Erzählung so frech und pubertierend zu zeigen, wie es die Geschichte suggeriert. Und Sabine Mader hat dafür ein Bühnenbild auf die Drehscheibe gebaut, das zunächst noch bürgerliche Wohlgeordnetheit suggeriert und immer mehr zum Horror-Spielzeugland mutiert – mit Riesensaurier, Autoscooter und einem drachenförmigen Tunnel.

Der kleine Miles wird von Milda Tubelyte sehr authentisch als Heranwachsender in Schlabberkleidung und mit tief ins Gesicht hängenden Haaren gezeichnet, ein in sich verkrochener, verstockter Teenager, der mit sich selbst nicht im Reinen ist und seine Mitwelt abwechselnd anödet oder foppt. Mal rückt er der Gouvernante flirtend auf die Pelle, mal sucht er in kindlicher Umarmung bei ihr Trost. Mit klar gefülltem Mezzoton singt Tubelyte dabei die traurig-schöne Melodie des von Miles erdachten „Malo“.