Braunschweig. Ikonischer Krimi: Das Braunschweiger Theater erweckt „Das Gasthaus an der Themse“ zu neuem Leben. Funktioniert der Stoff heute noch?

Bereits der ikonische Einspieler „Hier spricht Edgar Wallace“ erinnert wohl einen Großteil des Publikums in der vollbesetzten Komödie am Altstadtmarkt an die populären Wallace-Verfilmungen mit Klaus Kinski aus den späten 50er bis frühen 70er Jahren. Die blecherne Stimme versetzt die Zuschauer in das neblige London, an den Ort, an dem die brutale Ermordung eines Whiskyschmugglers den Auftakt des Stückes bildet: Der Mann wurde von einer Harpune durchbohrt, dem Markenzeichen des berüchtigten „Hais“, der Scotland Yard fortwährend herausfordert.

Edgar-Wallace-Klassiker auf Braunschweiger Bühne: Darum geht es

Inspektor Wade von der Flusspolizei in Greenwich verfolgt die Spur des Mörders durch verwinkelte Gassen und entlang der schattigen Docks. Der Täter ist ein Phantom, das sich scheinbar mühelos durch die unterirdischen Kanäle der Stadt bewegt, stets einen Schritt voraus. Im Fokus des Geschehens steht das „Mekka“, ein Gasthaus nahe dem Tatort am Londoner Hafen. Wirtin Nelly Oaks (Sabine Schmidt-Kirchner) und der mysteriöse russische Langzeitgast Romanow (Dustin Semmelrogge) geben vor, zu den Vorfällen nichts sagen zu können. Lediglich Laila Smith (Vanessa Frankenbach), die Pflegetochter von Mrs. Oaks, scheint wertvolle Hinweise zu besitzen.

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Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Amtsarzt Dr. Smith (ebenfalls Semmelrogge) tauscht Wade Theorien über den „Hai“, die Morde und die Menschen im Gasthaus aus. Bis Smith zu Wade sagt: „Bei aller Liebe, aber ich vermute, sie lesen zu viele schlechte Krimis.“

Die akribischen Ermittlungen des Inspektors decken gleichwohl bald eine Verstrickung auf, die einige Jahre in die Vergangenheit zurückreicht – zu einem verheerenden Großbrand im Jahr 1945, zu den reichen Pattisons, und schließlich zu einem Kindertausch. Als eine Beteiligte kurz vor ihrem Tod dem Inspektor noch entscheidende Informationen anvertrauen kann, nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung. Durch Wades Beharrlichkeit werden die Auftritte des „Hais“ häufiger und die Zahl der Opfer steigt – bis ein Zufall dem skrupellosen Mörder zum Verhängnis zu werden droht.

Parallelen zwischen der Braunschweiger Inszenierung und dem Filmklassiker mit Klaus Kinski

Die Inszenierung, inspiriert vom gleichnamigen Film unter der Regie von Alfred Vohrer aus dem Jahr 1962, hält sich mit atmosphärischen Soundeffekten wie gespenstischen Schreien und dem Widerhall von Harpunenschüssen an die traditionsreiche Vorlage. Doch mit geänderten Charakternamen und Plot-Modifikationen setzt das Theaterstück auch eigene Akzente und zeigt sich selbstbewusst in neuem Licht – im Film entführt der „Hai“ Laila etwa, was sich zu einer dramatischen Verfolgungsjagd zuspitzt. Dieser Teil fehlt im Stück komplett.

Regisseur Jan Bodinus und Theaterdirektor Florian Battermann haben „Das Gasthaus an der Themse“ gemeinsam für die Bühne der Altstadt-Komödie adaptiert. Das Ensemble zeigt großen Einsatz, indem es nicht nur verschiedene Rollen lebendig ausfüllt – mit Ausnahme von Andreas Werth, der konstant und überzeugend den Inspektor Wade verkörpert –, sondern zwischen den Szenen auch das vorwiegend aus Frachtkisten bestehende Bühnenbild transformiert. Semmelrogge besticht derweil mit authentischem Spiel in seiner Doppelrolle.

Das Braunschweiger Publikum folgt der Premiere gebannt, ist aber auch für sarkastische Zwischentöne und komödiantische Momente empfänglich. Eine Szene, in der Wade und sein Chef sich in Codenamen verstricken, sorgt besonders für wohlige Heiterkeit: „Thunfisch an Makrele…“ – „Hier Thunfisch!“ – „Nein, ich bin Thunfisch“.

„Das Gasthaus an der Themse“ kommt auch nach Königslutter und Peine

Noch bis zum 21. April bleibt „Das Gasthaus an der Themse“ in der Braunschweiger Altstadt-Komödie ein unterhaltsames Krimi-Erlebnis, und auch auf der Bühne des Avalon-Hotels Königslutter und im Stadttheater Peiner Festsäle wird das Ensemble seine kriminalistischen Fähigkeiten zeigen. Tickets für die Aufführungen in Braunschweig gibt es ab 25,60 Euro, ermäßigt ab 22,60 Euro, zuzüglich Gebühren.

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