Wolfsburg. Lena Kovačević will für Serbien beim ESC antreten. Und sie singt im Theater Wolfsburg. Im Interview erzählt sie, was ihr das bedeutet.

Die serbische Sängerin Lena Kovačević ist in ihrer Heimat ein Popsternchen, in diesem Jahr tritt sie beim serbischen Vorentscheid für den ESC an. Zugrunde liegt ihrer Karriere aber eine klassische Gesangsausbildung, die sie schon in ihrer Kindheit begann. Neben der Veröffentlichung von vier Studioalben spielt sie Konzerte mit ihrer Band, schließt sich aber auch gerne mal einem Symphonieorchester an. Oder dem Ensemble „Josef & Friends“ unter Leitung des stellvertretenden Konzertmeisters und Violinisten des Staatsorchester Braunschweig, Josef Ziga.

Mit dem ist Kovačević am Sonntag, 3. April, ab 19.30 Uhr im Wolfsburger Scharoun-Theater zu erleben; auf dem Programm stehen Songs aus der Filmmusik, Lieder klassischer Opern und Stücke der Geigenliteratur von Vivaldi bis Paganini. Im Interview erzählt Kovačević, dass das Publikum ein Abend voller Drama erwartet; und wie sehr ihr Braunschweiger Freund Ziga sie beeinflusst hat.

Wie fühlen Sie sich vor Ihrem Auftritt in Wolfsburg?

Ich freue mich nun schon seit einem Jahr darauf! Es ist für mich wie ein Traum, der wahr wird. Theaterkonzerte sind meine liebsten Auftritte, weil sie so eine bestimmte Atmosphäre und Intimität haben. In Serbien mische ich gerne Comedy-Elemente in das Konzert hinein. Das kommt gut an, weil die Menschen den Humor nicht erwarten. Die Shows sind dann ein Wechsel: Wir lachen zusammen, wir weinen zusammen. Das werde ich in Wolfsburg nicht ganz so abbilden können, weil wir ein festes Programm haben.

Lachen und weinen können Sie ja trotzdem miteinander.

Ich mag diese Dynamik während eines Konzerts. Deshalb spielen wir Lieder, die starke Emotionen rüberbringen. Ich singe in vier Sprachen – Englisch, Französisch, Italienisch, Serbisch –, und auch, wenn das Publikum die Texte nicht versteht, transportiert sich durch die Macht der Musik ein Gedanke, ein Gefühl. Ich setze da auf eine gute Dramatik.

Laut Ankündigung mischen Sie Songs aus Filmen mit klassischen Stücken.

Ja, wir haben einige Songs aus Filmen dabei, aber es geht eher darum, Lieder, die jeder kennt, mit den richtig großen Opernstücken zu kontrastieren. Es ist ein intensives Programm, das leicht verdauliche Songs mit den großen, komplexen Hymnen verbindet. Ich halte es für ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Repertoire. Und es ist auch ein Lied von mir selbst dabei, „Cafe“, das ich in verschiedenen Ländern herausgebracht habe und gut angekommen ist.

Was zeichnet den Abend denn aus? Gibt es ein übergreifendes Thema?

Es sind sehr emotionale Liebeslieder, die genug Tragweite haben, um den Theaterrahmen zu füllen. Alle haben sehr starke und eindrückliche Texte, funktionieren aber genauso gut über ihre Komposition. Die Arrangements von Josef Ziga funktionieren sehr gut, finde ich.

Wie sind Sie beide überhaupt miteinander in Kontakt gekommen?

Das ist schon viele Jahre her. Er hat sich bei mir gemeldet und mir ein paar Songs vorgeschlagen, von denen er sich vorstellen konnte, dass sie mit meiner Stimme gut harmonieren. Es waren viele dabei, bei denen ich erst skeptisch war. Und dann hat sich herausgestellt, dass er Recht hatte. Das hat mich stark beeinflusst, danach habe ich viele ähnliche Lieder in mein Repertoire aufgenommen. Ich würde Josef als eine meiner größten Inspirationen bezeichnen, die Zusammenarbeit mit ihm hat mich sehr bereichert.

Was sind denn Songs, die mit Ihrer Stimme harmonieren? Was macht Ihre Stimme aus?

Ich mag ein Gefühl von Dynamik beim Singen. Ich habe immer Menschen bewundert, die leise singen können. Wenn du das kannst, kannst du auch lernen, kraftvoll zu singen. Andersrum ist es viel schwerer. Viele Leute haben eine tolle, kraftvolle Stimme, kommen davor aber nicht so gut in einen sanfteren Modus. Mein großes Vorbild ist George Michael, das ist für mich der beste Sänger aller Zeiten, er hat eine tolle Spannbreite von sehr kräftigem Gesang bis zu sanften Tönen. Das will ich auch erreichen. Am liebsten mag ich die Falsettstimme, das macht mir am meisten Spaß.

Mit Ihrem neuen Song „Zovi me Lena“ treten Sie beim serbischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest an. Was bedeutet Ihnen das?

Es ist super spannend, man trifft so viele unterschiedliche Leute und schaut hinter die Kulissen. Es geht natürlich viel um die Musik, aber auch um die Show, die du daraus machst, wie du die Emotionen aus der Musik rüberbringst. Ich freue mich darauf.

Räumen Sie sich große Chancen ein?

Das wird man sehen. Mein Song hat keine typischen, serbischen Elemente, sondern ist eher in Richtung westlicher Musik orientiert. Wir werden sehen, wie das bei den Menschen ankommt.

Worauf legen Sie Wert, wenn Sie Musik schreiben?

Für mich hängt alles an der Melodie. Sie ist es, die dich in eine andere Welt bringt. Ich habe ein paar sehr begabte Texter, die sehr gut wissen, was ich mag und was mit meiner Musik harmoniert. Aus irgendeinem Grund singe ich fast ausschließlich traurige Liebeslieder!

Haben Sie chronischen Herzschmerz?

Das ist es ja: Ich bin seit vielen Jahren glücklich verheiratet. Aber ich mag die großen Liebesgeschichten, wo jemand verlassen wird und fast sterben muss vor Leid. Diese dramatischen Themen ziehen mich an. Vielleicht ist das der Melancholiker in mir, aber das bewegt etwas in mir, ich kann mich in dieses Gefühl gut hineinversetzen.

Und das in verschiedenen Sprachen ...

Die Sprache, in der ich singe, macht für mich gar keinen großen Unterschied. Leider spreche ich ja gar nicht alle Sprachen, in denen ich singe. Das ist manchmal lustig, wenn nach einem Konzert jemand zu mir kommt und mich auf Italienisch oder Französisch anspricht und gar nicht versteht, warum ich ihn nicht verstehe.

Dann müssen Sie eine besondere Begabung haben, wenn Muttersprachler das nicht heraushören können.

Ich weiß nicht, für mich transportiert sich die Botschaft eines Liedes auch unabhängig von den Lyrics. Manche Gefühle sind so groß, universell und wunderschön: Die fühlst du durch die Musik, auch wenn du den Text nicht verstehst.

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