Goslar. Die subversiven Konzeptkünstler Yuri Albert und Vadim Zakharov erhalten den renommierten Preis und eröffnen eine Werkschau im Mönchehaus-Museum.

Der Kaiserring der Stadt Goslar geht in diesem Jahr erstmals an zwei Künstler: Die Russen Yuri Albert und Vadim Zakharov haben die undotierte Auszeichnung am Samstag in der Kaiserpfalz entgegengenommen. Sie zählt zu den bedeutendsten Preisen für moderne Kunst in Deutschland. Im Goslarer Mönchehaus-Museum wurde eine Überblicksschau über ihr Schaffen seit den späten 70er Jahren eröffnet.

Auch ein Hingucker in der großen Werkschau im Mönchehaus-Museum: Yuri Alberts Installation: „I Am Still Alive (365 days)“, Atem und Siebdruck auf Spiegeln, hier in einer Ansicht aus dem Jahr 2021 im Garage Museum of Contemporary Art, Moskau. 
Auch ein Hingucker in der großen Werkschau im Mönchehaus-Museum: Yuri Alberts Installation: „I Am Still Alive (365 days)“, Atem und Siebdruck auf Spiegeln, hier in einer Ansicht aus dem Jahr 2021 im Garage Museum of Contemporary Art, Moskau.  © Mönchehaus-Museum | Yuri Albert/Galerie Volker Diehl

Was macht die Kunst von Yuri Albert und Vadim Zakharov bedeutsam?

Albert und Zakharov, beide Jahrgang 1959, begannen ihre Laufbahn im Kreis des Moskauer Konzeptualismus, der vom staatlichen Kunstbetrieb der Sowjetunion ausgeschlossenen künstlerischen Untergrundszene Moskaus. Sie zeigten Foto- und Textarbeiten bei kurzzeitigen Ausstellungen in privaten Wohnungen oder der Natur, gestalteten Performances und kritisierten sich gegenseitig. Charakteristisch für ihr Schaffen sei „die Ununterscheidbarkeit von Künstler und Kommentator, von Werk und Interpretation“, erklärt die Kaiserring-Jury. Damit hätten sie auch in der internationalen Konzeptkunst wegweisende neue Impulse gesetzt.

Seit Beginn der 1990er Jahre leben die multimedial arbeitenden Künstler in Deutschland. „Sie missbilligen den von Putin initiierten Angriffskrieg auf die Ukraine“, unterstrich Goslars Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) während der Preisverleihung – Zakharov demonstrierte das etwa mit einer Aktion vor dem russischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, in dem er 2013 noch mit dem Projekt „Danae“ vertreten war. Dennoch sei die Auszeichnung der beiden keine politische Entscheidung, so Schwerdtner.

Protest-Aktion von Kaiserring-Preisträger Vadim Zakharov vor dem Russischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2022 (gerahmtes Foto). 
Protest-Aktion von Kaiserring-Preisträger Vadim Zakharov vor dem Russischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2022 (gerahmtes Foto).  © Mönchehaus-Museum Goslar | Konstantin Akinsha

Yuri Albert und Vadim Zakharov: Was zeigen sie im Mönchehaus-Museum?

Während sich Albert in seinem Werk auf kunstimmanente Fragestellungen konzentriere, setze sich Zakharov mit den Mechanismen von Politik und Gesellschaft auseinander, erklärt das Mönchehaus-Museum zur Werkschau, die die Künstler selbst kuratierten. Albert zeigt etwa die Groß-Installation „I Am Still Alive (365 days)“, bei der er seinen Atemhauch auf 363 Spiegeln festhielt, gleichsam als Beweis für die eigene Existenz. Von ihm sind unter anderem auch karikaturenhafte Zeichnungen zu sehen, von Zakharov unter anderem Dokumentationen seiner Performances und Aktionen.

Der 64-jährige Künstler erklärte, dass die Auszeichnung mit dem Kaiserring im rechten Moment gekommen sei. Die Zeiten seien schwierig für die Kunst und gerade für russische Künstler. Zakharov sprach von „Depressionen“, wie die Goslarsche Zeitung berichtet. Der Preis habe ihm geholfen, sich nicht fallen zu lassen. Zakharovs und Alberts Ausstellung ist bis zum 28. Januar im Mönchehaus-Museum zu sehen (Di.-So. 11-17 Uhr).

Vadim Zakharov: „Artist must Think!“, 2021, Selbstportrait,Papier, schwarze und rote Tinte, gerahmt 102,5 x 72,5 cm. 
Vadim Zakharov: „Artist must Think!“, 2021, Selbstportrait,Papier, schwarze und rote Tinte, gerahmt 102,5 x 72,5 cm.  © Mönchehaus-Museum | Vadim Zakharov