Osterode. Die Palästinenserin Faten Mukarker sprach in Lasfelde über die Sehnsucht nach Frieden in ihrem Land.

Die palästinensische Christin Faten Mukarker war in Lasfelde zu Gast.
Die palästinensische Christin Faten Mukarker war in Lasfelde zu Gast. © Kirchenkreis

Gebete, die Mauern einstürzen lassen sollen, sind in Deutschland selten geworden. In Lasfelde wurde jedoch genau dafür gebetet – für ein Ende der Konflikte zwischen Israel und Palästina, für Frieden auf beiden Seiten der Mauer im Heiligen Land.

„Es gibt dort Hass, Rache, Vergeltung und für beide Seiten das Wichtigste: die Vergeltung der Vergeltung.“
Faten Mukarker, Palästinenserin, während ihres Vortrags in Lasfelde

Zuvor hatte Faten Mukarker, palästinensische Christin aus Bethlehem, in bewegenden, teils poetischen und häufig feinsinnig ironischen Worten vom Leben in ihrer Heimat und von der Sehnsucht nach einem Miteinander beider Völker berichtet.

Faten Mukarker ist in Deutschland aufgewachsen, hat den Fall der Berliner Mauer hier miterlebt. Jetzt lebt sie in Palästina und hofft, dass auch die Mauer um die palästinensischen Gebiete im Westjordanland eines Tages fallen wird. „Es gibt dort Hass, Rache, Vergeltung und für beide Seiten das Wichtigste: die Vergeltung der Vergeltung“, beschrieb sie den Teufelskreis der Gewalt, in den Extremisten beide Völker immer wieder ziehen.

Wie liebt man seine Feinde?

Die Mehrheit der Menschen sei dessen jedoch müde geworden und sehne sich nach Frieden. „Wenn es in der Bibel heißt, wir sollen unsere Feinde lieben, habe ich mich oft gefragt: Wie macht man das?“, schilderte sie sehr persönlich.

Für die christliche Minderheit (1,4 Prozent aller Palästinenser) sei es ohnehin nicht leicht, zwischen zwei großen Weltreligionen zu leben, doch der Glaube gebe ihr Kraft. Kraft, die sie braucht, wenn sie sieht, wie sich die israelischen Grenzanlagen durch palästinensische Felder und über Straßen schlängeln. „Man hat uns hinter diese Mauer gesteckt, sie sehen uns nicht mehr, doch 4,2 Millionen Palästinenser kann man nicht wegdenken“, sagte die Referentin.

Konflikt prägt Land und Leute

Aus Mukarkers Sicht sei genau das versucht worden. Seit der Gründung des Staates Israel seien die Palästinenser immer weiter zurückgedrängt worden und durch den Holocaust habe international niemand versucht, die Israelis zu bremsen. So kam es zur Gegenwehr, die mit Gewalt beantwortet wurde – und es entstand jener Konflikt, der das Land und seine Menschen bis heute prägt.

Auch wenn die Palästinenser längst auf ein kleines Gebiet zurückgedrängt sind, wurden dort israelische Siedlungen gegründet, die mit Zäunen und eben jener bis zu neun Meter hohen Mauer gesichert sind und zum Leidwesen der palästinensischen Nachbarn 80 Prozent des Wassers abschöpften. „Sie haben blühende Gärten mit Pools – wir haben kein fließendes Wasser, sondern auf unseren Dächern Wassertanks, die viel zu oft leer sind“, schilderte Mukarker.

Und selbst die Olivenbäume, die für viele Menschen eine Existenzgrundlage bedeuten, würden für die Grenzanlagen gerodet.

Ein wenig Verbitterung

Besonders bitter aufgestoßen sei ihr, als sie auf einem Kirchentag in Deutschland gefragt wurde, ob sie nicht für Baumpflanzungen in Israel spenden wolle. Nach ihrem Hinweis auf alte Olivenbäume, die ihre Großelterngeneration gepflanzt, gehegt und auch gepflegt habe, sei das Gespräch sehr schnell beendet gewesen.

Ein wenig Verbitterung ließ sich aus Faten Mukarkers Worten durchaus heraushören. Viel deutlicher war allerdings ihre sehnsuchtsvolle Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden, die durch das, was vor 25 Jahren in Deutschland ohne Blutvergießen geschehen war, genährt wird.

Vor allem die älteren unter ihren zahlreichen Zuhörern, die den Weg in die Kirche Lasfelde gefunden hatten, konnten ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen und diskutierten noch lange über den eindrucksvollen Vortrag.