Osterode. Ingrid Kreckmann vom Heimat- und Geschichtsverein Osterode referierte über Franziska von Oldershausen. Der Vortrag fand im Rahmen der Frauenthemen zu.

Im Rahmen der Vorträge des Heimat- und Geschichtsvereins Osterode zu Frauenthemen berichtete Ingrid Kreckmann über Franziska von Oldershausen, die in einer Zeit des Umbruchs der Lebenskultur von Frauen von 1878 bis 1934 lebte.

„Sie verdiente getreu ihres Grundsatzes, dass Frauen Pflicht und Recht auf Arbeit haben, ihren eigenen Lebensunterhalt mit etwa 2000 Mark im Jahr.“
Ingrid Kreckmann, Referentin, über Franziska von Oldershausen

Zunächst ging die Referentin auf die Familie von Oldershausen ein. Zum ersten Mal erwähnt wurde die Familie 1197, als sie die Hoppelburg bewohnte. Im Jahre 1750 teilte sie sich in drei Linien auf.

Der Zweig in Förste hatte das Erbmarschallamt inne und war somit mit Hofdiensten, als Sargträger bei höher gestellten Personen oder als Schwerträger bei Beerdigungen betraut. 1824 wurde sie in den erblichen Freiherrenstand erhoben und gehörte damit zum niederen Adel.

Von Förste nach Feldbrunnen

Die Familie zog mit vier Kindern 1897 von Förste nach Feldbrunnen. Als der Vater starb, heiratete die Mutter Adolf Stollberg. Über das Leben der Familie mit den Kindern und Stiefkindern ist nichts weiter bekannt. Erst als Franziska 16-jährig für sich entschied Lehrerin zu werden, tauchen wieder weitere Nachrichten auf.

1875 wurde in der Waagestraße in Osterode eine höhere Töchterschule (heute Nummer 10) eingerichtet, die Franziska besuchte. Mit ihrer Entscheidung, Lehrerin zu werden, entschied sie sich auch für das Zölibat, denn damals durften Lehrerinnen nicht verheiratet sein.

22-jährig trat sie 1900 in den Schuldienst ein und lehrte an der Hilda-Schule in Bad Lauterberg. Sie verdiente getreu ihres Grundsatzes, dass Frauen Pflicht und Recht auf Arbeit haben, ihren eigenen Lebensunterhalt mit etwa 2000 Mark im Jahr. Sie unterrichtete dann auch in Hannover, in der französischen Schweiz und in Tönning in Schleswig-Holstein. In Buxtehude wurde sie Schulleiterin.

Im Bürgervorstehercolleg

Durch den Ersten Weltkrieg traten in der Gesellschaft grundlegende Veränderungen ein.

Viele Frauen mussten für sich und ihre Kinder selbst sorgen, da die Männer im Krieg geblieben waren, die Frauen erhielten 1918 das aktive und passive Wahlrecht. So wurde Franziska von Oldershausen in das Bürgervorstehercolleg – heute in den Stadtrat – gewählt. 1927 wurde Franziska von Oldershausen aus gesundheitlichen Gründen pensioniert – ebenfalls eine Neuerung.

Während dieser Zeit widmete sie sich dem Studium der Sprache Bengali, da sie mit dem bengalischen Nobelpreisträger Rabindranath Tagore befreundet war und seine Schriften übersetzen wollte. Ebenso schrieb sie Jugendbücher: Aus dem Buch „Sommerferien auf dem Lande“ las Ingrid Kreckmann die Stelle vor, in der der Lichtenstein in Förste genau beschrieben ist, ohne zu verraten, dass sie hiermit ihre eigenen Kindheitserlebnisse in Förste beschreibt.

In Buxtehude ist eine Straße nach Franziska von Oldershausen benannt und der Damen-Lions-Club „Franziska von Oldershausen“ von Buxtehude besuchte am 1. Mai im Gedenken an ihren 80. Todestag den Feldbrunnen, Förste, Bad Lauterberg und Osterode, um ihre Spuren zu aufzusuchen.