San Francisco. Sie gewannen gegen einen der besten russischen Tanks, obwohl sie unterlegen waren. Was geht einem in solchen Momenten durch den Kopf?

Es ist eines der spektakuläreren Panzer-Duelle des Ukraine-Kriegs: Ein Schützenpanzer Bradley besteht im Kampf gegen einen russischen T90M Proryv (dt. „Durchbruch“), der „beste Panzer der Welt“, wenn man Russlands Machthaber Wladimir Putin Glauben schenken mag.

Ein ungleiches Duell und eines, dessen Ausgang überrascht – schließlich hat der russische Panzer alle Trümpfe in der Hand: bessere Waffe, wesentlich dickere Panzerung, höhere Reichweite. Und dennoch ging der Bradley als Sieger vom Feld.

Videos in sozialen Netzwerken zeigen, wie seine Crew die Russen mit der 25-Millimeter-Maschinenkanone beharkt. Treffer um Treffer landen die Ukrainer, heiße Funken sprühen in alle Richtungen, der Panzer fängt Feuer, bis schließlich eine Drohne dem T90 den Rest gibt und seine Besatzung aus dem Fahrzeug flüchtet.

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Das Duell hat nicht nur international für Schlagzeilen gesorgt. Die ukrainische Nachrichtenseite TCH hat mit den beiden Besatzungsmitgliedern des Bradley gesprochen, den „Kriegern von der 47. Brigade“, wie es in dem Beitrag martialisch heißt: Kommandant und Richtschütze Serhiy und sein Fahrer, Oleksandr.

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„Wir feuerten mit allem, was wir hatten“

„Mein Herz ist fast explodiert“, erinnert sich Serhiy, der nur kurze Zeit zuvor von seiner Ausbildung in Deutschland zurück in die Ukraine gekommen war. „Ich kann nicht in Worte fassen, was es bedeutet, einen Panzer im Visier zu haben“, sagt er im Interview mit TCH. Während des Trainings habe er sich immer wieder gedacht: „Gebe Gott, dass ich nie einen Panzer ins Visier bekomme.“

Verständlich, schließlich ist ein Schützenpanzer wie der Bradley nicht dafür da, feindliche Panzer zu bekämpfen. Die „Schlachtfeldtaxis“ sollen Infanterie ins Gefecht tragen und dieser dann Feuerunterstützung liefern. Für den Kampf gegen Panzer sind sie zu schwach bewaffnet und gepanzert.

Es sei eben passiert, „und das auch noch auf nächste Nähe“, sagt der Schütze und lacht dabei. Mutmaßlich ist ihm klar, dass diese Begegnung sehr schnell sein Ende hätte bedeuten können

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Warum die Besatzung nicht die montierten Panzerabwehrraketen ihres Fahrzeugs benutzt hat, wird im Interview nicht klar. Denkbar: Die Raketen haben eine Reichweite von mindestens 65 Metern, das Gefecht zwischen den Ukrainern und Russen fand aber auf kürzerer Distanz statt.

„Wir feuerten mit allem, was wir hatten“, fügt Fahrer Oleksandr hinzu. Aber die panzerbrechende Munition für ihre Maschinenkanone habe Probleme bereitet.

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Videospiele halfen der Besatzung

„Glücklicherweise spiele ich Videospiele“, sagt Serhiy. „So wusste ich genau, wie ich ihn (den Panzer) treffe und wohin ich schießen muss.“ Er habe versucht, den russischen Tank zu blenden, damit dieser nicht die Flucht ergreifen konnte.

Solche Taktiken funktionieren, weil Panzer notorisch blinde Fahrzeuge sind, die sich auf einige wenige Sichtschlitze und Visiere verlassen müssen – werden diese gezielt beschossen, kann das einen Panzer empfindlich treffen und zumindest vorübergehend außer Gefecht setzen.

Für Kommandant und Fahrer war es erst der zweite gemeinsame Einsatz. Die beiden waren eigentlich damit beauftragt, ihre Kameraden in den Schützengräben zu unterstützen. „Es ist sehr beängstigend“, sagt Oleksandr. „Aber ich denke, wir haben unsere Sache gut gemacht.“

Tatsächlich ging die Taktik der Bradley-Besatzung auf. Russischen Angaben zufolge saß schon der erste Treffer und zerstörte die Optiken des T90M, sodass dieser seine Kanone nicht mehr einsetzen konnte.