Braunschweig. Facebook, Twitter und Snapchat wären perfekt für Luther gewesen.

Also dieser MaLu500 ist schon ziemlich trendy. Rund 80 Millionen Follower oder Fans, einige aktive und viele sehr stille, hat er im Laufe der Jahre für sich gewonnen. Na gut, der Kollega aus Rom bringt es auf 1,3 Milliarden, aber der hat auch mehr als 1000 Jahre Vorsprung.

MaLu500 rangiert rein rechnerisch bei Facebook aktuell zwar hinter Cristiano Ronaldo und Shakira, aber – Gott sei Dank – vor Justin Bieber und Harry Potter.

Bei Twitter muss er Katy Perry mit 105 Millionen und Barack Obama (96 Millionen) ziehen lassen, hat aber mehr Follower als Lady Gaga (72 Millionen) und – Gott sei’s gepriesen – Donald Trump (41 Millionen). Und dann sind da ja noch Instagram, Youtube und Snapchat. MaLu500 nutzt sie alle.

95 Bullet Points via Twitter rausgehauen

Begonnen hat seine Karriere angeblich, als der Jura-Student bei Erfurt von einem Gewitter überrascht wurde. Zack, das Smartphone gezückt, Selfie-Clip gemacht und todesängstlich ins Mikro gestammelt „Ich will Mönch werden!“ Fake-News oder nicht, er hat’s wahr gemacht. Und fortan rockte er mit seinen frohen Botschaften die Community. Allein seine 95 Bullet Points waren ein Burner im Netz. Nix mit Annageln. Im Minutentakt hat er der Konkurrenz seine Hatersprüche über Seelenfreikäufer um die Ohren getwittert. Holy moly! Vong seinem Chef in Rom her kam das nicht so gut an.

Genug fabuliert. Zweifelsohne war Martin Luther ein Kommunikationsexperte. Und natürlich ist die Vorstellung verlockend, er hätte seine bisweilen auch kernig-weltlichen Gedanken bei Youtube hochgeladen: „Ich sitze hier und trinke mein gutes wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine.“ Oder als er in Wittenberg die Bulle mit der Bannandrohung öffentlich verbrennt – fast schon eine perfekte Inszenierung für Facebook Live oder Snapchat. Und wir müssten auch nicht weiter rätseln, ob er das Tintenfass auf der Wartburg wirklich gegen die Wand gedonnert hat – wir könnten uns den Clip in der Endlosschleife und in Zeitlupe anschauen und Tintenklecks für Tintenklecks zählen. Aus regionaler Sicht hätte er seinen Disput mit dem Braunschweiger Herzog Heinrich auf Facebook austragen können. Dann müssten wir uns nicht Zeile für Zeile durch die Schmähschrift „Wider Hans Worst“ quälen.

Natürlich gibt es den Luther im Internet: 138 Millionen Treffer bei Google. Defintiv nicht zu den Netzperlen gehört die Seite www.luther.de – verantwortlich dafür ist die Kommunale Datenverarbeitungsgesellschaft in der Straße der Völkerfreundschaft in Wittenberg. Und so sieht sie auch aus – wie aus dem Robotron-Kombinat. Schon besser: der Internetauftritt der Stiftung Luthergedenkstätten. Sehr professionell, auch auf Facebook und Twitter unterwegs – mit 1724 Followern. Noch schlimmer: @DerReformator auf Twitter mit 73 Followern, letzter Post vom 10. Mai. Gott vergelt’s.

Wo bleibt die technische Reformation?

Und die anderen 79 998 276 User? Die warten auf die technische Reformation... Erste Ansätze gibt’s durchaus: www.derpastor.com. Da schreibt der Braunschweiger Pastor Friedhelm Meiners kleine Alltagsgeschichten. Mehr davon!