Salzgitter. Ein Millionenpublikum kennt Maximilian Knabe im Internet als HandofBlood. Uns erzählt er, wie er aus Bad an die Spitze kam.

Viele Wege führen zum Erfolg. Im Fall des Salzgitteraners Maximilian Knabe, besser bekannt als „HandofBlood“, Präsident Knabe oder Hänno, war dieser Weg ein kurviger. Der heute 31-Jährige wandelte sich über die Jahre vom Hobby-Filmer zum Enfant terrible der Youtube-Szene, einer kritischen Stimme bis zum Unternehmer. Knabe ist heute einer der größten Webvideo-Produzenten Deutschlands und Mitbegründer von Instinct3, einer Influencer-Agentur mit mittlerweile über 80 Mitarbeitern. Außerdem spielt ein Team Knabes in der Baller League und der League Of Legends Prime League, einer Art Bundesliga des Videospiels. Dessen Name: Eintracht Spandau. Ein Wink in Richtung Braunschweig.

„Ich komme ursprünglich aus Salzgitter-Bad, bin aber auf die freie Waldorfschule in Braunschweig gegangen“, erzählt Knabe. „Das war immer eine halbe Stunde über die Dörfer. Wir hatten damals viel Zeit.“ Knabe hatte damals, etwa um 2010, wie die meisten Gleichaltrigen, Videospiele als Hobby. Dinge wie Let‘s Plays, also kommentierte Videos aus Computerspielen, steckten in den Kinderschuhen. „Ein Freund fing damals ständig an, davon zu reden“, sagt der heute 31-Jährige und lacht. „Ich war ehrlich gesagt etwas genervt davon. Da habe ich es selbst gemacht.“ Auf dem väterlichen Dachboden in Bad, mit pixeliger Webcam und 10-Euro-Headset von Edeka. Ein fast schon romantisches Bild im Vergleich zur heutigen Millionen-Industrie Youtube. Die ersten Videos hatten um die 50 Aufrufe.

Handofblood: Vom Salzgitteraner Dachboden ins Berliner Studio

Knabe sitzt heute in Berlin-Spandau in einem Studio der Agentur Instinct3. Knabe ist mit seinen 2,7 Millionen Abonnenten auf Youtube und 1,1 Millionen Followern auf der Livestreaming-Plattform Twitch nicht nur deren Flaggschiff, er ist auch einer ihrer Mitbegründer. Neben Knabe gehören andere Influencer mit einem Publikum von Hunderttausenden von Menschen dem Netzwerk von Instinct3 an. Dazu kommen Schwester- und Tochterunternehmen. Sein Studio ist ganz in schwarz gestaltet, ein Fliesentisch mit Röhrenmonitor steht dort, dazu eine Eckbank vor einer Wand mit Plakaten von Festivals. Prominent zu sehen: Ein Plakat des ehemaligen Waldbrand Festivals in Helmstedt.

League of Legends wird heute vor einem Millionenpublikum gespielt. Das Spiel begleitet Maximilian Knabe durch seine gesamte Karriere.
League of Legends wird heute vor einem Millionenpublikum gespielt. Das Spiel begleitet Maximilian Knabe durch seine gesamte Karriere. © AFP | Ralf Hirschberger

Wenn auch Knabes Zentrum seiner Arbeit heute Spandau ist, bleibt die Verbindung zu Braunschweig und Salzgitter bestehen. „Ich habe ja auch noch Freunde und Familie dort“, sagt er. Entsprechend zöge es ihn immer wieder in die Region. Außerdem sei die Zeit in Braunschweig prägend gewesen. Seine ersten viralen Videos entstanden in der Löwenstadt. Heute bezeichnet er das als seine Sturm-und-Drang-Phase. Besonders wichtig: das Format „High-Elo Rentner“. Knabe lief durch die Braunschweiger Innenstadt und ließ ältere Menschen die aktuellen Änderungen am Spiel League of Legends kommentieren. Die Texte legten er und seine Freunde den Interviewten mit deren Zustimmung in den Mund. „Das Video ist einfach explodiert. Nicht nur für meinen Kanal. Für das damalige Youtube grundsätzlich“, erinnert sich Knabe. Bis heute hat die erste Folge 2,9 Millionen Aufrufe.

Wie In Braunschweig aus Maximilian Knabe HandofBlood wurde

Sein Kanal wuchs. Zeitgleich studierte Knabe Wirtschaftsinformatik an der TU Braunschweig. Zumindest theoretisch. „Eigentlich nicht“, sagt er heute und lacht. Er genoss die Freiheit, die erste eigenen Wohnung mitten in Braunschweig, direkt am Schloßplatz. Damals lernte er Philipp Traub kennen, der als „Kutcher“ ebenfalls erfolgreicher Streamer ist, mit dem er in einer Vorlesung das erste Kanalkonzept erstellte. „Ich war damals kurz davor, aufzuhören“, sagt Knabe. „Philipp hat mich davon abgehalten.“ Ohne ihn würde es Handofblood heute vielleicht gar nicht mehr geben. „Ich bin den Weg damals allein gegangen“, sagt Knabe. „Aber Kutcher hat mich am Ball gehalten.“ Von Traub seien Inspiration und Unterstützung in vielen Aspekten gekommen. Die beiden sind bis heute eng befreundet.

„Ich bin den Weg damals allein gegangen. Aber Kutcher hat mich am Ball gehalten.“
Maximilan Knabe alias HandofBlood - über seie Freundschaft mit Philipp „Kutcher“ Traub

Formate wie Samstags-Shit, in dem Knabe und Freunde scheinbar zusammenhanglose Videos aufnahmen, entstanden, zweimal nahm Knabe nach durchzechten Nächten noch Videos auf. Dinge, die im heutigen Internet nur schwer funktionieren würden. „Damals war Youtube der wilde Westen“, erinnert der Influencer sich. Neben seriöseren Formaten wie Let‘s Plays und Anleitungsvideos für Charaktere in League of Legends, gehörten auch Dinge wie Samstags-Shit, aber auch expliziter Fäkalhumor zu seinem Repertoire. Garniert mit derben Beleidigungen untereinander. Knabe war ein junger Erwachsener, der seine Freiheit lebte und sich ausprobierte, ohne Rücksicht darauf, was die Nachwelt davon hielt. Dass Youtube das Millionenbusiness wurde, das es heute ist, war damals nicht abzusehen. Knabe aber bekam Aufmerksamkeit.

Von Youtube auf Twitch und zurück

2015 sprach ihn die Agentur Freaks4U-Gaming. Er bekam ein Angebot: Es ging um den Aufbau eines Teams, um League of Legends professionell in die Öffentlichkeit zu übertragen. Was heute der populärste E-Sport weltweit ist, war damals ein unbearbeiteter Acker. „Das steckte alles in den Kinderschuhen“, so Knabe. Seine Sturm-und-Drang-Phase blieb, er entwickelte sich damals aber zu einer kritischen Stimme in der jungen Branche. Knabe kritisierte damals bereits große Kolleginnen und Kollegen auf Youtube, wie Daggibee, Liont oder Bibis Beauty Palace. Es zog ihn auf die große Bühne: „Ich war damals der Rookie. Das waren ja schon Urgesteine.“ Knabe kritisierte fragwürdige Produktplatzierungen. Sachen, die er damals sagte, würde er heute nicht mehr so sagen. „Natürlich konnte man die Qualität der Produkte kritisieren. Aber heute gehen ganz andere Sachen ab.“ Er schämt sich nicht für seine damaligen Inhalte, die auch ab und an übers Ziel hinausschossen, sagt er. „Ich war dieser Typ Anfang zwanzig. Ich bin aber selbstkritisch, was das angeht.“ Heute würde er die Beiträge so nicht mehr aufnehmen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Er schätzte damals die Anarchie im Netz, ihm gefiel sein rebellisches Image. „Ich konnte ja auch wenig falsch machen. Irgendwie war ich immer der Gute. In der eigenen Community sowieso, aber auch in der öffentlichen Wahrnehmung.“ Er selbst professionalisierte seine Arbeit. Spätestens mit der Gründung von Instinct3 wurden seine Formate aufwändiger: Er spielte Gollum im gleichnamigen Viedospiel. Einmal verwandelte er einen Vorschlaghammer aus Stoff in einen Controller. Was ihm zum Teil auch internationale Aufmerksamkeit einbrachte, hatte Folgen: das Anarchische, das seine Videos auszeichnete, verschwand. „Ich war zunehmend fremdbestimmt.“ Zuletzt hatte er ein Team von zehn Personen, die sich um die Produktion seiner Videos kümmerten. Er wurde zur ausführenden Hand. Sein Team schätze er unendlich, sagt er. „Aber ich wollte wieder etwas anderes“, sagt er mit Blick auf den Jahreswechsel 2023/2024. Er traf eine Entscheidung: Der mehrfach ausgezeichnete Yotuber Handofblood, der seine Streams vor Jahren eingestellt hatte, wollte Twitch-Streamer werden. In Vollzeit.

Zurück zu HandofBloods Anfängen

Seinen Wechsel erklärte im Januar damit, dass er wieder mehr in der Szene sein wollte, er wollte „einfach zocken“, sagte er in dem Video. An den durchgeplanten, von ungezählten Youtube-Metriken getriebenen Videoformaten, verlor er den Spaß, wie er sagt. „Twitch hat das nicht. Das machst du auf und siehst links, wer streamt.“ Keine Algorithmen, keine ewige Optimierung der Formate. Einfach zocken. Mittlerweile folgen ihm 1,1 Millionen Menschen auf Twitch, seine Aufnahmen werden weiterhin auf Youtube geladen. Der Druck sei geringer. „Es war die richtige Entscheidung“, sagt er.

Auch interessant

Ganz zurück zur Anarchie geht er dann aber doch nicht. Er mimt weiterhin den Vereinspräsidenten von Eintracht Spandau, Präsident Knabe. Eine Figur aus Klischees von Sportfunktionären. Die Braunschweiger Löwen seien zwar nicht der einzige Grund für die Benennung gewesen, aber dennoch ein Teil der Inspiration. Eine andere Figur, die Knabe spielt, ist Sparkassen-Hänno. Eine Hommage an Peter Zwegat, mit der die Sparkasse wirbt, eine Institution des kleinen Anlegers. Ein Zeichen der Veränderung? Knabe lacht. „Es ist nicht die typische Sparkassen-Werbung. Aber man kann sagen, dass ich erwachsen geworden bin.“

Mehr wichtige Nachrichten aus Salzgitter lesen:

  • Salzgitters Lichtkreuz leuchtet wieder: Das steckt dahinter
  • So läuft die Sölter Altstadt-Kirmes in Salzgitter-Bad
  • Salzgitteraner ist einer der besten Pokerspieler der Welt
  • Aus nach 80 Jahren: Beliebter Laden in Salzgitter schließt
  • Wird das Brand-Grundstück in Salzgitter-Bad endlich bebaut?

Täglich wissen, was in Salzgitter passiert: