Braunschweig. Arbeiten über den Dächern von Braunschweig: Der 35-jährige Tim Althof ist stellvertretender Geschäftsführer im Restaurant „Überland“. Ein Interview.

Der gelernte Restaurantfachmann Tim Althof ist seit Anfang des Jahres stellvertretender Geschäftsführer des Überland. Wir haben uns mit ihm über seinen Werdegang und die Rolle von Tim Mälzer im Restaurant der Volksbank Brawo unterhalten. Dabei hat er auch verraten, was für ihn ein absolutes No-Go in der Gastronomie ist.

Wie war Ihr Weg in die Gastronomie?

Ich habe in der achten Klasse ein Praktikumbeim Italiener in unserem Ort gemacht. Das hat mich sehr fasziniert, und seitdem habe ich nie wieder etwas anderes gemacht. Für mich ist es das schönste Handwerk der Welt, weil wir damit Menschen glücklich machen.

Wie würden Sie das Konzept des Überland beschreiben?

Wir versuchen, größtenteils regionale Produkte zu verwenden, die nicht weiter als 80 Kilometer entfernt produziert wurden. Außerdem achten wir sehr auf qualitativ hochwertige Produkte. Ich würde unsere Küche zudem als kreativ und experimentell beschreiben.

Von der Speisekarte im Überland: das Gericht „Erntedank“ ist mariniertes und gesäuertes Feldgemüse, Blumenkohl, Champignons und Rosmarin-Popcorn.
Von der Speisekarte im Überland: das Gericht „Erntedank“ ist mariniertes und gesäuertes Feldgemüse, Blumenkohl, Champignons und Rosmarin-Popcorn. © bz | Peter Sierigk

Das Porträt des beliebten TV-Kochs Tim Mälzer hängt im Eingang zum Restaurant. Welche Rolle spielte er für das Überland?

Tim Mälzer ist für die Findung und Gestaltung des Speisekonzepts mitverantwortlich. Er achtet also darauf, dass die Zusammensetzung der Karte rund ist. Er hat zum Beispiel auch den veganen Ansatz mitgebracht. Jemand wie er, der viel reist, hat natürlich nochmal ganz andere Eindrücke, die er mit ins Überland einfließen lässt.

Welche sind Ihre drei Lieblings-Gastronomien?

Ich bin überall da gerne, wo es eine gute Weinkarte gibt – die muss auch nicht groß sein. Das steht für mich für gutes Essen, und ganz wichtig: Gut heißt nicht gleich teuer.

Was ist ihr Lieblingsgericht aus der Kindheit?

Gefüllte Paprikaschoten mit Hackfleisch, zubereitet von meiner Mutter. Das sind einfach die besten der Welt. Das ist ein Gericht, das nur sie so gut kann, und es ist bis heute mein absolutes Lieblingsessen. Ansonsten mag ich auch Tatar vom Rind sehr gerne.

Tim Althof ist der neue Gastgeber und stellvertretende Geschäftsführer im Überland.
Tim Althof ist der neue Gastgeber und stellvertretende Geschäftsführer im Überland. © FMN | Peter Sierigk

Gastronomie ist herausfordernd. Wie schaffen Sie den Ausgleich?

Ich bin Hobby-Schwimmer. Wenn möglich, bin ich zweimal die Woche im Hallenbad. Und ich gehe gerne klettern, aber das mache ich seit der Pandemie leider nicht mehr so häufig.

Was ist für Sie ein absolutes No-Go in der Gastronomie?

Ungepflegtes Personal ist für mich abschreckend, und ich fühle mich unwohl. Bei allem anderen bin ich toleranter. Aber saubere Kleidung, gepflegte Haare und Nägel sind für mich ein absolutes Muss.

Welche Art von Lokal fehlt Ihnen derzeit noch in der Region?

Eine Zigarren- und Weinbar, wo man sich bei einer Flasche Rotwein und Zigarre hinsetzen und entschleunigen kann. Ich kenne so eine Bar in Singapur, und das fehlt mir hier. Ich finde insgesamt, dass die Kultur des Genießens zurückgegangen ist. Die Menschen genießen heutzutage zu wenig.

Arbeiten Sie hier im Überland mehr in der Küche oder im Service?

Ich arbeite vornehmlich im Service. Ich springe aber auch mal in die Küche oder zur Spüle, wenn sie mich dort brauchen. Da bin ich mir für nichts zu schade. Alle Rollen sind in der Gastronomie wichtig. Es gibt für mich keine untergeordnete Arbeit.

Kreativ: geeistes Kürbis-Mousse mit marinierten Preiselbeeren und Schokoladen-Creme.
Kreativ: geeistes Kürbis-Mousse mit marinierten Preiselbeeren und Schokoladen-Creme. © bz | Peter Sierigk

Was sind die aktuellen Probleme im Tagesgeschäft?

Glücklicherweise keine! Wir haben zum Beispiel in den letzten Monaten einen tollen Fachkräftezuwachs gehabt. Die Leute, die neu an Bord kommen, pflege ich, da sie alle ihre ganz eigene Spezialisierung und Know-how mitbringen. Dass sie alle gerne im Überland arbeiten, zeigt mir, dass wir etwas richtig machen.

Worauf kommt es an?

Ich glaube, dass es ganz viel um Wertschätzung und ein freundliches Miteinander geht. Nur so kann man die Leute an sich binden und motivieren. Wir haben zum Beispiel drei Sommeliers, die hier arbeiten. Das gibt es in keinem anderen Restaurant der Stadt. Zudem arbeiten hier acht ausgebildete Restaurantfachkräfte. Wir müssen also nicht auf Quereinsteiger zurückgreifen.

Visitenkarte

Tim Althof wurde am 7. April 1988 in Minden in Nordrhein-Westfalen geboren. Der 35-Jährige beginnt nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Parkhotel „Upstalsboom“ in Emden. Nach Stationen auf Wangerooge und Rügen wechselt er an die Ostsee zum Schlossgut „Groß Schwanensee“ als Restaurantleiter. Im Anschluss wird er Maître im „Hotel Bergland“ in Sölden/Tirol. Nach weiteren Positionen im Bereich Event-Catering wird er General Manager beim „Partylöwen“ in Hannover. Seit dem 1. Februar 2023 ist er stellvertretender Geschäftsführer im „Überland“ Braunschweig. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag ab 17.30 Uhr, Willy-Brandt-Platz 18, Telefon: 0531 180534 10.

Dieser Artikel erschien erstmals am 21. Oktober 2023. Er wurde für diese Fassung erneut von unserer Redaktion durchgesehen und aktualisiert.