Peine. In Sachen Hebammen-Versorgung im Landkreis Peine gibt es gute Nachrichten. Was Schwangere über das Angebot wissen müssen.

Der Wunsch nach einem Baby, dann der positive Schwangerschaftstest, die ärztliche Bestätigung: Doch wie geht es weiter?„Spätestens in der sechsten Woche sollte die werdende Mutter zusehen, dass sie eine Hebamme findet, sie sind stark ausgelastet“, rät HebammeHeinke Duckeck aus Stederdorf. Beim Abtelefonieren habe man in der Regel spätestens beim fünften Anruf Erfolg.

Im Jahr 2019 wurde die Abteilung Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Klinikums Peine aufgelöst. Die Zahl der Geburten in dem Krankenhaus, das keinen Kinderarzt vor Ort und keine Frühchen-Station aufweisen konnte, war zu niedrig, um rentabel zu sein. Seitdem koordiniert die damals neu gegründete Hebammenzentrale des Landkreises die Begleitung der Frauen während der Schwangerschaft. Auf der Internetseite hebammenzentrale-peine.de sind derzeit 27 Hebammen gelistet, sie kümmern sich wohnortnah um Schwangerschaftsvorsorge, Wochenbett und Fragen rund ums Stillen. Auch Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse sowie Yoga für Schwangere werden angeboten.

Hebamme Heinke Duckeck macht auch Notbetreuung zu Hause.
Hebamme Heinke Duckeck macht auch Notbetreuung zu Hause. © Barbara Jonczyk

Wie ging es für die angestellten Hebammen des Klinikums nach dem Aus der Geburtshilfe weiter? „Teils sind sie in andere Kliniken gegangen, teils in Rente. Oder sie haben in die Hebammenzentrale gewechselt“, weiß Sonja Jäger, eine der beiden Geburtshelferinnen, die in der Zentrale beraten. Falls keine Hebamme gefunden wird oder zur Urlaubszeit sei die Zentrale eine Anlaufstelle für Fragen und Nöte.

Auch bei vielen Absagen gibt es Hilfe in Form einer Warteliste zur Wochenbettbetreuung: „Die verschicken wir einmal pro Woche mit Entbindungstermin und Wohnort an unsere Hebammen. Das funktioniert sehr gut, es hat sich immer eine gefunden“, sagt Jäger. Sie freut sich auch über den Zuwachs junger freiberuflicher Hebammen: „Im letzten Jahr haben wir drei neue gekriegt, die die Wochenbettbegleitung übernehmen können“.

Die Abdeckung mit Hebammen im Landkreis sei besser geworden, bestätigt auch Landkreis-Sprecher Fabian Laaß. Im Jahr 2020 hätten nur 17 auf der Liste der Zentrale gestanden gegenüber 28 heute. Aber die Zahl sei noch nicht in allen Bereichen ausreichend, sagt er mit Verweis auf das ausbaufähige Kursangebot. Dabei stehe ein Kursraum für Rückbildungskurse in der Zentrale in der Virchowstraße kostenlos zur Verfügung. Der Landkreis unterstützt die Niederlassung neuer Hebammen mit einer Prämie bis zu 5000 Euro und gewährt einen jährlichen Zuschuss für Fortbildungen.

Und wohin fahren die Peinerinnen zur Entbindung, wenn sich der Nachwuchs ankündigt? „Das hängt ab vom Wohnort. Braunschweig, Hildesheim, Salzgitter und auch Hannover werden dann angesteuert. Zum Beispiel das Marienstift in Braunschweig ist aktuell sehr beliebt“, sagt Sonja Jäger. Hausgeburten gäbe es kaum in Peine, sagt Kollegin Heinke Duckeck. Die hohen Haftpflichtbeiträge und der „wahnsinnige bürokratische Aufwand“ schreckten zudem die meisten Hebammen ab, außerklinische Geburtshilfe zu leisten. Geburtshäuser gäbe es in Braunschweig und Hannover, wo noch eine Eins-Zu-Eins-Betreuung von der ersten Schwangerschaftswoche bis zum Ende der Stillzeit möglich sei.

Bei schönem Wetter treffen wir zwei junge Mütter, die „müde sind und spazieren gehen und sich freuen, wenn die Babys schlafen“. Die beiden sind beste Freundinnen: Jaclin Münster, 28, hat am ersten April 2022 erfahren, dass sie schwanger ist mit Mattes, heute vier Monate alt. Vier Wochen später war es auch bei der 29-jährigen Paulina Sadowski soweit.

Beide riefen schon nach dem positiven Test Hebamme Cathrin Heiden aus Edemissen an. „Sie ist wie eine Mutti, die einen während der Schwangerschaft und danach begleitet und auch beim ersten Bad von Baby Mathilda mit dabei war“, meint Paulina Sadowski. Sie findet es schade, dass die Entbindung vor Ort nicht mehr möglich ist: „Ich wäre auch nach Peine gefahren“, sagt sie. So entschieden sich die Freundinnen aus Stederdorf für die Helios-Klinik in Gifhorn, auch, „um die Autobahn zu vermeiden“.

Seit 34 Jahren ist die heute 58-jährige Heinke Duckeck mit Leib und Seele Hebamme: „Ich habe damals mit einem Blutdruckmessgerät angefangen“, erzählt sie. Heute sei der Aufwand viel größer, auch bei der Betreuung im Wochenbett. Dennoch lautet ihr Fazit: „Hebamme zu sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung.“

Bei Fragen zu Schwangerschaft und Geburt hilft, berät und vermittelt die Hebammenzentrale, Kontakt aufnehmen kann man per E-Mail an hebammenzentrale@landkreis-peine.de.

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