Braunschweig. Die Polizeidirektion Braunschweig registriert deutlich mehr Straftaten. Sorge bereitet zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte und Automatensprenger.

Steigende Fallzahlen, ein leichter Rückgang der Aufklärungsquote und die Auswirkungen nach dem Ende der Pandemie prägten aus Sicht der Polizeidirektion (PD) Braunschweig die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022. Dabei wird deutlich, dass Kriminelle mit dem fortwährenden Wegfall von Corona-Beschränkungen offenbar auch immer mehr Möglichkeiten sahen, ihre Pläne in konkrete Taten umzusetzen.

So wirkte sich Kriminalität im Jahr 2022 in unserer Region aus.
So wirkte sich Kriminalität im Jahr 2022 in unserer Region aus. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

„Im gesamten Diebstahlbereich sehen wir eine Steigerung der Taten, durch vermehrte Tatgelegenheiten“, erklärte Polizeipräsident Michael Pientka. Insgesamt, so Pientka, könne man bei fast 70.000 registrierten Straftaten und einer Aufklärungsquote von wieder mehr als 62 Prozent dennoch von einer „sicheren Region“ sprechen, in der die Menschen zwischen Harz und Heide lebten. „Das Risiko Opfer oder Geschädigte(r) einer Straftat zu werden ist mit 6.120 Straftaten pro 100.000 Einwohner in 2022 leicht gestiegen“, teilte die Polizeidirektion mit, verwies aber zugleich auch auf den leicht höheren Landesdurchschnitt. „In Niedersachsen liegt das Risiko bei 6.528 Taten pro 100.000 Einwohner.“

Die Situation in der Region

In den Kreisen und kreisfreien Städten in unserer Region nimmt die Kriminalität wieder zu. Eine Ausnahme bildet der Kreis Helmstedt. In diesem wurden im Jahr 2022 weniger Straftaten, berechnet auf 100.000 Einwohner, registriert als im Jahr 2021. Das höchste Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, haben Einwohner der Stadt Braunschweig, danach folgt Wolfsburg. Am sichersten lebt man statistisch im Kreis Gifhorn.

Das waren die größten Polizeieinsätze 2022 in Helmstedt und Wolfsburg.

Was auffällig ist

Auch wenn Polizeipräsident Pientka den Anstieg der Kriminalität erwartbar nannte, in einigen Deliktfeldern ist er klar erkennbar, insbesondere im Vergleich zum Jahr 2021. Das gilt beispielsweise für die Kriminalitätsfelder Diebstahl, Körperverletzung und Raubdelikte sowie Sexualstraftaten. Große Schadenssummen entstanden auch, weil in der Regel ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger Trickbetrügern auf den Leim gingen. Pientka bezifferte die Summe auf rund drei Millionen Euro, weil Personen auf den sogenannten Enkeltrick oder auf „falsche Polizeibeamte“ hereinfielen.

Erst Anfang März war es in Braunschweig zur Messerattacke unter Jugendlichen gekommen.

Was alarmieren sollte

Und echte Polizistinnen und Polizisten? Sie werden auch in unserer Region immer öfter Opfer von Gewalt. So stiegen nicht nur die Fall-, sondern auch die Opferzahlen weiter an. Sie liegen laut PD auf einem neuerlichen Höchststand.

Polizeieinsatzkräfte sind häufiger Opfer von Gewalt.
Polizeieinsatzkräfte sind häufiger Opfer von Gewalt. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Polizeipräsident Pientka sagte hierzu: „Es ist alarmierend, dass die Zahl der Angriffe auf Einsatzkräfte kontinuierlich steigt. Es sind vorwiegend Alltagssituationen, wie Hilfeleistungen, Abklären von Sachverhalten oder auch Identitätsfeststellung, die eskalieren.“ 279 Beamtinnen und Beamte wurden verletzt.

Auch die Zahl der Attacken gegen Rettungs- und Feuerwehrkräfte nimmt zu. Hinter 39 Fällen stehen 67 Opfer, fast eine Verdopplung im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019. Tobias Thurau, Regierungsbrandmeister für den Bezirk Braunschweig und Vizepräsident des Landesfeuerverbandes in Niedersachsen, nannte die Zahlen gegenüber unserer Zeitung erschreckend. Dabei sind die Ereignisse der Silvesternacht 2022/2023 in die Statistik noch nicht eingeflossen. Laut einem Sprecher der Polizeidirektion seien diese Fälle noch nicht „endabschließend“ der hiesigen Staatsanwaltschaft übergeben worden. „Erst dann werden sie auch in der Statistik gezählt“, erklärte er.

Thurau sagte: „Wer Menschen attackiert, die anderen helfen wollen, sägt am Ende an den Grundfesten der Demokratie.“ Es sei nicht hinnehmbar, wenn Täter nicht unmittelbar nach der Tat für diese zur Rechenschaft gezogen würden. „Wir haben seit 2017 schärfere Gesetze, wenn es um den Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte geht. Diese müssen nur konsequent umgesetzt werden“, forderte Thurau.

Was aufschrecken sollte

Geldautomatensprengungen zwischen Harz und Heide haben zugenommen.
Geldautomatensprengungen zwischen Harz und Heide haben zugenommen. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Besorgniserregend ist zudem die wachsende Zahl an durchgeführten Geldautomatensprengungen. Diese nahm im Vergleich zu den Vorjahren nie dagewesene Formen an. Mit 21 Fällen verdreifachte sich die Anzahl nahezu im Vergleich zum Vorjahr. Nur bei zwei Taten musste der Tatversuch abgebrochen werden, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion unserer Zeitung.

Dass Kinder und Jugendliche wieder öfter zu Tätern wurden, stellt ebenfalls keine gute Entwicklung dar. Auch die drastische Zunahme von Straftaten im Zusammenhang mit dem Besitz von der Weiterverbreitung von kinderpornografischem Material gibt zu denken.

Was 2022 Hoffnung macht

Die Fälle von „Cyber“-Crime sind erstmals seit Jahren wieder rückläufig, ebenso wie Fälle von Vermögensbetrug und Fälschungsdelikten, hob Polizeipräsident Pientka hervor. Zudem konnten bei den registrierten 55 „Straftaten gegen das Leben“ sämtliche Mord- und Totschlagsdelikte aufgeklärt werden.

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