Braunschweig. . Die Statistik für 2018 zeigt aber: Einbrüche, häusliche Gewalt und Kriminelle, die sich als Polizisten ausgeben, bereiten Sorgen.

Wenn das wirklich so stimmt, dann Respekt für die gute Arbeit der Polizei.

Das schreibt Jörg Masche auf unseren Facebookseiten.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle.

Das Leben in unserer Region wird sicherer: Die Zahl der Straftaten zwischen Harz und Heide ist im dritten Jahr in Folge gesunken. Im vergangenen Jahr gab es 69.272 Straftaten. Das waren knapp 700 Fälle weniger als im Jahr zuvor und entspricht einem Rückgang von einem Prozent.

Zum Vergleich: 2008 gab es noch mehr als 81.000 Straftaten im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig. Ihr Zuständigkeitsbereich liegt in den Landkreisen und kreisfreien Städten zwischen Gifhorn und Goslar.

Ebenfalls erfreulich: Die Polizei fasst etwas mehr Täter. Die Aufklärungsquote lag 2018 bei 62,2 Prozent. Das ist eine sehr leichte Zunahme um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2008 waren es allerdings noch 57 Prozent. Das zeigt: Über einen längeren Zeitraum hinweg gesehen hat die Polizei in unserer Region die Qualität ihrer Arbeit gesteigert – bei gleichbleibender Personalstärke. Polizeipräsident Michael Pientka sagte: „Wir haben etwa 3000 Mitarbeiter. Die Zahl ist seit Jahren konstant.“ Pientka sprach am Freitag bei der Vorstellung der Zahlen von einem „historischen Tiefstand der Straftaten“.

Kriminalitätsstatistik in der Region Internet-01.jpg
© Jürgen Runo

Besonders sicher leben die Menschen im Landkreis Wolfenbüttel. Hier gab es 3754 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Das ist der Top-Wert in ganz Niedersachsen. Der Landkreis Gifhorn liegt mit 3935 Straftaten in Niedersachsen auf Rang vier. Braunschweig ist mit 9211 Straftaten pro 100.000 Einwohner am unsichersten in der Region. Die Stadt liegt fast ein Drittel über dem Niedersachsen-Wert. Kein Wunder, sagte Pientka, in Großstädten böten sich Kriminellen ungleich mehr Möglichkeiten. Der Polizeipräsident sprach von „Tatgelegenheitsstrukturen“. Bis auf Salzgitter, Wolfsburg und den Kreis Goslar gingen die Straftaten zurück. In Salzgitter waren es gute 6000 Straftaten, in Goslar 6460 und in Wolfsburg 7333. Pientka: „Wir leben in einer sicheren Region.“

Sorgen bereiten die hohe Anzahl der Wohnungseinbrüche, die häusliche Gewalt, die Autodiebstähle und die zunehmenden Fälle, in denen sich Täter als Polizisten ausgeben.

Mord, Totschlag:

Die Straftaten gegen das Leben stiegen um 22 Prozent auf 54 Fälle – eine immense Steigerung. Gerade dieser Wert schwankte in den vergangenen Jahren immer sehr stark. Der Schnitt der vergangenen zehn Jahre liegt bei 59 Taten pro Jahr. 91 Prozent der Fälle von Mord und Totschlag wurden aufgeklärt. Die Polizei setzt häufig Sonderkommissionen ein.

Wohnungseinbrüche:

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging zwar um 1,2 Prozent zurück. Sie liegt mit 1662 Fällen aber immer noch auf einem hohen Niveau. Und: Die Aufklärungsquote liegt bei lediglich 20,5 Prozent. „Wir investieren viel in den Bereich der Prävention“, sagte Pientka. Die Polizei will die Bevölkerung sensibilisieren, die eigene Wohnung besser zu sichern. Laut Pientka sind 22 Prozent der Tatverdächtigen Albaner.

Autodiebstahl:

Hier sprach Polizeipräsident Pientka von einem „tollen Erfolg“. Die 425 Taten im vergangenen Jahr sind der niedrigste Wert überhaupt in unserer Region. Und doch ist das nach der Region Hannover immer noch der zweithöchste Wert in Niedersachsen. Die gute Verkehrsanbindung über die A2, die A39 oder der A7 wird der Region zum Verhängnis. Ebenso die Tatsache, dass es in der Region besonders viele hochwertige Autos gibt. Laut Pientka kommen von den 99 ermittelten Tatverdächtigen 70 aus dem Ausland, der Großteil von ihnen aus Osteuropa.

Sexualdelikte:

Es gab 12,5 Prozent mehr Sexualdelikte. Die Zunahme auf 905 Fälle hängt laut der Polizei damit zusammen, dass sexuelle Belästigungen wie etwa das Angrapschen nach einer Gesetzesänderung in größerem Umfang als Straftat verfolgt werden. Die Anzahl der angezeigten Vergewaltigungen fiel von 149 Fällen in 2017 auf 128 Taten im vergangenen Jahr.

Häusliche Gewalt:

Die Fälle häuslicher Gewalt nahmen um satte 21 Prozent auf 2700 Fälle zu. Von den Opfern waren mehr als drei Viertel Frauen. Pientka sah eine gestiegene Anzeigebereitschaft als Ursache für den Anstieg und appellierte an Angehörige und Nachbarn, häusliche Gewalt frühzeitig der Polizei zu melden. Dies sei im Sinne der Opfer und auch der Kinder, die in Haushalten mit Gewalt leben müssten. Der Polizeipräsident sagte: „Die häusliche Gewalt kommt aus dem Dunkelfeld heraus.“

Enkeltrick und falsche Polizeibeamte:

Das Landeskriminalamt hatte unlängst vor allem ältere Menschen vor falschen Polizisten gewarnt – nun legt die Polizeidirektion Braunschweig nach. Kriminelle, die sich am Telefon als Polizeibeamte ausgeben, brachten alte Menschen im vergangenen Jahr allein in unserer Region um Erspartes in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Pientka sagte: „Die Polizei ruft nie von der Nummer 110 aus an. Und sie verlangt am Telefon weder Bargeld noch Schmuck.“ Die Masche mit dem falschen Polizisten läuft dem Enkeltrick mehr und mehr den Rang ab. Aber auch beim Enkeltrick ergaunerten die Trickdiebe, die häufig von Callcentern aus der Türkei anrufen, im vergangenen Jahr in unserer Region eine gute halbe Million Euro.