Berlin. Ein Twitter-Nutzer postet jede Bewegung von Elon Musks Privatjet. Doch der Boss der Plattform will seinen Verfolger gewähren lassen.

Man muss das Geld zum Fenster hinauswerfen, damit es durch die Vordertür wieder hineinkommt. Für 44 Milliarden Dollar hat Tech-Milliardär Elon Musk gerade Twitter gekauft. Für den erfolgreichen Deal hat er sich belohnt: Nein, nicht mit einem Aftershave oder einer Sportuhr, sondern einem größeren Gerät.

Ein neuer Privatjet musste her. Das berichten übereinstimmend US-Medien wie „Business Insider“, aber auch die bestens in der Branche vernetzte PR-Agentur Private Jet Media. In Savannah (US-Staat Georgia) orderte Musk demnach für 78 Millionen Dollar eine Gulfstream G700. Geliefert wird im Frühjahr.

Elon Musks Flugzeug: Modernste Kabine, 13 Betten

Laut Gulfstream Aerospace hat das neueste Modell die „geräumigste, innovativste und flexibelste Kabine der Flugzeugindustrie“. 19 Passagiere haben darin Platz, 13 davon können sich zu Bett legen. Das Cockpit hat zehn Touchscreens und ein sogenanntes Head-up-Display, wie es in der Ausstattung sonst nur in Kampfjets zu finden ist. Das Anzeigensystem erlaubt es dem Piloten, wirklich alles im Blick zu haben.

Soll es mal schnell nach Hongkong gehen, muss keine Zeit bei lästigen Tankstopps vergeudet werden: Die Gulfstream hält 27 Stunden nonstop durch. Es ist angeblich der fünfte Privatjet des 51-jährigen Musk. Seinen ersten, eine Dassault Falcon 900, kaufte er 2004 mit 33 Jahren.

Die Flüge von Elon Musks, Privatjet, hier in Belgien, können im Internet verfolgt werden.
Die Flüge von Elon Musks, Privatjet, hier in Belgien, können im Internet verfolgt werden. © picture alliance/dpa | KURT DESPLENTER

Elon Musks Privatjet: Plagegeist verfolgt ihn weiter

Seinen Problemen kann der Multiunternehmer (Tesla, Space-X) aber auch mit der neuen Maschine nicht entkommen. Jack Sweeney ist ein 20-jähriger Student und Software-Entwickler aus Florida und verfolgt Musk derzeit wie eine Stechmücke einen Büffel. Bei Twitter veröffentlicht Sweeney jede Flugbewegung des gebürtigen Südafrikaners, der aktuell meist mit seiner Gulfstream G650 fliegt.

Sein Ziel ist es, Musk als Klimarowdy anzuprangern. Besonders in die Kritik geriet ein Neun-Minuten-Flug zwischen den kalifornischen Flughäfen San Francisco und San José. Musk bot Sweeney 5000 US-Dollar, wenn er mit der Verfolgung aufhört. Sweeney verlangte 50.000 und einen Praktikumsplatz bei Tesla.

Die Einigung blieb aus. Sweeney twittert weiter. Musk fliegt dagegen weiter, zuletzt am Montag von Austin nach San Francisco (16 Tonnen CO2; Sprit für 10.296 Euro). Seit er mit seiner Mutter Maye auf der Party von Heidi Klum in New York Halloween feierte, flog er hin und her wie eine Flipperkugel: San José, San Francisco, Washington, wieder New York.

Elon Musk mit Mutter Maye auf der Halloween-Party von Heidi Klum in New York – seither stand sein Flieger kaum still.
Elon Musk mit Mutter Maye auf der Halloween-Party von Heidi Klum in New York – seither stand sein Flieger kaum still. © dpa | Evan Agostini

Musk will seinen „Verfolger“ nicht bei Twitter sperren

„Ich habe jedes Recht, den Aufenthaltsort seines Jets zu posten“, sagt Sweeney. ADS-B-Daten, mit denen Flugbewegungen dargestellt werden, seien öffentlich, jedes Flugzeug weltweit müsse sie zur Verfügung stellen – sogar die Präsidentenmaschine Air Force One.

Aber Moment – der kleine David piesackt den großen Goliath über Twitter? Da sollte es doch als neuer Besitzer des Kurznachrichtendienstes Musks erste Amtshandlung sein, das Twitter-Konto des Studenten kaltzustellen. Doch Sweeney bleibt cool. „Mir war immer klar, dass er das nicht so einfach tun wird“, schreibt er via Instagram. „Es wäre ein Gesichtsverlust. Er würde lächerlich dastehen.“

Und tatsächlich: Jetzt machte Musk deutlich, dass er Sweeney nicht von der Plattform wirft. „Meine Verbundenheit zur Meinungsfreiheit geht so weit, dass ich auch einen Account, der mein Flugzeug verfolgt, nicht verbannen werde, selbst wenn er ein direktes und persönliches Sicherheitsrisiko darstellt“, schrieb er.

Klimasünder von Drake bis Kim Kardashian alle aktuell unterwegs

Überhaupt ist Sweeney nicht der einzige Promi-Privatjet-Jäger bei Twitter. Unter Profilen wie "Celebrity Jets" lässt sich verfolgen, dass Rapper Drakes Jet am Mittwochmorgen in elf Minuten von Hamilton nach Toronto flog (beides in Ontario, Kanada; CO2: 4 Tonnen). Sein Rap-Kollege Travis Scott brauchte 51 Minuten von Rio de Janeiro nach São Paulo.

Scotts Quasi-Schwägerin Kim Kardashian hob für 28 Minuten innerhalb Kaliforniens ab, als es sie von Camarillo nach Long Beach zog. In 17 Minuten flog Tom Cruise in Florida von Palm Beach ins benachbarte Fort Lauderdale. Auch Ex-Baseballer Alex Rodriguez, Ex-Boxer Floyd Mayweather, Kosmetikqueen Kylie Jenner und Countrysänger Blake Shelton jetteten umher.

Den Rekord dürfte allerdings niemand geringeres als Taylor Swift halten. Swifts Jet startete von Januar bis Juli 170-Mal. Ihre Emissionen sind damit 1100-mal höher als bei Durchschnittsamerikanern. Der Vorwurf sei „eklatant falsch“, versuchte ihr Sprecher abzuwiegeln. Meistens säße die Sängerin gar nicht in ihrem Flieger. Für das Klima bedeutet das jedoch keinen Unterschied.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.