Peking. Mit einer Modellflut will VW in China Marktanteile gewinnen. Die Autos werden dort entwickelt, um den Geschmack der Kunden zu treffen.

„In China, für China“ – unter diesem Motto will VW auf seinem wichtigsten Markt China verlorenen Boden gut machen. An dieser Strategie rütteln wohl auch die ungeheuren Vorwürfe nicht, dass nach „Spiegel“- und ZDF-Recherchen aus China stammende Hacker über Jahre bestrebt waren, technisches Know-how der Wolfsburger abzugreifen. Stattdessen ziehen die Wolfsburger auf der Messe „Auto China 2024“ in Chinas Metropole Peking in diesen Tagen ein großes Spektakel auf, das zeigen soll: Wir sind hier, wir wollen zusätzliche Marktanteile, wir wollen zurück zu alter Stärke.

VW als Automacht, das gilt in China zwar noch für die Verbrennermodelle. Wenn es um die zukunftsgerichteten E-Autos geht, fahren die Wolfsburger dagegen dem Wettbewerb hinterher. Die kommen vor allem aus dem Reich der Mitte. Marken wie BYD haben inzwischen auch in Deutschland einen Namen. Seit knapp zwei Jahren ist es nun Ralf Brandstätters Mission, das Ruder herumzureißen. Der ehemalige Chef der Marke VW, der aus unserer Region stammt und bei VW quasi groß geworden ist, gibt im Reich der Mitte die Richtung vor.

VW China koppelt sich stärker von Wolfsburg ab

Der Kern dieser Strategie: Eine fortschreitende Abkopplung von Wolfsburg, stattdessen mehr Entwicklung, Produktion, Partnerschaften in China. Etwa mit dem chinesischen Hersteller und Software-Experten Xpeng, an dem VW inzwischen beteiligt ist. So entstehen neue, rein auf den chinesischen Markt zugeschnittene Modelle, entsprechend eine neue Plattform für die Fahrzeuge. Mit der neuen Untermarke ID.UX will die Marke VW gezielt jüngere Kunden ansprechen. Das machte VW-Markenchef Thomas Schäfer deutlich.

Vorstellung ID.Code

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    Dafür entsteht in Hefei, der Hauptstadt der Provinz Anhui, ein großes Entwicklungszentrum, in dem die automobile Zukunft für den wichtigsten VW-Markt entworfen wird. Das soll in „China speed“ geschehen, der chinesischen Geschwindigkeit: Autos sollen künftig in zwei Drittel der bisherigen Entwicklungszeit auf den Markt gebracht werden. So wollen die Wolfsburger Schritt halten mit dem gallopierenden Wettbewerb.

    VW stellt Konzept-SUV vor, das autonomes Fahren beherrscht

    Wie diese Fahrzeuge aussehen, zeigt VW in Peking am Beispiel des Konzeptautos ID.Code. Das rein elektrische, große SUV verfügt über digitale Anwendungen und soll auch das autonome Fahren auf dem Level 4 beherrschen. Soll heißen: Der Fahrer ist nur noch Passagier, er oder sie kann während der Fahrt lesen, schlafen oder am Handy spielen.

    Vorstellung ID.Code

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      Bis 2030 will die Marke VW in China 16 reine Stromer anbieten, darunter fünf Modelle der neuen Untermarke ID.UX. Ab 2026 sollen zudem vier zusätzliche Billig-Stromer auf der neuen China-Plattform entstehen. Das war es aber noch nicht: Die Wolfsburger kündigten an, dass sie auch die Verbrennerflotte pflegen werden. So sollen bis 2030 zwölf neue Verbrenner vorgestellt werden. Außerdem will der Autobauer stärker im Geschäft mit Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen mitmischen. Sechs Modelle sind in diesem Segment geplant. Nun müssen nur noch die chinesischen Kunden anbeißen.

      Andreas Schweiger berichtet von der Motorshow in Peking

      Aktuell läuft in Peking die Motor-Show. Auch für VW und damit für die Region Braunschweig-Wolfsburg sind die Messe und ihre Themen von Bedeutung. Daher ist Andreas Schweiger als Ressortleiter Wirtschaft der Braunschweiger Zeitung für uns live vor Ort und berichtet aus Peking über die neusten Trends, Entwicklungen und Hintergründe.