Braunschweig. Das Braunschweiger Unternehmen „The Why Guys“ berät seit fast sieben Jahren Betriebe aus der Region mit einem besonderen Konzept.

Stanford, Potsdam, Braunschweig. In dieser Reihenfolge erreichte die Methode Design-Thinking unsere Region. Hierbei geht es um einen menschenfokussierten Ansatz, um neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln.

Die Welt wird immer komplexer – Unternehmen, Vereine und Stiftungen stehen aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen und politischer Veränderungen vor einem wachsenden Veränderungsdruck. Design-Thinking soll ihnen helfen.

Design-Thinking wurde an der Stanford Universität in den USA entwickelt

Ursprünglich ist Design-Thinking an der Stanford Universität in den USA entwickelt worden, um Produkte und Dienstleistungen kundenorientierter zu gestalten. Inzwischen ist es ein Ansatz, mit dem Transformationsprozesse in der Gesellschaft und der Wirtschaft vorangetrieben werden können. Dabei stehen Nutzerwünsche und -bedürfnisse im Zentrum.

Cedric Lachmann, Gründer der Unternehmensberatung The Why Guys aus Braunschweig
Cedric Lachmann, Gründer der Unternehmensberatung The Why Guys aus Braunschweig © FMN | The Why Guys

Nicht der Mensch passt sich dem Produkt an, sondern die konkreten Bedürfnisse der Menschen führen zu Produkten und Dienstleistungen, die ihr Leben einfacher machen. Der Gründer des Software-Unternehmens SAP, Hasso Plattner, hat diese Methode an der Stanford University in den USA gelernt und sie nach Deutschland gebracht, um sie an seinem Institut in Potsdam weiterzugeben.

Cedric Lachmann ist großer Fan dieser Methode. Sie ist die tragende Säule seiner Braunschweiger Unternehmensberatung „The Why Guys“. Der Name erinnert an die deutsche Pop-Band „The Wise Guys“. „Diese Anspielung hatten wir aber nicht im Sinn“, sagt er. Die zentrale Frage des Desing-Thinking-Modells nach dem Warum habe die Gründer eher zur Namensgebung getrieben. „Es stand auch kurz der Name ‚Double Diamonds‘ im Raum – dazu haben wir aber die Rückmeldung erhalten, dass es nach einem Nagelstudio klinge“, erzählt er von den Anfängen.

Braunschweiger Firma berät nach amerikanischem Ansatz

„Was uns ausmacht, ist unsere regionale Verwurzelung“, sagt Lachmann. Der 33-Jährige ist Braunschweiger und wohnt mit seiner Familie in Mascherode. Seinen Bachelor in Maschinenbau hat er an der Ostfalia-Hochschule in Wolfenbüttel gemacht, seinen Master in dem Fach Technologie-orientiertes Management an der TU Braunschweig. Während seines Masterstudiums habe er sich vor allem für die Frage interessiert, wie Menschen gut miteinander arbeiten könnten und was sie dazu bräuchten.

Lachmann belegte ein Seminar zum Thema Design-Thinking. Dozent war Paul Endrejat, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie an der TU Braunschweig. Er hat die Methode am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam gelernt und nach Braunschweig gebracht.

Inzwischen führen sie gemeinsam das Braunschweiger Unternehmen The Why Guys. Seit fast sieben Jahren beraten sie mit ihrem Team Unternehmen und Organisationen bei Veränderungsprojekten. Ihre Kunden sind große Konzerne wie Siemens, Volkswagen und die Salzgitter AG, aber auch Vereine, Mittelständler und regionale Stiftungen. Im Bültenweg in Braunschweighaben sie eine 250 Quadratmeter große Fläche mit Büros und Workshop-Flächen angemietet. Bereiche davon vermieten sie als Co-Working-Spaces.

Mit diesen sechs Phasen zum neuen Produkt oder zur neuen Dienstleistung

Die Frage „Warum?“ steht im Zentrum ihrer Beratungsstrategie. Nicht die Lösungen stehen am Anfang ihrer Beratungen im Fokus, sondern der Mensch. Beispiel: Am Anfang des Design-Thinking-Prozesses steht eine Herausforderung und damit einhergehend eine „How-might-we-Frage“. Die Herausforderung könnten Cyberangriffe auf Bankensysteme sein. Die How-might-we-Frage daraufhin: „Wie können wir Cyberangriffe auf die Systeme der Bank xyz verhindern“. Anschließend würden die sechs Phasen des Modells durchlaufen:

1. verstehen – das Problem genau definieren,

2. beobachten – Bedürfnisse des Menschen verstehen,

3. Synthese – was haben wir gelernt,

4. Ideen entwickeln,

5. Prototyp entwickeln und

6. Testen der Produkte.

Die Bürgerstiftung Braunschweig hat in den vergangenen zwei Jahren sechs Workshops bei den Why Guys gebucht. Im Rahmen des Programms „Held*innenSchmiede – Kinder von Hauptschulen für Technik begeistern“ begleitet die Stiftung Schülerinnen und Schüler zweier Braunschweiger Hauptschulen von der 5. bis zur 8. Klasse mit Workshops und Projekten. „Das Besondere an der Methode der Why Guys ist die menschliche Ebene. Die Schülerinnen und Schüler haben intensiv gelernt, sich in andere hineinzuversetzen und erlebt, was sich ändert, wenn sie sich und die Wirkung ihres Verhaltens reflektieren“, sagt Sonja Ahola, Projektkoordinatoren bei der Bürgerstiftung.

Braunschweiger Beratungsunternehmen The Why Guys will überregional durchstarten

Die Firma The Why Guys beschäftigt inzwischen acht fest angestellte Mitarbeitende in Vollzeit und Teilzeit. 2023 haben sie einen Umsatz von rund 350.000 Euro gemacht. Die aktuelle Wirtschaftslage bekomme die Braunschweiger Firma zu spüren: „Kunden haben Veränderungsdruck, sind aber häufig noch zurückhaltend“, berichtet Lachmann.

Das Unternehmen ist Teil des Beraternetzwerkes der Transformationsagentur Niedersachsen – Träger sind unter anderem die IG Metall und der Arbeitgeberverband Niedersachsen-Metall. Dort können sich Automobil- und Zulieferer-Unternehmen für Förderungen bewerben und bis zu 10.000 Euro für ihre Transformationsprojekte in Anspruch nehmen.

Lachmann und sein Team wollen in den kommenden Jahren über die 38-Region hinaus bekannter werden und überregionale Projekte begleiten. „Wir wollen unseren Hafen hier in Braunschweig noch sicherer machen und von hier aus dann Boote ausschicken“, sagt der 33-Jährige.