Wolfsburg. Der Erfolg der Altersteilzeit ist wichtig, damit der Autobauer seine Renditeziele erreicht. Daher sind weitere Öffnungen im Gespräch.

Um die wirtschaftlichen Ziele des „Performance-Programms“ bei VW zu erreichen, kommt es ganz besonders auf den Erfolg der Altersteilzeit an. Das sagte VW-Personalvorstand Gunnar Kilian im Gespräch mit unserer Zeitung. Geöffnet ist die Altersteilzeit bereits für den Jahrgang 1967. „Die Frage, wie wir mit dem Jahrgang 1968 planen, wird sich im Lauf des Jahres stellen“, sagte er.

Das Performance-Programm wurde zwischen Unternehmen und Betriebsrat vereinbart. Ziel ist unter anderem, die Personalkosten im indirekten Bereich – in den Bürojobs – um 20 Prozent zu senken und die Rendite der Marke VW zu heben. Kilian betonte erneut, dass dies nicht aus Selbstzweck geschehe.

Gleichzeitigkeit der verschiedenen Investitionen ist für VW neu

„Eine Umsatzrendite von 6,5 Prozent ab 2026 ist elementar, um uns zukunftsfest aufzustellen und die für die Transformation notwendigen Investitionen finanzieren zu können.“ Kilian verwies auf die Herausforderung, nicht nur in eine Technologie investieren zu müssen. „E-Mobilität, moderne Verbrenner, auch mit Hybridisierung, und neue Geschäftsfelder wie die Batterieproduktion: Diese Gleichzeitigkeit ist einmalig“, sagte er.

Die 20-Prozent-Zielvorgabe bei den Personalkosten sei nicht gleichzusetzen mit einem Personalabbau in derselben Höhe. Stattdessen gibt es verschiedene Stellhebel, etwa den im vergangenen Jahr verhängten Einstellungsstopp oder den erschwerten Zugang zur Entgeltgruppe Tarif Plus.

VW will auf Beschäftigte zugehen

Der größte Stellhebel ist aber die Altersteilzeit. „Wir rechnen mit einer Annahmequote von etwa 70 Prozent eines Jahrgangs“, sagte Kilian. Dies sei ein Erfahrungswert aus vorangegangenen Programmen. „Aber eines ist besonders wichtig: Je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Angebot annehmen, desto schneller erreichen wir unsere Ziele.“

Daher sollen Beschäftigte nun gezielt angesprochen werden. Das Unternehmen will also nicht abwarten. „Die Altersregelung von Volkswagen ist ein sehr attraktives Angebot. Daher ist die tarifvertragliche Regelung zur Altersteilzeit auch eine Chance“, sagte er.

VW plant kein umfassendes Abfindungsprogramm

Er sei zuversichtlich, dass die Altersteilzeit-Ziele erreicht würden. Aus dem Jahrgang 1967 könnten etwa 4000 Beschäftigte der VWAG, dazu gehören die VW-Fahrzeug- und Komponentenwerke Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Emden, Hannover und Kassel, Altersteilzeit in Anspruch nehmen. „Es gibt bereits eine deutlich erhöhte Nachfrage“, sagte Kilian.

Dass die Leistungen aus der Altersteilzeit erhöht werden, um den Anreiz für die Belegschaft zu erhöhen, schloss Kilian aus. „Das wird nicht notwendig sein“, sagte er. Ein umfassendes Abfindungsprogramm werde es ebenfalls nicht geben. „Wir gehen hier nicht nach der Rasenmähermethode vor. Stattdessen werden wir nur punktuell Aufhebungsverträge anbieten“, erläuterte der Personalvorstand. „Das geschieht nicht großflächig.“

Interner Arbeitsmarkt bei VW soll gestärkt werden

Nach seinen Angaben erfordert der geplante Personalabbau ein hohes Maß an Organisation. Denn
Stellenabbau heiße nicht immer automatisch Tätigkeitsentfall. Wenn Stellen nachbesetzt werden müssten, solle dies durch interne Personalketten geschehen, sodass dann eine andere Stelle entfallen könne. Kilian: „Wir werden deshalb unseren internen Arbeitsmarkt stärken. Denn wir haben genug Know-how an Bord, um diese Tätigkeiten in Zukunft auch mit weniger Personal erfüllen zu können.“ Damit meint er vor allem Qualifizierungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Einsatz in einer neuen Position.

Trotz des Einstellungsstopps werde es nicht gelingen, gänzlich darauf zu verzichten, Fachkräfte von außen einzustellen. Als Beispiel nannte Kilian die im Aufbau befindliche Batteriefabrik in Salzgitter. Dort würden zum Beispiel Chemiker benötigt, die intern schwer zu finden seien. Auch in diesem Fall gilt also: keine Regel ohne Ausnahme. Kilian unterstrich aber: „Wir gehen dabei sehr diszipliniert vor.“

Nach seinen Angaben erfolgt der erste Kassensturz zur Altersteilzeit Ende des ersten Quartals. „Dann können wir die ersten validen Ergebnisse sehen.“