Berlin. Einen SUV in der französischen Hauptstadt zu parken, wird künftig teuer. Deutsche Städte stehen dem Vorbild nicht abgeneigt gegenüber.

Fast jeder zweite Neuwagen ist weltweit ein SUV. Der Trend zum Geländewagen – auch und gerade in der Stadt – ist ungebrochen. Sie sind groß, schwer, teuer, aufwendig konstruiert, und zumindest mit einem klassischen Verbrennermotor machen sie es schwer, die Klimaziele zu erreichen. Denn diese stoßen nach Angaben der „Internationalen Energie-Agentur“ im Schnitt 20 Prozent mehr Kohlendioxid als Limousinen aus.

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Jetzt hat Energie-Agentur-Chef Fatih Birol weltweit dazu aufgerufen, den Trend zu stoppen: nicht zwingend mit Verboten, aber auf jeden Fall mit marktwirtschaftlichen Strafen. Fahrer von SUV sollen verstärkt zur Kasse gebeten werden. Sie sollen höhere Steuern und Parkgebühren zahlen. Der Vorreiter dieser Entwicklung ist Paris.

SUV-Abstimmung in Paris: Bürgerbefragung über drastische Gebühren

In Frankreichs Hauptstadt stand am Sonntag eine Bürgerbefragung an: Die Stadtverwaltung wollte von den Parisern die Zustimmung dafür, für SUV dreimal so hohe Parkgebühren wie für gewöhnliche Autos zu verlangen. Die hat sie bekommen, wenn auch denkbar knapp: Circa 54,5 Prozent sprachen sich für die Verteuerung aus. Im Zentrum der Stadt liegt die Parkgebühr ab September damit bei 18 statt 6 Euro pro Stunde. In den Außenbezirken 12 statt 4 Euro.

Die Abstimmung, die natürlich auch in Deutschland mit großem Interesse verfolgt wurde, zeichnet allerdings kein so deutliches Bild, wie das die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hinterher erklärte: „Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung, viele Städte werden sicher nachziehen. Sie wollen diesen schweren Autos in den Straßen den Platz nehmen, aus Umweltgründen und wegen der Sicherheit“. „Die Pariser“ sind tatsächlich eine kleine Minderheit, nur rund sechs Prozent der Bevölkerung nahmen an der Abstimmung teil.

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Das Ergebnis ist damit also kaum repräsentativ. Des Weiteren sollen den Sondertarif in der französischen Hauptstadt ausschließlich Besucher bezahlen. Die Touristen-Metropole bittet ihre Gäste zu Kasse. Anwohner sind ausgenommen, genauso wie Handwerker und Pflegedienste.

SUV: Auch in Deutschland wird über die schweren Wagen diskutiert

Robust gezeichneter Geländewagen: Womöglich in Zukunft nur noch auf ländlichen Schotterpisten zu finden?
Robust gezeichneter Geländewagen: Womöglich in Zukunft nur noch auf ländlichen Schotterpisten zu finden? © dpa-tmn | BYD

Paris ist auch der Sitz der Energie-Agentur. Ihr Chef Birol wandte sich in der französischen Zeitung „Les Echos“ an die Regierungen. Sie sollen die wachsende Verbreitung von SUV-Fahrzeugen stoppen. Nicht nur mit höheren Steuern oder Abgaben. Der Staat solle Kunden vielmehr vom Kauf abraten.

In Deutschland wird schon seit Jahren über das Thema SUV diskutiert. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) etwa sprach sich ebenfalls dafür das, das Parken teurer zu machen. Die Pariser Bürgerbefragung zeige, dass die Debatte um den knappen öffentlichen Raum und eine angemessenere Bepreisung fürs Parken geführt werden müsse, sagte er.

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Der ADAC hält höhere Parkgebühren dagegen für keine geeignete Lösung. Betroffen davon wären auch Fahrzeuge, bei denen es sich nicht um klassische SUV handelt. Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund ist nicht überzeugt. Eine Staffelung von Parkgebühren nach Fahrzeuggröße sei in der Praxis schwer umzusetzen und werde bislang von nur wenigen Städten angestrebt. Passend dazu: Es wurde bisher nicht erklärt, wie die Überwachung der neuen Parkgebühren in Paris genau funktionieren soll.