Berlin. Fisch ist nicht gleich Fisch. Nicht nur beim Geschmack gibt es zum Teil große Unterschiede. Worauf Sie schon beim Kauf achten sollten.

Fisch gilt als gesunde und schmackhafte Speise: Schon Kinder lieben Fischstäbchen, die wegen Schadstoff-Belastungen aber derzeit etwas in die Kritik geraten sind. Doch auch bei unpaniertem Fisch gibt es einiges zu beachten. Denn die Überfischung der Meere, grausame Fangmethoden sowie Beifänge von Delfinen oder Meeresschildkröten sind eine ernstzunehmende Belastung für die Umwelt. Worauf sollte man beim Fischkauf achten?

Für die Naturschützer des World Wild Fund for Nature (WWF) ist die Antwort eindeutig: „Aus ökologischer Sicht kann man heute noch mit gutem Gewissen Fisch essen, wenn man Herkunft und Fangmethode berücksichtigt“, sagt Philipp Kanstinger, Fischereiexperte beim WWF Deutschland, unserer Redaktion. Wichtig aber: „Vor dem Fischeinkauf sollte man sich informieren, welche Fischbestände gesund sind und welche Fanggeräte naturverträglich sind.“

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Für 800 Millionen Menschen ist Fisch eine der wichtigsten Nahrungs- und Einkommensquellen. Umso notwendiger ist es, dass Bestände nicht leergefischt werden, sondern sich auch erholen können. Dies ist ein Grund, warum regelmäßig Fischfangquoten festgelegt werden. In Europa gelten diese für Hering, Kabeljau, Seelachs, Schellfisch und Scholle. Zudem wurden für 2024 neue Schonzeiten für den Aal in Nord- und Ostsee sowie im Atlantik beschlossen.

Karpfen kann bedenkenlos gegessen werden

Für die WWF-Naturschützer steht derzeit ein Fisch oben auf der Negativliste: „Der Europäische Aal gehört nicht auf den Teller, da er vom Aussterben bedroht ist“, so Kanstinger. „Auch von Haien und Rochen sollte man die Finger lassen.“ Bedenkenlos essen lässt sich aber „regionaler Karpfen, Wildlachs aus Alaska oder handgeangelter Thunfisch“.

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Die aktuelle Liste „Guter Fisch“ gilt bis Dezember 2024.
Die aktuelle Liste „Guter Fisch“ gilt bis Dezember 2024. © VZHH | Verbraucherzentrale Hamburg

Regionalität spielt bei Meeresfischen keine Hauptrolle. „Die Nähe der Fischfanggründe ist eher zweitrangig, solange auf Flugware verzichtet wird“, sagt der WWF-Fischexperte. So werde frischer Thunfisch und Schwertfisch häufig eingeflogen. Sie haben deshalb einen größeren ökologischen Fußabdruck.

„Schön wäre es natürlich, nachhaltigen regionalen Fisch zu bekommen“, sagte Kanstinger. Die Ostsee sei aber in einem so schlechten Zustand, dass dort in Deutschland nur noch wenig gefischt werde. „Die Bestände von einstigen Brotfischen wie Dorsch und Hering sind zusammengebrochen.“ Anders sieht es bei Süßwasserfischen aus: „Der nachhaltigste Fisch ist hier der regionale Karpfen aus Teichen“, so Kanstinger. Forellen sollten möglichst bio-zertifiziert sein. Auch selbst geangelte Fische seien ökologisch sinnvoll, abgesehen vom Aal.

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Umwelt- und Naturschutz: So hilft die Liste „Guter Fisch“ beim Einkaufen

Welche Fische man kaufen sollte, haben die Verbraucherzentralen mit Umwelt- und Naturschutzverbänden (DUH, Nabu, WWF und GEOMAR) in einer Positivliste „Guter Fisch“ zusammengestellt. Allerdings muss man beim Einkauf genau auf die Fischart, das Fanggebiet und die Fangmethode achten. Dasselbe gilt für Tiefkühlprodukte.

Die aktuelle Liste „Guter Fisch“ gilt bis Dezember 2024.
Die aktuelle Liste „Guter Fisch“ gilt bis Dezember 2024. © VZHH | Verbraucherzentrale Hamburg

„So kann ein Lachs in einem Fanggebiet überfischt sein, während sein Bestand in anderen Fanggebieten nicht bedroht ist.“ Wichtig ist auch, dass keine Jungfische entnommen und Fische mit schonenden Geräten gefangen werden – wie Angeln, Hebenetzen, Fallen, Reusen oder Leinenkulturen bei Muscheln. Und dies kann sich von Jahr zu Jahr ändern.

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So fällt die aktuelle Positiv-Liste, die bis Dezember 2024 gilt, kürzer aus als im Vorjahr. Makrelen und Ostsee-Sprotten sind nicht mehr darauf, da sie weitgehend überfischt sind. Auch der Hering aus der Nordsee ist nur noch „bedingt empfehlenswert“, da sein Bestand seit Jahren schrumpft. Was auf der Liste „Guter Fisch“ aktuell empfohlen wird:

Gesund und ökologisch: Diese Fische kann man mit gutem Gewissen kaufen

  • Flunder aus der Ostsee: Die Flunder gehört zu den Plattfischen. Den Beständen in der Ostsee geht es gut und sie werden nachhaltig befischt.
  • Hering aus dem Golf von Riga und der nördlichen Irischen See: Heringe kommen in großen Beständen im Nordatlantik und in der Ostsee vor – in diesen Regionen besonders.
  • Kliesche aus der Ostsee: Die Kliesche ist ein kleiner Plattfisch, der überwiegend am Boden lebt. Den Beständen in der Ostsee geht es gut.
  • Ketalachs: Der Ketalachs ist ein großer pazifischer Lachs, der in Flüssen des nördlichen Nordpazifik ablaicht und dann stirbt. Die meisten Bestände dort sind ausreichend groß, sie werden nachhaltig befischt.
  • Seelachs aus der Barentssee: Der norwegische Seelachs ist ein großer dorschartiger Raubfisch, der häufig kleinere Fische frisst und damit das Ökosystem stabilisiert.
  • Rotlachs: Der Rotlachs ist ein kleinerer pazifischer Lachs, der hauptsächlich tierisches Plankton frisst.
  • Miesmuscheln aus Leinenkultur: Die Miesmuschel ist weitverbreitet in kühlen Küstengewässern. Das Absammeln von natürlichem Aufwuchs ist eine schonende Fangmethode.
  • Scholle aus der Ostsee: Die Bestände der Scholle werden in der Ostsee nachhaltig befischt. Allerdings sind in einigen Regionen viele Fische in einem schlechten Zustand, das heißt zu klein oder zu dünn.
  • Iberischer Stöcker: Der Stöcker aus portugiesischen Gewässern und der Biskaya ist ein mittelgroßer Wanderfisch, der sich von kleineren Fischen ernährt. Der Bestand dort ist groß und wird nur schwach befischt.
  • Echter Bonito: Der Bonito ist ein kleinerer Thunfisch, der weltweit in warmen Meeren vorkommt. Die Bestände im Indischen Ozean sind noch in gutem Zustand und werden nachhaltig befischt.
  • Weißer Thun: Der Weiße Thun lebt in warmen Meeren. Die Bestände im Nordatlantik sind noch in gutem Zustand und werden nachhaltig befischt.

Grundsätzlich gilt Fisch als gesund und sollte weiter verzehrt werden. „Ein regelmäßiger Fischverzehr – insbesondere von fettreichem Fisch – kann das Risiko für tödlichen Herzinfarkt, ischämischen Schlag­anfall und Fettstoffwechselstörungen mindern“, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Er sollte ein- bis zweimal in der Woche auf den Speiseplan.“