Braunschweig. Auch in der Region Braunschweig-Wolfsburg wächst ihr Anteil. Insgesamt haben mehr Menschen aus der Ukraine eine Arbeit aufgenommen.

Seit Februar 2022 haben mehr als eine Million Geflüchtete aus der Ukraine Zuflucht in Deutschland gefunden. Damit hat Deutschland kürzlich Polen als das Land überholt, das die meisten ukrainischen Geflüchteten in Europa aufnimmt, berichtet das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München. Das Institut führt regelmäßig Umfragen unter Ukrainern und Ukrainerinnen durch, um auszuwerten, wie es ihnen in Deutschland geht und aus welchen Lebenssituationen heraus sie herkamen. In der neuesten, vierten Umfrage des Ifo-Instituts kommt dieses zum Ergebnis, dass der Anteil männlicher Flüchtlinge aus der Ukraine steigt. Das ist auch in unserer Region der Fall, wie Zahlen der Arbeitsagenturen zu erwerbsfähigen Ukrainern zeigen.

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Zwischen Harz und Heide sind derzeit insgesamt rund 8000 erwerbsfähige Männer und Frauen ab 15 Jahren aus dem Kriegsland gemeldet. Im Vergleich zum September 2022 sind das 21 Prozent mehr. Es hat vor allem der Anteil der Männer unter den Geflüchteten zugenommen: Er stieg um 49 Prozent auf knapp 2600 erwerbsfähige Männer. Der Anteil der Frauen stieg im gleichen Zeitraum nur um rund 12 Prozent auf 5428. Der Anstieg der Männer deutet laut der Münchener Forschungseinrichtung darauf hin, dass „trotz des Ausreiseverbots für Männer im wehrfähigen Alter aus der Ukraine einigen Männern der Nachzug zu ihren Familien in Deutschland gelungen ist“.

Mehr Ukrainer aus stark vom Krieg betroffenen Regionen kommen

Das Ifo-Institut erklärt zudem: „Öfter als am Anfang kommen jetzt Ukrainer*innen aus stark vom Krieg betroffenen Regionen nach Deutschland.“ Gleiches gelte für weniger gebildete und weniger wohlhabende Menschen aus dem Land. „Geflohene, die ihren gewohnten Lebensstandard in Deutschland nicht aufrechterhalten können, kehren nunmehr bereits teilweise in die Ukraine zurück“, berichtet die Münchner Forschungseinrichtung.

Im Herbst vergangenen Jahres gab jeder vierte Befragte laut Ifo-Institut an, eine leitende Position in der Ukraine zu bekleiden. Mehr als die Hälfte der Befragten hatte demnach eine qualifizierte Fachposition inne, was auf ein hohes Bildungsniveau der Befragten hinweise. In den darauffolgenden Erhebungswellen aus der Ukraine nach Deutschland zeige sich dann ein rückläufiger Trend. Allerdings flüchteten im Sommer dieses Jahres zum Beispiel immer noch viele Menschen mit Führungspositionen: unter allen geflüchteten Befragten waren es ein Fünftel.

In Deutschland geht es der überwiegenden Mehrheit der geflüchteten Ukrainer demnach materiell deutlich schlechter als in der Ukraine. Eine Beschäftigung in Deutschland, insbesondere Vollzeitbeschäftigung und qualifizierte Arbeit im eigenen Bereich, steigert die Zufriedenheit der Frauen und Männer mit ihrer finanziellen Situation. „Die Studie zeigt, was eine erfolgreiche Integration Geflüchteter ausmacht“, erklärt die Ifo-Forscherin Tetyana Panchenko dazu. Dennoch wird die materielle Situation demnach nach wie vor schlechter bewertet als die in der Ukraine vor dem Krieg.

Dreimal so viele Ukrainer und Ukrainerinnen in Lohn und Brot

In unserer Region steigt die Zahl von Ukrainern, die einer Arbeit nachgehen, relativ stark an. Allerdings sind die absoluten Zahlen anderthalb Jahre nach Kriegsausbruch noch gering. Im Juni 2022 waren nach Angaben der Arbeitsagenturen in unserer Region 234 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Nach jüngsten Zahlen vom März dieses Jahres waren es 610 – das entspricht einer Zunahme von 160 Prozent. Davon sind rund die Hälfte jeweils Männer beziehungsweise Frauen. 44 Prozent der rund 8000 registrierten Geflüchteten sind derzeit als arbeitslos gemeldet.

Das Ifo-Institut befragte für die vierte Studie mehr als 1500 Ukrainerinnen und Ukrainer von Mai bis Juli dieses Jahres.