Berlin. Robert Habeck plant neue Regelungen für Balkonkraftwerke. Eine Expertin sieht klare Vorteile für Verbraucher – mit einem kleinem Makel.

Der Ausbau der Solarenergie soll in Deutschland deutlich einfacher und schneller werden. Dazu hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) jetzt einen Gesetzentwurf zum Ausbau der Solarstromerzeugung vorgelegt – das sogenannte Solarpaket I. Ziel ist es, Hemmnisse abzubauen, um den Ausbau der klimafreundlichen Photovoltaik voranzubringen. Weitere Maßnahmen sind in einem weiteren Solarpaket II geplant. Das Kabinett will den Referentenentwurf noch im Sommer beschließen, heißt es aus dem Bundeswirtschaftsministerium.

Habeck stellt Photovoltaik-Pläne vor: Die wichtigsten Fakten zur Solarenergie

Die Stromerzeugung in Deutschland soll nach Plänen des Bundesregierung bis 2035 weitgehend ohne Emissionen von Treibhausgasen erfolgen. Bis 2030 soll der Anteil von erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch von derzeit rund 50 Prozent auf 80 Prozent steigen. Zum Jahresende 2022 waren knapp 150 Gigawatt (GW) zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien installiert. Auf die Photovoltaik entfiel ein Anteil von rund 45 Prozent – insgesamt 67,4 GW.

Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt 215 Gigawatt Photovoltaik installiert sein. Der jährliche Ausbau muss von zuletzt sieben GW verdreifacht werden. In diesem Jahr ist ein Zubau von neun GW geplant, im nächsten Jahr von 13 GW und ab 2026 sollen jährlich 22 GW hinzukommen. Photovoltaik gilt als einer der günstigsten Energieträger und ist eine wichtige Energiequelle im klimaneutralen Stromsystem.

Faktencheck Photovoltaik: Die wichtigsten Infos zur Solarenergie

KategorieDefinition
GrundprinzipWandelt Sonnenlicht direkt in elektrische Energie um Halbleitermaterialien – oft Silizium – um
Effizienzim Schnitt etwa 15 bis 20 Prozent – High-End-Modellen können bis zu 26 Prozent erreichen
KostenFür neue PV-Anlagen entstehen im Schnitt Kosten zwischen 1000 und 3000 Euro pro installiertem Kilowatt-Peak (kWp)
EnergieerzeugungAbhängig von der Sonneneinstrahlung sowie der Ausrichtung und Neigung der Solarpanels. Im Durchschnitt kann man in Deutschland mit etwa 900 1.200 Kilowattstunden (kWh) pro installiertem kWp rechnen
LebensdauerDie meisten Solarpanels haben eine Lebensdauer von rund 25 bis 30 Jahren – ihre Effizienz nimmt jedoch mit der Zeit ab.
UmweltauswirkungenSehr geringe Emissionen während der Nutzung. Einige Umweltauswirkungen während der Produktion – die "Energieamortisationszeit" beträgt aber weniger als drei Jahre
SpeicherungStromerzeugung ist tagsüber am höchsten – daher wird oft ein Energiespeicher benötigt. Lithium-Ionen-Batterien werden am meisten verwendet.
VorteileErneuerbare und nachhaltige Energiequelle – reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und kann damit zur Reduzierung der Stromkosten beitragen
NachteileOft hohe Installationskosten – zudem abhängig vom Wetter. Zudem wird eine ausreichend große Fläche für die Installation benötigt

Habeck plant massive Investitionen in Photovoltaik: Wo die Anlagen installiert werden sollen

Die neuen Solaranlagen sollen laut Gesetzentwurf jeweils zur Hälfte auf Dächern und auf Freiflächen entstehen. Insbesondere durch den Ausbau von Solaranlagen an Gebäuden sollen auch Privatleute verstärkt an der Energiewende beteiligt werden.

Solarpaket von Habeck: Investitionen und Auflagen – was sich für Eigentümer ändert

Zahlreiche Regelungen für den Zubau auf dem Dach sollen erleichtert und jene für Netzanschlüsse beschleunigt werden. Zudem sind neue Regelungen zum Repowering – also Modernisierungen – von Dachanlagen geplant, so das Bundeswirtschaftsministerium. Bereits errichtete oder konkret geplante Gebäude im Außenbereich für die Vergütung von Solar-Dachanlagen sollen zugelassen werden. Damit könnte mittels Solarpanels erzeugter Strom auch von Eigentümern verkauft werden.

Eigene Stromerzeugung durch Photovoltaik durch ein Balkonkraftwerk.
Eigene Stromerzeugung durch Photovoltaik durch ein Balkonkraftwerk. © dpa | Stefan Sauer

Balkonkraftwerke: Entscheidende Hürde fällt weg – Installation soll noch attraktiver werden

Bürokratische Hürden sollen weiter abgebaut werden. Die Installation von Balkonkraftwerken soll künftig nur noch bei der Bundesnetzagentur gemeldet werden müssen. Die Meldung bei den Netzbetreibern soll entfallen. Auch rückwärtsdrehende Stromzähler sollen vorübergehend zugelassen werden.

Politik plant Photovoltaik-Förderung: Welche Vorteile ergeben sich für Mieter?

Auch Mieter können sich nach dem Gesetzentwurf künftig besser an der Solarenergiewende beteiligen. Sie können sich als Gemeinschaft – in Absprache mit ihren Vermietern – Solaranlagen auf dem Dach ihres Wohngebäudes installieren lassen und den Strom dafür selbst nutzen.

Habeck stellt Solarpaket I vor: Wann kommt das neue Gesetz?

Der Gesetzentwurf ist aktuell in der Ressortabstimmung. Zudem sollen zeitnah parallel auch die Verbände und Länder dazu befragt werden, heißt es im Bundeswirtschaftsministerium. In der Regel erfolgen in diesem Prozess noch Änderungen. Der Gesetzentwurf enthält unter anderem Änderungen zum Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und zum Energiewirtschaftsgesetz.

Photovoltaik-Pläne der Ampel-Regierung: Expertin erklärt – wovon Privathaushalte am meisten profitieren

Der Fokus des Solarpakets liegt auf Verbesserungen für kleine Anlagen – wie Dachanlagen oder Balkonkraftwerke. „Von den Verbesserungen würden vor allem viele Privatleute profitieren“, sagt Nadine Bethge, stellvertretende Bereichsleiterin Energie Klimaschutz in der Deutschen Umwelthilfe (DUH). „Hier gibt es wesentliche Vereinfachungen, die für Schwung sorgen könnten und die Nutzung von Steckersolargeräten erleichtern.“

Eine Umweltexpertin kritisiert, dass der Referentenentwurf aus dem Ministerium von Robert Habeck noch nicht der große Wurf sei.
Eine Umweltexpertin kritisiert, dass der Referentenentwurf aus dem Ministerium von Robert Habeck noch nicht der große Wurf sei. © dpa | Christophe Gateau

Bundesregierung legt Entwurf für Photovoltaik-Offensive vor: Wie eine Expertin die Pläne einordnet

„Insgesamt ist der Referentenentwurf noch nicht der große Wurf“, meint Nadine Bethge von der DUH. Lücken sieht sie noch bei einer Umsetzung eines bundesweit einheitlichen Solar-Standards. „Wir halten es für dringend geboten, dass alle Neubauten sowie der Gebäudebestand bei Sanierungen als auch alle öffentlichen Gebäude und Gewerbeeinheiten jetzt verpflichtend mit Solarenergie ausgestattet werden.“ Für die geplante Energiewende seien zudem noch deutlich mehr größere Anlagen auf Freiflächen oder auf Fabrikdächern notwendig.

Balkonkraftwerke immer beliebter: Günstige Produkte schon für unter 300 Euro

Immer mehr Menschen kaufen sich Balkonkraftwerke für ihren eigenen Balkon oder die Terrasse mit Sonnenlage. Das Angebot für Komplettanlagen wächst. Darin sind die Solarpaneele, ein Wechselrichter und die Verbindungskabel enthalten. Die Preise für ein Kleinkraftwerk liegen je nach Leistungsfähigkeit und Qualität zwischen 500 Euro und 900 Euro. Kleine Balkonkraftwerke werden im Internet, aber auch in Baumärkten oder Discountern wie Lidl oder Netto angeboten. Hier beginnen die Preise schon bei 219 Euro.

Mini-Photovoltaik: Zahlen zeigen – sind Balkonkraftwerke wirklich rentabel?

Dies hängt vom Marktpreis und der Menge des erzeugten Stroms ab. Bei einer jährlichen Produktion von 500 Kilowattstunden und einem Strompreis von 30 Cent pro Einheit spart ein Haushalt 150 Euro Stromkosten pro Jahr. Wer 750 Euro für seine Anlage bezahlt hat, für den zahlt sich diese Investition ab dem sechsten Jahr aus. Die Hersteller gehen von einer Lebensdauern von 25 Jahren aus. Da die Strompreise tendenziell wohl eher steigen, dürfte sich für viele die Eigenerzeugung lohnen.

Die Nachfrage nach Balkonkraftwerken ist in Deutschland deutlich gestiegen.
Die Nachfrage nach Balkonkraftwerken ist in Deutschland deutlich gestiegen. © Astrid860/iStock

FAQ zu Photovoltaikanlagen

1. Was ist eine Photovoltaikanlage?

Eine Photovoltaikanlage ist ein System, das Sonnenlicht in elektrischen Strom umwandelt. Sie besteht aus mehreren Komponenten, einschließlich Solarmodulen, Wechselrichtern und manchmal Batteriespeichern.

2. Wie funktioniert eine Photovoltaikanlage?

Solarmodule absorbieren Sonnenlicht, welches die Elektronen in den Solarzellen anregt und einen elektrischen Strom erzeugt. Dieser Gleichstrom wird vom Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt, der in Haushalten und Betrieben genutzt werden kann.

3. Was sind die Vorteile einer Photovoltaikanlage?

Photovoltaikanlagen produzieren umweltfreundliche, erneuerbare Energie, reduzieren die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und können dazu beitragen, die Stromkosten zu senken. Darüber hinaus können überschüssiger Strom ins Netz eingespeist und vergütet werden.

4. Was sind die Nachteile einer Photovoltaikanlage?

Die anfänglichen Kosten für den Kauf und die Installation einer Photovoltaikanlage können hoch sein. Außerdem hängt die Stromerzeugung von der Sonneneinstrahlung ab, was in bestimmten Regionen oder Jahreszeiten zu einer geringeren Stromproduktion führen kann.

5. Wie viel kostet eine Photovoltaikanlage?

Die Kosten einer Photovoltaikanlage können stark variieren und hängen von Faktoren wie der Größe des Systems, der Art der Module, der Installationskosten und eventuellen Speichersystemen ab. Im Durchschnitt kann man aber mit Kosten von etwa 1.000 bis 2.000 Euro pro installiertem Kilowattpeak rechnen.

6. Wie lange hält eine Photovoltaikanlage?

Die Lebensdauer einer Photovoltaikanlage beträgt in der Regel 25 bis 30 Jahre. Allerdings können einzelne Komponenten wie der Wechselrichter oder die Batteriespeicher früher ausgetauscht werden müssen.

7. Wie viel Platz benötigt eine Photovoltaikanlage?

Im Durchschnitt benötigt eine Photovoltaikanlage etwa 6-10 Quadratmeter Fläche pro Kilowattpeak. Dies kann jedoch abhängig von Faktoren wie dem Wirkungsgrad der Solarmodule variieren.

8. Kann ich eine Photovoltaikanlage selbst installieren?

Obwohl es technisch möglich ist, eine Photovoltaikanlage selbst zu installieren, wird dies normalerweise nicht empfohlen. Die Installation erfordert spezielles Wissen und Fähigkeiten und kann bei unsachgemäßer Ausführung zu Sicherheitsrisiken führen. Zudem kann die Eigeninstallation die Garantieansprüche und die Vergütung für eingespeisten Strom beeinflussen.

9. Welche Förderungen gibt es für Photovoltaikanlagen?

Es gibt verschiedene Förderprogramme für Photovoltaikanlagen, sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene. Diese können Zuschüsse, zinsgünstige Kredite oder Einspeisevergütungen umfassen. Es empfiehlt sich, sich bei der zuständigen Behörde oder einem Energieberater zu erkundigen.