Wolfsburg. Betriebsratschefin Cavallo fordert eine bessere Auslastung. Das würde beim Sparen helfen.

Klotzen nicht kleckern, das ist der Auftrag für VW-Markenchef Thomas Schäfer. Bis 2026 soll er die Konzern-Kernmarke kostenseitig um 10 Milliarden Euro entschlacken und die Rendite auf 6,5 Prozent fast verdoppeln. Das alles in drei Jahren.

Welch dickes Brett Schäfer bohren muss, zeigt folgender Vergleich: Der 2016 beschlossene „Zukunftspakt“ sah Kosteneinsparungen von 3,7 Milliarden Euro bis 2020 vor. Eingebunden war nicht nur die Marke VW, sondern auch VW-Nutzfahrzeuge und die Komponentenfertigung.

Allerdings sah der „Zukunftspakt“ auch den Abbau von 30.000 Arbeitsplätze und den Aufbau von 9000 Stellen unter anderem in der IT vor. Zumindest der Stellenabbau soll im neuen Sparprogramm nach Angaben des Betriebsrats kein Thema sein. Ehrgeizig ist es aber allemal, zumal es nur um die Marke VW geht.

Ob am Ende im Gesamtergebnis tatsächlich eine Kostensenkung um 10 Milliarden Euro bilanziert werden kann, ist wohl kaum möglich. Denn die Preise für die Autos sind wegen des zunehmenden Wettbewerbs auch aus China und der derzeitigen konjunkturellen Lage unter Druck. Außerdem dürften die Preise für Material und Energie perspektivisch weiter steigen.

Daher müssen die 10 Milliarden Euro für sich betrachtet werden. Sie sollen in noch genau zu bestimmenden Segmenten eingespart werden. Genannt werden vom Unternehmen alte Bekannte: Verwaltung, Produktion, Entwicklung, Variantenvielfalt und auch die Modellpalette an sich.

„Steuerung ist Dauerbrenner“

Zu tun gibt es sicher genug. „Das Thema Konzern-Steuerung ist nun wirklich ein Dauerbrenner. Unter Winterkorn, Müller und Diess – und jetzt mit Oliver Blume. An diesem Punkt müssen wir endlich mal zu einem Zustand kommen, der sich durch klare Vorgaben, Ruhe, Konsequenz und Verlässlichkeit auszeichnet. Und dann auch in die Umsetzung gehen“, forderte daher Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg.

Von ihr wurde auch thematisiert, dass es die Marke VW war, die im Konzern besonders unter den Folgen von Corona und Teilemangel gelitten hat – auch auf der Kostenseite. Knappe Chips etwa wurden in margenstärkeren Modellen anderer Konzernmarken verbaut. Der Tiefpunkt wurde 2021 erreicht, als in Wolfsburg weniger als 400.000 Autos gebaut wurden, im vergangenen Jahr war es nicht viel besser.

Derzeit läuft in Wolfsburg eine Aufholjagd samt Sonderschichten. Von alten Produktionszahlen um die 800.000 Fahrzeuge bleibt man in Wolfsburg aber auch in diesem Jahr Lichtjahre entfernt. Cavallo: „Wenn wir dieses Jahr die 560.000 einfahren, ist das ein guter Schritt nach vorne. Aber, Kolleginnen und Kollegen: Dieser Schritt ist auch bitter nötig! Denn auch 560.000 Fahrzeuge wären noch längst kein Grund zum Feiern. Unser Stammwerk kann mehr und braucht mehr!“

Auslastung der Werke soll verbessert werden

Das Unternehmen kündigte nun an, die Auslastung der Werke weltweit verbessern zu wollen. Damit soll einerseits die Wirtschaftlichkeit verbessert, andererseits flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen reagiert werden können. Für das Volumensegment bedeutet das, dass die Produktion auf Mehrmarkenwerke und Fahrzeug-Plattformen ausgerichtet wird.

Zudem sollen Fahrzeuge gemeinsam entwickelt und produziert werden. Als Beispiel dafür werden die Modelle VW Passat und Skoda Superb genannt. Neben VW und Skoda gehören zu diesem Segment noch die Marken VW Nutzfahrzeuge und Seat/Cupra.

Zurück zum Sparziel: Die 10 Milliarden Euro müssen nicht nur für sich betracht werden, sondern dürfen auch nicht als 1:1-Ergebnisverbesserung erwartet werden. Denn dann müsste die Marke VW ihr operatives Ergebnis von rund 2,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf dann 12,6 Milliarden Euro steigern – ein Unding.

Das Geschäft muss brummen

Daher gilt das besondere Augenmerk auch der Rendite. Sie nahezu auf 6,5 Prozent zu verdoppeln ist zwar ein ebenfalls sehr ehrgeiziges Ziel – aber nicht unrealistisch. Zu erreichen wäre es aus einem Zusammenspiel der beschriebenen Kostensenkungen und steigendem Umsatz. Weil das Geschäft nun wieder auf Touren kommt und wenn die Preise einigermaßen stabil bleiben, könnte Schäfers Mission bis 2026 gelingen.