Wolfsburg. Sie blicken nur noch nach vorne: Bei der Softwareschmiede Cariad soll es nun ein Ex-Bentley-Manager richten. Sein Einstieg war vielversprechend.

Es war der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel: Drei der vier Führungskräfte der Volkswagen-Softwareschmiede Cariad SE mussten gehen. Doch im Schockzustand verharrt die fast 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Belegschaft nicht. Das liegt offenbar am äußerst beherzten Einstieg von Peter Bosch.

Nach der Ernennung ging es gleich in die Live-Schalte

Der neue Mann an der Spitze fängt offiziell erst zum 1. Juni an. Doch ein Führungsvakuum mit entsprechender Unruhe im Unternehmen kann sich die Softwaresparte nicht erlauben. Immerhin löste der Abgang von Dirk Hilgenberg, Lynn Longo und Thomas Sedran zunächst einmal Verunsicherung aus. Ohnehin ist die Ausrichtung der wichtigen Company immer wieder Gegenstand von Diskussionen gewesen. Doch Bosch hat offenbar blitzschnell erkannt, welche Signale jetzt erforderlich sind. Nur 30 Minuten nach seiner Ernennung im Aufsichtsrat gab es in der Vorwoche eine Live-Schalte für die Cariad-Führungskräfte mit Bosch. Mit dabei: Sein Vorgänger Dirk Hilgenberg und Konzern-Chef Oliver Blume – das darf man als ein starkes Zeichen und Beleg für eine saubere Übergabe werten. Direkt im Nachgang gab es ein Live-Townhall mit allen rund 6000 Cariad-Mitarbeitern – dieses Tempo bei interner Kommunikation ist bemerkenswert im Konzern. Noch nie gab es so schnell so viele Informationen, war hinterher von Teilnehmern zu hören.

Cariad ist für Bosch „ein cooles Projekt“

Bosch stellte sich seinem neuen Team vor- mit einer Cariad-Kappe auf dem Kopf: „Ich habe großen Respekt vor der Aufgabe und dem Programm, das der Aufsichtsrat beschlossen hat. Ich freue mich riesig darauf und hatte vor der Sitzung einen Wunsch: Wenn wir die Entscheidungen getroffen haben, möchte ich sofort mit allen Caridians in den Dialog gehen und euch kennenlernen. Für mich war Cariad schon immer ein cooles Projekt, das für Volkswagen und die gesamte Automobilindustrie total Sinn macht. Was mich besonders antreibt: Ich möchte Volkswagen und die Automobilindustrie gemeinsam mit euch in die nächste Ära führen. Cariad ist der Schlüssel dafür.“

Er gehörte zum Team, das die Wende bei Bentley schaffte

Konzernchef Oliver Blume ist von seiner Personalentscheidung absolut überzeugt: „Peter Bosch ist der richtige CEO zur richtigen Zeit. Er ist Stratege, Umsetzer und Teamplayer. Das hat er bei Bentley erfolgreich bewiesen. Er kennt den Volkswagen-Konzern gut und hat zudem umfassende Change- und Beratungserfahrung“. Nicht nur das. Bosch gilt auch als einer der Erfolgsgaranten für die positive Entwicklung bei Bentley, wo er die Produktion verantwortete. Die Bentley-Rendite 2019 war minus 19 Prozent, heute übertrifft Bentley mit 22 Prozent Umsatzrendite sogar Porsche. Das Unternehmen hat in den letzten 2 Jahren so viel verdient wie in den 20 Jahren zuvor zusammen gerechnet. Jetzt will und muss Bosch den Turnaround für Volkswagen’s bisher kriselnde Software-TochterCariad schaffen. „Ich bin jemand, der immer versucht, Win-Win-Situationen zu erzeugen – für das Unternehmen, für den Volkswagen-Konzern, für das Team, die Marken und alle Partner. Am Ende gehen wir alle gemeinsam als Gewinner vom Platz“, formuliert der Manager sein Credo.

Mit einer „Can-do-Einstellung“ zum Erfolg

Die Transformation wird sich auf fünf Punkte stützen: Umstrukturierung der Cariad-Organisation; Beschleunigte Umsetzung der E³-Plattformen; Entwicklung softwaredefinierter Fahrzeuge; Technologiepartnerschaften mit starken Technologieunternehmen und ein neues Führungs- und Teammodell. „Ich freue mich auf eine intensive Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieses Plans – mit klaren Zuständigkeiten, starkem Teamgeist und einer „Can-do“-Einstellung als unseren Leitprinzipien“, sagt der Neue an der Spitze. Was der letzte Punkt konkret bedeutet, beschrieb Bosch mit diesen Worten: „Wir sind jetzt mit dem Plan angetreten, Cariad noch stärker und leistungsfähiger zu machen. Gerade am Anfang werde ich viel zuhören. Das Ohr ist mein wichtigstes Werkzeug. Da seid auch ihr in unseren künftigen Kommunikationsformaten gefragt: Was haltet ihr für richtig? Was stört euch? Wie soll Cariad in die Zukunft gehen? Darauf basierend – auch mit dem 5-Punkte-Plan – werden wir gemeinsam klare Bausteine und Schritte festlegen.“ Die Zeit bis zu seinem offiziellen Arbeitbeginn nutzt Bosch vorrangig zu Einzelgesprächen mit den Teams und zu Workshops mit seinen Vorstandskollegen Rainer Zugehör und Thomas Günther. Bosch kennt Wolfsburg übrigens sehr gut. Fast 7 Jahre arbeitete er in seinem Büro in der Mittelstraße. Und Mitglied seines Fitnessstudios ist er immer noch.

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