Wolfsburg. Das Duisburger Car-Center registriert den größten Rabattsprung seit vier Jahren.

Folgt der Angebotskrise auf dem deutschen Automarkt nun eine Nachfragekrise? Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer bejaht diese Frage und beruft sich dabei auf den jüngsten Auto-Report des von ihm geleiteten Car-Centers in Duisburg. Dieses stellt für den April den größten Rabattsprung seit vier Jahren fest – allerdings nur für Verbrennerfahrzeuge. Dagegen sei ein „Preiskrieg“ bei Elektrofahrzeugen noch nicht spürbar.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, sind die Durchschnittsrabatte im April im Vergleich zum März um 0,9 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent gestiegen. Für diesen Vergleich wurden die 30 in Deutschland meistverkauften Neuwagen eingerechnet. Den größten Rabattsprung habe es beim Audi A3 Sportback gegeben – um 6 Prozentpunkte auf 17,6 Prozent beim Erwerb über Vermittler im Internet.

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Den größten Preisnachlass gab es demnach mit 23 Prozent auf den Cupra Formentor. Um die 20 Prozent Rabatt konnten auch die Käufer von einzelnen VW-, Skoda-, Ford- und Hyundai-Modellen erwarten. Der Golf war mit 1,5-Liter-Benzinmaschine 19,4 Prozent unter Listenpreis erhältlich. Das entspricht dem März-Wert – hier gab es also keine weitere Preis-Abwärtsbewegung.

Die vergangenen zwei Jahre waren noch geprägt von Corona, brüchigen Lieferketten und fehlenden Chips. In vielen Autofabriken – unter anderem bei VW – musste daher immer wieder die Produktion unterbrochen werden. Lange Lieferzeiten für Neuwagen und stark steigende Preise für Gebrauchtfahrzeuge waren die Folge. Diese Phase scheint nun zu enden.

„Verbraucher sind die Verlierer“

Experten hatten schon lange vor einer Nachfragekrise gewarnt, die der Angebotskrise folgen könnte. Die Ursachen: Stark gestiegene Preise vor allem für Energie, die für sinkende Reallöhne bei den Verbrauchern sorgen. Die verschieben daher den Kauf eines neuen Autos. Davon ist auch Dudenhöffer überzeugt. „Militärausgaben und Investitionen in Infrastrukturen treiben das Sozialprodukt und die Aktienkurse, Verbraucher sind derzeit auf der Verliererseite. Das macht sich im Automarkt bemerkbar“, heißt es in der Untersuchung.

In der vergleichsweise jungen Welt der reinen Elektrofahrzeuge gehen die Uhren jedoch anders. Zwar hat Tesla seine Preise gesenkt. Allerdings haben andere Hersteller die Preise erhöht. Als Beispiel nennt die Studie Opel mit seinem Corsa E. In Summe sei der Durchschnittspreis für einen Stromer im April sogar von 41.256 auf 41.539 Euro gestiegen. Berücksichtigt für diese Berechnung wurden die 15 meistverkauften E-Autos.

Zwar führt die Untersuchung satte Rabatte auch für die rein elektrischen Autos auf. Sie beruhen aber vor allem auf die Kombination von staatlichen Kaufanreizen und Herstellerrabatten. „Wir gehen allerdings davon aus, dass sich der Preis- und Volumendruck von Tesla in den nächsten Monaten in Preis-Reaktionen der Autobauer zeigt. Der April wäre damit so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm“, schreiben Dudenhöffer und seine Kollegen Alfred Paul und Burak Kaya.

Kürzere Lieferzeiten

Dass die Nachfrage nach Neuwagen nachlässt, zeigt sich nach Auffassung der Autoren auch in der Entwicklung der Auto-Abos. Demnach haben sich die Lieferzeiten für individuell bestellte Autos spürbar verkürzt. Das gelte vor allem für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge, für die es seit dem Jahreswechsel keine staatliche Förderung mehr gibt. Allerdings beträgt deren Lieferzeit im Schnitt noch immer 34 Wochen, nach zuvor 48 Wochen. Auf Benziner müssten die Auto-Abo-Kunden dagegen nur zehn Wochen warten.

Das Fazit der Untersuchung: „Der Monat April war geprägt durch neue Verkaufsförderaktionen der Autobauer, oder anders ausgedrückt, die Kundenvorteile sind wieder zurückgekommen. Das gilt sehr deutlich bei den Verbrennern. Wir erwarten, dass sich dieses Muster – auch aufgrund des Preis- und Volumendrucks von Tesla – auf den Markt für vollelektrische Neuwagen auswirkt.“