Braunschweig. Sie beharrt auf dem eigenen Angebot. Derweil hat die Modekette Aachener Interesse am Galeria-Kaufhaus in Bremen, an Braunschweig nicht – bislang.

Die Dortmunder Modekette Aachener, die sieben Filialen in kleinen und mittleren Großstädten unterhält, unter anderem in Koblenz, ist an der Übernahme des schwarze Zahlen schreibenden Galeria Karstadt Kaufhof in Bremen interessiert. An dem gewinnbringenden Karstadt in Braunschweig aber offenbar nicht – jedenfalls bislang. Am Freitag antwortete die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg, Vermieterin des Karstadt-Hauses in Braunschweig, auf eine Anfrage unserer Zeitung: „Wir haben bisher keine Anfrage von der Modekette Aachener erhalten.“

Die Modekette selbst wollte nicht auf einzelne Standorte eingehen, sondern nannte nur die Galeria-Häuser in Leipzig, Dortmund und Bremen als Beispiele der 10 bis 25 Standorte, die es sich vorstellen könnte, zu übernehmen. Allerdings: Friedrich-Wilhelm Göbel, Geschäftsführer von Aachener, erklärte, zwar in den vergangenen Monaten mit Eigentümern von etwa 100 Galeria-Häusern Gespräche geführt zu haben, aber es gebe noch Vermieter, „mit denen wir bis jetzt nicht gesprochen haben, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass Galeria diese Standorte kündigt“. Gehört Braunschweig dazu? Das ist Spekulation, scheint aber nicht unwahrscheinlich. Von Göbel heißt es: „Mit diesen Vermietern nehmen wir auch Kontakt auf und werden unser Konzept vorstellen.“

Das Karstadt-Kaufhaus an der Schuhstraße in Braunschweig.
Das Karstadt-Kaufhaus an der Schuhstraße in Braunschweig. © Katharina Lohse

OB Kornblum will Verhandlungen begleiten

In der Stadt Braunschweig, der mit der Schließung von Karstadt im Jahr 2024 der Leerstand von drei großen Warenhäusern im Zentrum droht, formiert sich inzwischen eine „Taskforce Innenstadt“, außerdem findet am Montagvormittag der erste Runde Tisch zum Karstadt-Aus statt, zu dem Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) einlud. Dort sollen zunächst die Arbeitnehmerseite mit Vertretern des Karstadt-Betriebsrats und Verdi mit dem OB und Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa ins Gespräch kommen.

Lesen Sie mehr:

OB Kornblum hatte am Donnerstag sehr klar gesagt: „Die Stadt ist selbst nicht Verhandlungspartei.“ Sie unterstütze jedoch Galeria und Volksbank Brawo, wo dies im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten einer Kommune möglich sei. Am Donnerstag bot Kornblum demnach Galeria und Volksbank an, „die weiteren Verhandlungen seitens der Stadt eng zu begleiten, um eine Lösung zu erreichen“. Der Oberbürgermeister betonte in einer Mitteilung zudem noch einmal, dass neben Galeria auch die Volksbank „als regional verwurzelte Bank mit zahlreichen Immobilienengagements in Stadt und Region“ eine Interesse am Betrieb eines Warenhauses in dieser kaufstarken Region haben müsse.

Brawo wartet auf „neue Fakten“

Aber apropos weitere Verhandlungen – gibt es diese überhaupt? Von der Volksbank Braunschweig-Wolfsburg erklärte dazu ein Sprecher: „Bezüglich des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns sind wir gesprächsbereit, wenn es neue Fakten gibt. Wir hatten ein wirklich attraktives Angebot für den Mieter mit Mietreduzierung und Investitionszuschüssen vorgelegt.“ Das klingt so, als ob die Volksbank wartet, dass Galeria ihrerseits auf die Volksbank zugeht, nicht umgekehrt. Den Appell des OB scheint das Geldinstitut überhört zu haben.

Opposition fordert Beteiligung der Stadt

Dafür wartet von anderer Seite eine Forderung, die sich nicht an die Volksbank richtet, sondern an OB Kornblum und die Stadt selbst. Die Opposition im Rat stellt einen Dringlichkeitsantrag, die
185 Arbeitsplätze bei Galeria zu retten – und zwar, in dem sich die Stadt Braunschweig an der Sanierung des Galeria-Gebäudes beteiligt. Denn: Galeria begründete unserer Zeitung gegenüber, das Problem in Braunschweig sei weniger die Miete, sondern die hohen Kosten für Instandhaltungsmaßnahmen. Sie würden im Braunschweiger Karstadt trotz schwarzer Zahlen nicht erwirtschaftet werden. Von der Linken,Volt und Die Partei kommt der Vorschlag, dass sich die Stadt etwa über einen Teilerwerb der Immobilie an der Sanierung beteiligt und diese über „Mieteinnahmen oder über andere geeignete Maßnahmen“ refinanziert.

Im Antrag der Opposition heißt es konkret: „Dieser Antrag stellt durchaus keine einfache Entscheidung dar, da der eigentliche Profiteur der staatlichen und kommunalen Hilfen der Milliardär Benko ist. Aber die Stadt hat hier nur die Wahl zwischen zwei negativen Möglichkeiten: Auf der einen Seite der Verlust von Arbeitsplätzen, der Verlust des wichtigsten Ankermieters in der Innenstadt und damit einer massiven Verödung , auf der anderen Seite die finanzielle Unterstützung eines Milliardärs. Der Verlust des Galeria-Hauses ist für uns die deutlich negativere Variante, und daher schlagen wir vor, dass die Stadt alles dafür tut, die Schließung zu verhindern.“