Berlin. Frauen sind in der Führungsetage der Wirtschaft unterrepräsentiert. Die Statistiker präsentieren zum Equal-Pay-Day bedenkliche Zahlen.

Frauen machen zwar fast die Hälfte der Erwerbstätigen aus – 47 Prozent –, stellten aber im Jahr 2021 nicht einmal ein Drittel der Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft: nur 29 Prozent. Dabei ist ihre berufliche Qualifikation EU-weit kontinuierlich gestiegen; über die Jahre ist ihr Bildungsvorsprung gegenüber den Männern immer größer geworden, wie das Statistische Bundesamt vor dem Weltfrauentag am 8. März mitteilte. Das könnte Sie interessieren: Familienministerin Paus will Frauen vor Altersarmut schützen

Allerdings unterscheidet sich der Anteil der weiblichen Führungskräfte je nach Branche deutlich, so die Wiesbadener Statistiker. Am höchsten war er im Bereich Erziehung und Unterricht: 67 Prozent der Führungspositionen dort waren von Frauen besetzt. Das entspricht nahezu dem Frauenanteil in diesem Bereich: 71 Prozent.

Junge Frauen haben eine bessere Berufsqualifikation als Männer

Auch typisch: Im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten mehr Frauen (61 Prozent) als Männer in Führungspositionen. Insgesamt beträgt der Frauenanteil dort 77 Prozent. Auch interessant: Der Gender Digital Gap ist keine Überraschung

Das Institut der deutschen Wirtschaft macht allerdings auch auf den Fachkräftemangel gerade in typischen Frauenberufen aufmerksam. Aktuell fehlten bundesweit rund 633.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders groß sei die Lücke in der Sozialarbeit, bei Kinderbetreuung und in der Pflege – Berufe, in denen hauptsächlichen Frauen arbeiteten.

Die größten Lücken gebe es in Sozialarbeit und Sozialpädagogik, also beispielsweise in Kinderheimen. Groß sei der Mangel auch in der Kinderbetreuung und Erziehung. Mehr als 97 Prozent der Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, sind Frauen. Hier ist der Fachkräftemangel – männlich.

Frauen sind im Management unterrepräsentiert

Relativ wenige weibliche Manager findet man bei Unternehmensdienstleistungen: Obwohl sie die Hälfte der Erwerbstätigen stellen, waren nur 26 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Zu den Führungspositionen zählen das Wiesbadener Bundesamt Vorstände und Geschäftsführerinnen oder Geschäftsführer kleiner Unternehmen, die Leitung großer Unternehmen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion, Dienstleistung oder Verwaltung.

Die Analyse deckt sich mit den Zahlen der Auskunftei Schufa. Laut den Schufa-Daten ist in Personen- und Kapitalgesellschaften nur in 20 Prozent der Firmen mindestens ein Mitglied des Managements weiblich. Der Aufstieg von Frauen kommt dort nur äußerst schleppend voran.

Noch extremer ist die Benachteiligung von Frauen in der EU insgesamt: 2021 lag ihr Anteil in Führungspositionen bei rund 35 Prozent, so das Statistische Bundesamt. Den höchsten Anteil an weiblichen Führungskräften wies Lettland auf (46 Prozent) – gefolgt von Schweden und Polen (je 43 Prozent) sowie Estland (41 Prozent). Auch interessant: So stellt sich Außenministerin Baerbock feministische Außenpolitik vor

Schlusslicht in Europa bei der Besetzung von Frauen in Toppositionen: Zypern

Am seltensten mit Frauen besetzt waren Führungspositionen in Zypern (21 Prozent), Luxemburg (22 Prozent) und den Niederlanden (26 Prozent). Deutschland lag im EU-weiten Ranking der 27 Mitgliedstaaten auf Platz 19. Das könnte Sie auch interessieren: Fachkräfte – Wie die Ampel Frauen aus der Teilzeit holen will

Dabei hatten im Jahr 2021 genau 47 Prozent der 25- bis 34-jährigen Frauen einen sogenannten tertiären Bildungsabschluss, aber nur 36 Prozent der gleichaltrigen Männer. Der Abstand ist in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen. Unter tertiären Bildungsabschluss versteht man in Deutschland beispielsweise Universitäts- und Hochschulabschlüsse, aber auch weiterqualifizierende berufliche Fortbildung, etwa die Meister-, Techniker- oder Erzieherausbildung.

Der Anteil der Frauen in den Chefetagen ist nur ein Indikator. Seit Langem bekannt ist, dass Frauen auch hinsichtlich ihres durchschnittlichen Einkommens schlechter gestellt als Männer – nicht zuletzt bei den Alterseinkünften. Lesen Sie auch: Finanzen – Warum Frauen mit ihrem Geld schlechter vorsorgen