Berlin. Die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern ist groß, Frauen bleibt oft nicht genug übrig. Zwei Grünen-Politikerinnen wollen das ändern.

Die Ungleichheiten sind so groß, dass es nicht nur den Frauentag am 8. März gibt, um auf sie aufmerksam zu machen: Zum „Equal Pay Day“ (Aktionstag für Entgeltgleichheit) am Dienstag, 7. März, legen BundesfamilienministerinLisa Paus (Grüne) und die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, einen Fünf-Punkte-Plan vor, wie die Altersarmut bei Frauen in Deutschland künftig gemildert werden könnte. Das Papier liegt unserer Redaktion exklusiv vor.

Frauen bleiben oft weniger als 1000 Euro Rente

Der Unterschied bei der Rente zwischen Frauen und Männern sei zu groß, schreiben Paus und Dröge in ihrem Papier. Im Schnitt erhalte ein Mann in Deutschland fast doppelt so viel Rente wie eine Frau. Aus Zahlen des Bundesarbeitsministeriums geht zudem hervor, dass bundesweit 2,7 Millionen Frauen selbst nach 40 oder mehr Jahren in Vollzeitarbeit eine Rente von weniger als 1000 Euro netto zur Verfügung steht. Die beiden Grünen-Politikerinnen fordern daher eine „feministische Wirtschaftspolitik“, denn Frauen verstärkt in den Arbeitsmarkt zu bringen sei wichtig, um den Fachkräftemangel zu beheben.

Katharina Dröge (Grüne) möchte eine Steuerrechtsreform, damit Arbeiten für Frauen mit Kindern lohnenswerter wird.
Katharina Dröge (Grüne) möchte eine Steuerrechtsreform, damit Arbeiten für Frauen mit Kindern lohnenswerter wird. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Obzwar es auf europäischer Ebene und im Bund schon Möglichkeiten gibt, Gehaltsunterschiede sichtbar zu machen, fordern Paus und Dröge, dass Berufe in der Pflege oder Betreuung besser bezahlt werden. Eine weitere Idee ist die Einführung eines flexiblen Arbeitszeitmodells, „bei dem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in einem Vollzeit-Arbeitskorridor im Bereich von 30 bis 40 Stunden bedarfsgerecht ihren Arbeitsumfang anpassen können“.

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Komplexer umzusetzen wird die dritte Forderung der Grünen-Bundestagsabgeordneten: Paus und Dröge wollen die Kinderbetreuung ausbauen. Doch bereits jetzt reichen die Fachkräfte in der Kinderpflege und -erziehung häufig nicht, damit Kindertagesstätten arbeitszeitgerechte Öffnungszeiten anbieten können. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung müssten zusätzlich zum vorhandenen Personal insgesamt 98.600 Kräfte neu eingestellt werden, um den Betreuungsbedarf zu erfüllen. Dadurch kämen weitere Personalkosten in Höhe von 4,3 Milliarden Euro pro Jahr hinzu.

Paus und Dröge wollen eine Steuerreform

Die nächste Hürde bilden die Koalitionspartner: Denn im Koalitionsvertrag mit SPD und FDP wurde bewusst das Ehegattensplitting nicht angerührt. Hier wollen Dröge und Paus jetzt ansetzen. „Das Ehegattensplitting ist immer noch ein Hindernis für viele Frauen, ihre Arbeitszeit zu erhöhen“, schreiben sie. Eine Änderung würde sofort 840.000 Arbeitskräfte mehr bringen. Außerdem sollten „Kinder statt Ehen“ unterstützt werden. Und die Spitzenpolitikerinnen wollen eine Reform der Steuerklassen III und V in die Hand nehmen.

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Zu guter Letzt brauche es „starke Vorbilder“. Deshalb wolle man „gezielt Selbstständige, Gründerinnen und Investorinnen unterstützen und mit einem Aktionsplan Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen fördern“. Hier wollen Dröge und Paus nach Informationen aus der Grünen-Fraktion aber auf bereits bekanntes setzen: In der Startup-Strategie der Bundesregierung ist erstmals eine Förderrichtlinie für weiblich und divers aufstellte Wagniskapitalfonds enthalten.

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Vorschläge gemacht, wie Frauen in Zukunft vor Altersarmut geschützt werden.
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hat Vorschläge gemacht, wie Frauen in Zukunft vor Altersarmut geschützt werden. © IMAGO/Political-Moments | imago