Berlin. Die Inflationsprämie kommt nach und nach bei Arbeitnehmenden an, doch längst nicht bei allen. Wer wie viel zahlt – und wer nichts.

Arbeitgeber können ihren Beschäftigten bis zu 3000 Euro Inflationsprämie zahlen. Dabei fallen keine Steuern oder Abgaben an. Gedacht ist die Zahlung als Entlastung bei den hohen Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Gezahlt werden kann der Zuschuss entweder in einem Rutsch oder in Raten bis zum 24. Dezember 2024.

Es ist auch egal, ob jemand in Vollzeit, Teilzeit oder geringfügig beschäftigt arbeitet und wie lange er schon im Betrieb tätig ist. Einzige Bedingung: Die Prämie muss in der Gehaltsabrechnung als Unterstützungsleistung zur Abmilderung der finanziellen Folgen durch die Inflation auftauchen. Dann muss die Inflationsprämie in der Einkommensteuererklärung nicht angegeben werden.

Wenn ein Arbeitgeber ankündigt, dass er die Prämie zahlt, gilt dies für alle Arbeitnehmer. Aber: Es kann unterschiedlich viel sein, wenn der Arbeitgeber dafür klare, sachliche Gründe benennen kann. So können Teilzeitbeschäftigte anteilig bedacht werden oder Mitarbeiter mit weniger Einkommen mehr bekommen als besser verdienende Kollegen. In Firmen mit Betriebsrat muss der über den Verteilmodus befinden.

Prämie wegen Inflation: Was Gewerkschaften und Arbeitgeber ausgehandelt haben

Die Gewerkschaften in der Metall- und Elektroindustrie und Arbeitgeber haben mehrere Verhandlungsrunden bestritten. Herausgekommen ist in Sachen Inflationsprämie dies:

  • Baden-Württemberg: Was zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern hier ausgehandelt wurde, war die Blaupause für Metaller in anderen Regionen Deutschlands. Der Pilotabschluss: Die sogenannte Inflationsprämie wird in zwei Schritten ausgezahlt, die Unternehmen können je nach wirtschaftlicher Lage flexibel entscheiden: von Dezember bis März 1500 Euro und weitere 1500 Euro von Dezember 2023 bis März 2024. Die Gewerkschaft schrieb in den Abschluss, dass auf jeden Fall mindestens 750 Euro im Januar aufs Konto der Beschäftigten gehen - wenn die Inflation in Deutschland einen Höhepunkt erreichen dürfte.
  • Niedersachsen: Wie in anderen Tarifgebieten soll es die Inflationsprämie von insgesamt 3000 Euro geben. Diese wird in zwei Hälften jeweils im Januar, spätestens aber im Februar der beiden Jahre 2023 und 2024 gezahlt. Für Azubis gibt es 1100 Euro, aufgeteilt in zwei Mal 550 Euro. Die genauen Zeitpunkte können bei Bedarf in einem gewissen Umfang variiert werden, um den Unternehmen mehr Flexibilität zu erlauben.
  • Norden: Arbeitgeberverband Nordmetall und IG Metall Küste übernehmen den Pilotabschluss aus Baden-Württemberg für die norddeutsche Metall- und Elektroindustrie. Die Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro wird in zwei Schritten ausgezahlt.
  • Thüringen: Nach wochenlangen Verhandlungen und Warnstreiks haben IG Metall und Arbeitgeber den Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen übernommen.
  • Sachsen: Nach Angaben der IG Metall vereinbarte sie in Sachsen mit den dortigen Arbeitgeberverbänden die Anwendung der Einigung, die bei einer Laufzeit von zwei Jahren eine Lohnerhöhung von insgesamt 8,5 Prozent sowie eine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von 3000 Euro vorsieht.
  • Gebiet Mitte: Die IG Metall will den in Baden-Württemberg erzielten Pilotabschluss zügig auch auf die Metall- und Elektroindustrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland übertragen.

Beschäftigte in der Papier- und Zellstoffindustrie bekommen Inflationsausgleichs-Sonderzahlungen von insgesamt 3000 Euro. Wann die Summen ausgezahlt werden, ist dabei flexibel. Aber: In diesem Jahr werden noch mindestens 750 Euro ausgezahlt. Für Auszubildende wurden 1.200 Euro zur Abmilderung der gestiegenen Verbraucherpreise vereinbart.

Die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat mit Arbeitgebern erhalten die Beschäftigten das tarifliche Inflationsgeld in drei Einmalzahlungen, insgesamt 3000 Euro netto. Teilzeitbeschäftigte erhalten die Zahlung anteilig.

So viel Inflationsprämie zahlen andere Firmen: Eine Übersicht der größten Unternehmen

Airbus zahlt laut „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ eine Inflationsprämie in Höhe von 1500 Euro – und zwar an alle Mitarbeiter, auch an Azubis oder Werkstudenten.

Bei Bertelsmann bekommen Mitarbeiter mit einem Jahresgehalt von maximal 75.000 Euro die Inflationsprämie in zwei Raten. Das berichtete das Branchenportal "Meedia". Wer mehr verdient, bekommt 1000 Euro.

Bei British American Tobacco (BAT) kommt es auf den Standort und die Art der Arbeit an. Wer im Werk in Bayreuth Vollzeit arbeitet oder Azubi ist, bekommt mit dem Gehalt im Dezember zusätzlich 2600 Euro. Mitarbeiter in Hamburg oder im Außendienst bekommen ein Jahr lang monatlich 150 Euro mehr, insgesamt also 1800 Euro.

Bei der Caritas – konkret: den Caritas Dienstgebern – steht die Einigung über die Inflationsprämie aus. Sie wollen den Beschäftigten eine Zahlung der kompletten 3000 Euro für die Jahre 2023 und 2024 anbieten. Auszubildende sollen 1000 Euro bekommen.

Die Commerzbank unterscheidet bei der Prämie zwischen Führungsebene und anderen Mitarbeitern. Wer in der ersten und zweiten Führungsebene angestellt ist, bekommt keinen Inflationsausgleich. Außertariflich bezahlte Beschäftigte im Inland und Mitarbeiter im Ausland erhalten 500 Euro. Nachwuchs-Mitarbeiter und tariflich bezahlte Mitarbeiter können sich auf 1000 Euro freuen. Arbeitnehmer in den Servicegesellschaften ComTS, im Callcenter CDS und im Tagungshotel Collegium Glashütten, wo kein Tarif gilt, sollen 2000 Euro ausgezahlt bekommen. Das berichtete das "Handelsblatt".

Bei der Direktbank DKB gibt es laut Bloomberg einen Inflationsbonus von 1500 Euro.

Wer in Vollzeit bei der Deutschen Bank angestellt ist, bekommt mit dem Dezember-Gehalt eine Prämie von 1500 Euro. Das weiß die "FAZ" zu berichten. Über eine zweite Zahlung im nächsten Jahr wird noch diskutiert.

ebm‑papst stellt Ventilatoren und Elektromotoren her. Die 6000 Mitarbeiter erhalten je nach Wochenstundenzahl maximal 500 Euro, Azubis 150 Euro.

Mitarbeiter der Hypovereinsbank erhalten mit dem Dezember-Gehalt 2500 Euro. Azubis werden auf der Abrechnung 1250 Euro mehr sehen.

Die Bank ING zahlt ihren Vollzeit-Mitarbeitern im Dezember 1500 Euro. Wer in Teilzeit tätig ist, bekommt mindestens 1000 Euro. Azubis, Praktikanten und Werkstudierende können 500 Euro steuerfrei einplanen.

Japan Tobacco International hat für seine Mitarbeiter eine Inflationsprämie von 2400 Euro angekündigt.

Die KfW staffelt die Inflationsprämie: Vorstände und Geschäftsführung gehen leer aus. Praktikanten bekommen 500 Euro, Werkstudierende und Bereichs- oder Abteilungsleiter 1000 Euro. Dual-Studierenden und Auszubildenden werden 1500 Euro überwiesen. Teamleiter und außertariflich angestellte erhalten 2000 Euro, Tarifangestellte und Trainees die kompletten 3000 Euro.

Für alle Angestellten der Landesbank Baden-Württemberg – auch für Azubis, Teilzeitkräfte oder Mitarbeiter in Teilzeit – wurde eine Inflationsprämie in Höhe von 2000 Euro angekündigt. 1200 Euro gibt es im Dezember, 800 Euro im Februar.

Bekleidungshersteller Marc Cain zahlt maximal 3000 Euro Inflationsprämie. Eine Hälfte des Geldes wird mit der Lohn- und Gehaltsabrechnung im Dezember ausgezahlt, die andere im März. Mitarbeiter in Teilzeit bekommen die Prämie anteiligt.

Philip Morris bietet seinen Mitarbeitern 2400 Euro Inflationsausgleich.

Autohersteller Porsche zahlt seinen Mitarbeitern je nach Betriebszugehörigkeit und Teil- oder Vollzeitverhätlnis bis zu 3000 Euro zahlen. Darüber berichtete der "Merkur".

Zigarettenhersteller Reemtsma überweist seinen Mitarbeitern pro Monat 190 Euro netto mehr aus. Das geschieht ein Jahr lang, so dass so 2280 Euro zusammenkommemn.

Angestellte der Drogeriekette Rossmann bekommen zusätzlich zum Weihnachtsgeld 500 Euro. Verkaufshilfen erhalten die Prämie in Höhe von 250 Euro.

Der Energieversorger RWE hat die Zahlung der Inflationsprämie angekündigt. Im Dezember gibt es für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte 1500 Euro. Eine zweite Einmalzahlung – ebenfalls in Höhe von 1500 Euro – wird bis spätesten Ende Februar 2024 gezahlt.

Wer in einem Unternehmen der Schwarz-Gruppe arbeitet, zum Beispiel bei Lidl, hat schon im November 250 Euro zusätzlich bekommen. Angestellte bei Kaufland und PreZero allerdings müssen einkaufen gehen: Sie erhalten einen Warengutschein im Wert von 250 Euro.

Mitarbeiter beim Autovermieter Sixt bekommen bis Jahresende weltweit einen Inflationsausgleich von 1700 Euro.

Die Targobank zahlt ihren Mitarbeitern bis zu 3000 Euro, Azubis und Werkstudierenden 2000 Euro als Inflationsausgleich. Das passiert in zwei Raten im Dezember und im nächsten Jahr.

Mitarbeiter der Teigwaren Riesa bekommen ab Januar bis Ende Mai 2024 eine Inflationsprämie von monatlich 50 Euro.

Bekleidungshersteller Trigema zahlt nach anfänglichem Widerstand seinen Mitarbeitern seit 1. Oktober pro Monat 100 Euro Inflationsprämie – allerdings befristet bis Ende 2022. Teilzeitbeschäftigte bekommen den Ausgleich anteilig. Ob es weitergeht, entscheidet die wirtschaftliche Lage.

Bei TUI wird noch verhandelt. Bislang stehen 1500 Euro Inflationsprämie im Raum – ausgezahlt in drei Raten.

Die rund 125.000 Volkswagen-Beschäftigten in Westdeutschland bekommen den Inflationsausgleich von 3000 Euro in zwei Stufen zu 2000 Euro im kommenden und 1000 Euro im darauffolgenden Jahr. Azubis bekommen jeweils die Hälfte.

Welche Firmen Nein zur Inflationsprämie sagen

Das Klinikunternehmen Asklepios lehnt eine Zahlung der Inflationsprämie ab. Das berichtet das Fachportal "pflegen online". Demnach will Helios "bei den nächsten Entgeltrunden" darüber verhandeln. Beim Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) werde über die Inflationsprämie diskutiert. Die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) verweist auf ohnehin schon hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften für die anstehenden Tarifverhandlungen.

Vom Autozulieferer Continental gab es bereits Anfang Oktober eine Absage an den Inflationsausgleich. Die Telekom begründet ihre Ablehnung damit, dass ihre Mitarbeiter in unteren und mittleren Tarifgruppen schon beim Tarifabschluss in diesem Jahr eine Sonderzahl von 500 Euro bekommen hätten. (cl)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de