Wolfsburg. Innenstadtumbau in Gefahr: Die Interessen von Signa kollidieren mit denen von VW. Die Stadt Wolfsburg erwartet, dass die Entscheidung bald fällt.

Gut drei Jahre ist es her, dass Karstadt-Eignerin Signaeine dreistellige Millionen-Investition in Wolfsburg ankündigte. Am Nordkopf und entlang der Heinrich-Nordhoff-Straße sollte ein ganz neues Innenstadt-Quartier mit Büros, Wohnungen, zeitgemäßen Ladenflächen, Restaurants und Freizeitangeboten entstehen. Doch mit den aktuellen Äußerungen von Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess stellt sich die Grundsatzfrage, wie die Vorstellungen von Signa und VW überhaupt zusammenpassen sollen.

Signa-Vorstand Timo Herzberg hatte den Nordkopf und die Heinrich-Nordhoff-Straße mit ihren Großparkplätzen im März 2019 als städtebauliche Katastrophe bezeichnet. Signa plante, unter anderem auf den rund 5000 VW-Mitarbeiter-Parkplätzen Gebäude mit Büros, Wohnungen und Geschäften zu errichten. Bereits 2022 oder 2023 sollten die ersten Arbeitsplätze für rund 2000 Volkswagen-Mitarbeiter zur Verfügung stehen.

Rund 5000 Mitarbeiter von Volkswagen können an der Heinrich-Nordhoff-Straße parken. Aus Sicht des Investors Signa sind die Parkplätze eine städtebauliche Katastrophe. VW-Chef Herbert Diess will erst einmal nicht darauf verzichten.
Rund 5000 Mitarbeiter von Volkswagen können an der Heinrich-Nordhoff-Straße parken. Aus Sicht des Investors Signa sind die Parkplätze eine städtebauliche Katastrophe. VW-Chef Herbert Diess will erst einmal nicht darauf verzichten. © regios24/Lars Landmann (Archivbild)

Doch nun machte Herbert Diess klar, dass ihm das Vorhaben, mit der Bebauung der Parkplätze zu starten, nicht passt. „Ich bin mit diesem Konzept nicht einverstanden. Das ist aus meiner Sicht nicht der richtige erste Schritt“, sagte der Volkswagen-Chef am Montag vor Lesern der Wolfsburger Tageszeitungen und VW-Mitarbeitern. Von Signa forderte Diess ein mit VW abgestimmtes Konzept ohne Verluste von Parkflächen.

Volkswagen und Signa haben unterschiedliche Ideen für Wolfsburg

Die von Signa geplanten Arbeitswelten von morgen braucht Volkswagen offenbar auch nicht. Volkswagen verfüge bereits über ein großes eigenes Angebot an Büroflächen, stellte Diess klar. Es war fast zu erwarten: In der Pandemie haben sich Gewohnheiten geändert, viele Volkswagen-Mitarbeiter werden auch in Zukunft vorrangig im Homeoffice arbeiten.

Und dann wären da noch die Wohnungen, die René Benkos Gruppe plant. Aus Diess Sicht braucht Wolfsburg jetzt mehr Einfamilienhäuser statt Wohnungen – ganz die Linie, die auch Oberbürgermeister Dennis Weilmann seit seinem Wahlkampf propagiert.

Signa-Planungen sollen sich aufgrund der Pandemie geändert haben

Sind die Träume von einer modernen Wolfsburger Innenstadt und der mit einigem Aufwand aufgesetzte Masterplan Nordhoffachse also tot? Schon seit geraumer Zeit war es verdächtig ruhig geworden um den großen Nordkopf-Umbau. Anfragen an Signa bleiben unerwidert.

Die Stadt Wolfsburg erklärt jedoch auf Anfrage, dass sich die Planungen geändert haben: Durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen seien wirtschaftliche Abwägungen notwendig und die Signa-Pläne grundsätzlich neu diskutiert worden. „In diesem Zuge wurde entschieden, die Innenstadt durch eine Verlagerung des Projekts in Richtung Nordkopf zu stärken. Aktuell gehen wir davon aus, dass der Investor in den kommenden Wochen gemeinsam mit Volkswagen entscheiden wird, ob diese Pläne in die Umsetzung gehen können“, heißt es aus der Stadt-Pressestelle. Dann sollen auch die politischen Gremien darüber diskutieren und entscheiden.

OB Dennis Weilmann erwartet, dass sich Volkswagen konstruktiv einbringt

Oberbürgermeister Dennis Weilmann äußert sich gewohnt positiv: „Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich Dr. Herbert Diess dafür ausgesprochen hat, dass Volkswagen auch weiterhin die Standortattraktivität Wolfsburgs stärken will“, sagt der OB. „Daher bin ich davon überzeugt, dass sich Volkswagen zusammen mit den anderen Partnern weiter konstruktiv in der Innenstadt einbringen wird.“