Braunschweig. Ex-VW-Konzernchef Winterkorn soll wegen „Dieselgate“ vor Gericht erscheinen. Die Ermittler weiten den Kreis der Angeschuldigten nun deutlich aus.

Im Dieselskandal bei Volkswagen hat die Staatsanwaltschaft 15 weitere Beschuldigte angeklagt. Ein Sprecher des Landgerichts in Braunschweig bestätigte am Montag den Eingang der entsprechenden Anklageschrift. Die Mitarbeiter sollen sich demnach vor allem wegen Betrugs verantworten. Dazu kommen weitere Delikte wie Falschbeurkundung, Steuerhinterziehung und strafbare Werbung. Nähere Einzelheiten zu den Angeklagten wurden dabei nicht genannt.

Prozess gegen Martin Winterkorn

Es ist nicht die erste Anklage im Dieselskandal. Anfang September beginnt vor dem Braunschweiger Landgericht ein Prozess gegen den früheren Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn sowie vier weitere ehemalige oder aktuelle hochrangige Mitarbeiter des Wolfsburger Konzerns. Ihnen wird banden- und gewerbsmäßigen Betrug zur Last gelegt. Es geht dabei um die Täuschung von Autokäufern im Zusammenhang mit illegalen Abschalteinrichtungen in VW-Fahrzeugen.

Das Landgericht muss die neuen Anklagen der Staatsanwaltschaft nun prüfen und über die Eröffnung einer Hauptverhandlung entscheiden. Wie lange dies dauern könnte, war zunächst ebenfalls noch offen.

Dieselskandal – mittlerweile 34 Personen angeklagt

Damit sind nun 34 Personen in den Untersuchungen wegen überhöhten Ausstoßes von Stickoxid (NOx) angeschuldigt. Nach Überzeugung der Ermittler war die Führungsriege maßgeblich dafür verantwortlich, dass Behörden und Kunden in Europa und den USA mit Hilfe einer unzulässigen Software in Dieselfahrzeugen getäuscht wurden. Die mittlerweile vierte Anklageschrift umfasst 1554 Seiten.

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Zwei weitere Verfahren, 14 VW-Mitarbeiter angeklagt

In zwei weiteren NOx-Verfahren der Abgasaffäre hat die Staatsanwaltschaft zusammen 14 VW-Mitarbeiter angeklagt. Über die Eröffnung von Hauptverfahren ist dabei aber noch nicht entschieden. Bei sechs Betroffenen wurde im Januar 2020 schwerer Betrug, teilweise Steuerhinterziehung und Falschbeurkundung angeklagt. Seit September 2020 geht es bei acht Beschäftigten um mutmaßlichen, teils schweren Betrug, Falschbeurkundung und Wettbewerbsverstöße sowie teilweise Untreue und Steuerhinterziehung oder Beihilfe dazu.

Dieselskandal: Schwerste Krise für VW

Der Dieselskandal bei dem Autobauer war im September 2015 bekannt geworden. VW räumte damals ein, bei bestimmten Dieselmotoren eine Software verbaut zu haben, die den Ausstoß von Stickoxid nur auf dem Prüfstand senkt, nicht aber im Straßenverkehr. Der Konzern forderte inzwischen auch Schadenersatz von Winterkorn und anderen Beschuldigten wie dem ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler. Die früheren Manager weisen sämtliche Vorwürfe gegen sich zurück.

Der Skandal um „Dieselgate“ flog im September 2015 durch Nachforschungen von US-Umweltbehörden und Wissenschaftlern auf. VW stürzte in die schwerste Krise seiner Geschichte, Milliarden an juristischen Kosten und ein lädiertes Verbrauchervertrauen waren die Folge. Die Angeschuldigten in dem aktuellen Verfahren sollen in unterschiedlichen Tatzeiträumen wissentlich und willentlich an der Entstehung und Weiterentwicklung der Manipulationssoftware beteiligt gewesen sein. DPA/AFP