Wolfsburg. Die Untermarke wurde im vergangenen Jahr gegründet. Sie spricht Kunden im Einstiegssegment an.

Auch der Volkswagen-Konzern hat schwer mit den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen, wie die dramatisch rückläufigen Auslieferungen zeigen. Anlass zur Hoffnung bietet einmal mehr China. Nicht nur, weil dort die Corona-Folgen überwunden scheinen und sich die Verkaufszahlen in Richtung Vorjahresniveau bewegen. Für einen Lichtstreif am Horizont sorgt auch die im vergangenen Jahr gegründete Untermarke Jetta. Sie findet laut Harald Müller, Jetta-Chef und Leiter des chinesischen Werks Chengdu, vor allem bei Erstkäufern großen Zuspruch. In Chengdu werden die Autos auch gebaut.

Der Jetta ist in Deutschland kein Unbekannter. VW baute das Modell als Golf-Stufenheck-Version. Die Nachfolger hießen Vento und Bora. Allerdings hatte das Auto den Ruf eines Opa-Wagens. Hierzulande ist die Produktion längst ausgelaufen. Nicht so in China. Und mehr noch, der Jetta wurde im Reich der Mitte im vergangenen Jahr zur eigenen Marke – genau genommen zu einer Untermarke der Konzern-Kernmarke VW.

Mit dieser Entscheidung wollen die Wolfsburger Autos auch im preislichen Einstiegssegment anbieten. Eine strategisch wichtige Entscheidung, weil der Wettbewerb in dieser Fahrzeugklasse immer größer wird. Vor allem chinesische Hersteller buhlen um Kunden. Das Rezept von Jetta: Wenig Modelle, wenig Ausstattungsvarianten, dafür aber VW-Technik und -Qualität. Nach Angaben Müllers rangieren Jetta-Modelle preislich 20 bis 30 Prozent unter den Modellen der Marke VW.

Bisher ist Jetta mit einer Stufenheck-Limousine und zwei SUV unterwegs. Auch in China sind die Gelände-Limousinen besonders beliebt. „Es gibt Pläne für ein weiteres Fahrzeug zur Erweiterung der Modellpalette, bei dem wir junge Familien im Blick haben. Dazu können wir hoffentlich nächstes Jahr mehr sagen. Klar ist aber auch: Die Marke Jetta will kein Vollsortimenter werden“, sagte Müller im Gespräch mit Journalisten.

Nach seinen Angaben hält Jetta ein Prozent Marktanteil, der schrittweise ausgebaut werden soll. Die VW-Tochter gehöre zu den erfolgreichsten Markengründungen in China. Zum Vergleich: Die Marke VW hält 14 Prozent Marktanteil, der VW-Konzern 20 Prozent. Von September bis Dezember 2019 seien 43.000 Jetta-Modelle verkauft worden, von Januar bis April 37.900. Schuld an dem Rückgang sei das Corona-Virus, das in China zuerst aufgetreten ist. Zwar betrage der Rückgang in diesem Jahr knapp 12 Prozent, der chinesische Gesamtmarkt ist laut Müller im selben Zeitraum aber um 33 Prozent geschrumpft.

Anders als im gesättigten europäischen und US-Automarkt sind viele chinesische Kunden immer noch Erstkäufer. Im von Jetta bedienten Einstiegssegment beträgt ihr Anteil nach Angaben Müllers 80 Prozent. „Wir wollen mit den Autos zu den Kunden aufs Land, wo die Menschen oft noch öffentliche Verkehrsmittel nutzen, und in die kleineren Städte. Dort sehen wir große Wachstumschancen, dort gibt es keine Zulassungsbeschränkungen wie zum Beispiel in Peking“, beschreibt Müller die Strategie des Autobauers. Dank der vergleichsweise immer noch starken Nachfrage könnten die Autos ohne Rabatte verkauft werden. Die Finanzierungsquote liege aktuell bei 30 Prozent.

Wie Müller weiter ausführte, könnten sich aus der Corona-Krise Wachstumschancen für Jetta ergeben. „Das Mobilitätsverhalten in China ändert sich durch Corona. Die Menschen möchten sich nicht mehr der Gefahr aussetzen, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken. Deshalb wächst der Wunsch nach einem eigenen Auto“, sagte er. Jetta bietet ihnen bisher Modelle nur mit Verbrennungsmotor an. Müller: „Bei der Marke Jetta sehen wir aktuell keinen Wunsch der Kunden nach Elektro-Fahrzeugen.“

Ob die VW-Untermarke weiterhin nur in China aktiv ist, ließ Müller offen. „Die Marke Jetta wurde für China entwickelte und designt. Der erfolgreiche Start hat nun natürlich auch das Interesse aus anderen Ländern der Volkswagen-Welt geweckt.“