Berlin. Die Deutsche Bank hat viele Mitarbeiter entlassen. Gleichzeitig ließen Führungskräfte den Schneider kommen. Respektlos, sagt der Chef.
Haben sie nur nicht mitgedacht oder war es ihnen womöglich einfach egal? Statt Empathie für ihre Kollegen zu zeigen, haben Mitarbeiter der Deutschen Bank in London am Tag der Massenentlassung Maß für schicke neue Anzüge nehmen lassen. Die Standpauke von Vorstandschef Christian Sewing folgte prompt.
„Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass in unserer Niederlassung in London am Montag jemand Schneider bestellt hat, um Maßanzüge auszumessen“, sagte Sewing dem „Handelsblatt“. „Am gleichen Tag mussten wir vielen Mitarbeitern im Aktienhandel sagen, dass sie gehen müssen, weil wir ihre Abteilung schließen.“
Deutsche-Bank-Chef kritisiert Maßanzug-Anprobe als respektlos
Ein solches Verhalten sei respektlos und stehe in keiner Weise im Einklang mit den Werten der Deutschen Bank. Wann immer so etwas geschehe, müssten die Führungskräfte eingreifen und gegensteuern, um die Kultur im Unternehmen zu verbessern. Und Sewing hat eingegriffen.
Er habe persönlich bei den Kollegen angerufen und den Vorfall angesprochen. „Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die beiden Kollegen meinen Anruf nicht vergessen werden“, zitiert ihn das „Handelsblatt“.
Die Deutsche Bank hatte vor Kurzem verkündet, bis 2022 weltweit 18.000 Stellen streichen zu wollen. Auch in Deutschland werde „eine substanzielle Zahl an Stellen wegfallen“, sagte Sewing jetzt in dem Interview. Was sich die Deutsche Bank vom radikalen Umbau erhofft.
Im Frühjahr machte die Deutsche Bank noch ganz andere Schlagzeilen – mit Fusionsplänen: Deutsche Bank und Commerzbank: Kommt die deutsche Megabank?, fragten sich Beobachter damals. Allerdings war auch da bereits klar, dass eine Fusion der deutschen Großbanken Risiken mit sich gebracht hätte. Der Hochzeitstraum von Deutscher Bank und Commerzbank platzte schließlich. (cho)