Braunschweig. Die Unternehmer Tobias Fischer und Matthias Habel beraten und unterstützen Unternehmen bei Verkäufen über den Internet-Versandhandel Amazon.

Wirtschaftliches Fachwissen und unternehmerische Erfahrungen – Tobias Fischer und Matthias Habel bringen beides mit, wie sie von sich selbst sagen. Der Betriebswirt und der Handelslehrer haben sich bei VW kennengelernt, sich dann selbstständig gemacht, ihre eigene Handtaschenmarke „Tragwert“ entworfen und vertrieben. Seit September vergangenen Jahres beraten und unterstützen sie Firmen bei Verkäufen über die Online-Plattform Amazon und geben Seminare.

Es ist ein für unsere Region derzeit einzigartiges Geschäftsmodell: Fischer und Habel übernehmen die Betreuung von Waren derjeniger Unternehmen, die neben dem konventionellen Handel über Ladentisch und eigenen Onlineshop auch Amazon als Vertriebsweg nutzen. Von der Präsentation bis zum Verkauf, von der Schraube bis zum Flachbildfernseher. Sie suchen und melden im Internet angebotene Duplikate, um die Marken ihrer Kunden zu schützen. Und sie vergleichen die Preise aus den Geschäften mit denen aus dem Internet, um größeren Unterschieden frühzeitig entgegenzuwirken.

Vom Garagen-Startup zum Global Player

Begonnen habe man einst in einer Garage, so wie manch andere heute weltbekannte Firma, berichten die Unternehmer schmunzelnd. Jetzt ist das Geschäft bereits so erfolgreich, dass die erst kürzlich bezogenen Büroräume in der Innenstadt schon wieder zu klein geworden sind. Fünf Mitarbeiter zählt die Firma aktuell – gesucht werden weitere, aus der Wirtschafts- Marketing- oder Medienbranche. Ein Studium ist keine Voraussetzung. Die Kunden kommen mittlerweile nicht mehr nur aus Deutschland, sondern auch aus Australien und Japan. Den Kundenstamm bilden sowohl kleine Manufakturen als auch große mittelständische Unternehmen. Doch Fischer und Habel beschränken sich nicht nur auf eingesessene Firmen.

Die Unternehmer Tobias Fischer (links) und Matthias Habel beraten und unterstützen Firmen in Sachen Amazon-Verkäufen. Foto: 
Die Unternehmer Tobias Fischer (links) und Matthias Habel beraten und unterstützen Firmen in Sachen Amazon-Verkäufen. Foto:  © Privat | Hannes Harnack

„Unsere Arbeit bietet sich vor allem für Startups an, die nicht die Kapazität besitzen, ihren Amazon-Auftritt selbst zu organisieren“, sagt Geschäftsführer Tobias Fischer. Außerdem könne durch den Verkauf bei Amazon getestet werden, wie ein Produkt auf dem Markt angenommen wird. Für junge Unternehmen sei das kostengünstiger als so manches Marktforschungsinstitut. Weitere Dienstleistung neben der Beratung: Fischer und Habel kaufen Unternehmen Ware ab, vertreiben sie selbst über Amazon und beteiligen ihren Kunden anschließend über die Marge am Gewinn.

Kleine Tricks für erfolgreichen Amazon-Handel

Dass zum erfolgreichen Verkauf über die Online-Plattform mehr gehört als nur ein Profil anzulegen und ein Bild von seiner Ware hochzuladen, zeigt die Erfahrung: „Ein paar Freunde sind vor einigen Jahren zu uns gekommen und haben erzählt, dass sie ihre Sachen, die sie bei Amazon angeboten haben, nicht loswerden und nicht wissen, woran das liegt. Dabei genügt es oft schon, an ein paar einfachen Stellschrauben zu drehen“, erklärt Matthias Habel.

So sollte etwa die Produktbeschreibung nie länger als 60 Zeichen sein und der Artikel auf genau sieben Fotos dargestellt werden. Ein noch relativ neues Instrument zur Präsentation ist der sogenannte Amazon Brandstore, möglicher Ersatz für einen firmeneigenen Onlineshop. Doch das sind nur Feinheiten. „Amazon ändert gefühlt monatlich seinen Algorithmus. Um sicherzustellen, dass die eigenen Produkte in der Suchliste immer ganz oben stehen, muss man sich intensiv mit der Plattform beschäftigen. Das kostet Zeit, die wir uns im Auftrag unserer Kunden nehmen“, sagt Fischer.

Je weiter der Versandhandel Amazon expandiert, desto größer wird der Druck auf den klassischen Einzelhandel. Fischer und Habel sehen das anders: Neue Wettbewerber habe es schon immer gegeben. Amazon sei nur ein weiterer meint der 30-jährige Fischer. Der Online-Versandhändler könne für Unternehmen auch als Chance betrachtet werden. Wahr ist jedoch auch: Ohne den Internetriesen Amazon hätten die Braunschweiger Unternehmer keine Geschäftsgrundlage.

Und die Paketflut, die durch den wachsenden Internethandel immer weiter steigt? „Da wird viel weiterentwickelt“, sagt Habel. Amazon selbst etwa überlege sich Alternativen zum Postauto, um Innenstädte und Boten zu entlasten – etwa die Belieferung direkt in den Kofferraum oder mittels Drohnen. Ebenso wahr: Solche Alternativen scheitern in Deutschland bislang am Gesetz.