Seeburg. Christian Baudis sprach beim BVMW-Business-Meeting in Seeburg. Deutschland müsse sich sputen, Technologien wieder selbst zu entwickeln.

„Weltweit gibt es zukunftsweisende Innovationen, aber deutsche Unternehmen lassen sich immer mehr den technologischen Schneid abkaufen“, bedauerte Christian Baudis, Futurist und Inhaber von My Digital, beim 24. BVMW-Business-Meeting in Seeburg. Der Digitalunternehmer, der für namhafte Unternehmen international nach Startups sucht, die mit ihren Erfindungen die Zukunft prägen, findet sie hauptsächlich in den USA und Asien. Dort entstünden bedeutende Innovationen, die auch massiv umgesetzt werden. „Wir Deutschen und Europäer müssen uns die Frage stellen, ob wir zukünftig Absatzmarkt, Zulieferer oder Innovationstreiber sein wollen.“

Der ehemalige Chef von Google Deutschland zeigte den 100 Gästen eine Welt auf, in der die Megatrends Robotik, Sensorik, Big Data und eHealth die Zukunft prägen: Mit Haushaltsrobotern, die Amazon als Abfallprodukt der eigenen Lagerautomation bald auf den Markt bringt, mit sensorgesteuerten Socken, die Lauftipps geben oder gleich neue Sportschuhe bestellen, mit elektronischen Nervenimpulsen, die Behinderte vom Rollstuhl befreien. Und E-Autos, die Asien bereits einsetzt, um den Smog einzudämmen, teilweise sogar autonom fahrend, „während wir noch über Diesel-Fahrverbote diskutieren.“

Innovationstreiber wie Amazon und Google seien deshalb erfolgreich, weil sie die intelligente Datenverknüpfung vorantreiben. Dadurch können sie Bedarfe im Voraus erkennen und immer schneller liefern und antworten, mit dem Ergebnis enormer Kundenzufriedenheit und -bindung. „Überlegen Sie mal, wie Sie Ihre Kundendaten besser nutzen können“, regte Baudis an. Auch die Arbeitswelt werde sich radikal wandeln. Durch intelligente Schwarmproduktion, den Wegfall von Berufen wie Lkw-Fahrer und Fahrlehrer, die Änderung von Berufsbildern wie Berater, die besser werden müssen als Apps, die bereits heute schon hilfreiche Tipps geben. „Deutschland muss sich sputen, Technologien wieder selbst zu entwickeln“, so Baudis. Sein Tipp: „Graben Sie Ihre kindliche Neugier aus, um Dinge neu zu denken.“

Dass der Mittelstand das Zeug dazu hat, die Zukunft zu gestalten, davon war Gastgeber Jörn Kater, Regionalleiter Südniedersachsen des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, überzeugt. „Aber manchmal braucht es den Weckruf, den unser Referent gegeben hat.“ Ein Weckruf, der abschließend beim Buffet im Graf Isang rege diskutiert wurde.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft Unternehmerverband Deutschlands (BVMW) ist nach eigener Auskunft die größte, freiwillig organisierte Interessenvertretung der mehr als drei Millionen klein- und mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Rund 300 bundesweite Geschäftsstellen zeichnen für die Betreuung der Mitglieder verantwortlich und sind Sprachrohr des Verbandes in den Regionen.

Zu den Aufgaben des BVMW zählen die politische Interessenvertretung, die persönliche Beratung durch ein bundesweites Netzwerk von Experten, Veranstaltungen als Plattform für den Know-How-Transfer und den unternehmerischen Austausch sowie die kontinuierliche praxisbezogene Information zu relevanten Themen des deutschen Mittelstands.

Der Unternehmer Jörn Kater übernahm im April 2013 die Geschäftsstelle des Kreisverbandes Südniedersachsen mit den Landkreisen Göttingen, Northeim, Osterode, Goslar und Holzminden und ist seit dem 1. Oktober 2014 außerdem Leiter der Wirtschaftsregion Hannover.