Hamburg. Matthias Riedl erklärt, warum Pflegecremes allein nicht reichen und wie Lebensmittel unserer Haut helfen können – nicht nur im Winter.

Der Winter setzt der Haut zu. Kälte und trockene Heizungsluft machen sie empfindlich. „Äußere Pflege ist gut und wichtig“, sagt der Ernährungs-Doc in der neuen Podcast-Folge „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung.“ Doch das allein reiche nicht aus, „man muss auch was von innen tun“.

podcast-image

Systeme wie zum Beispiel die Blutbildung, aber auch die Hautneubildung und das Haarwachstum reagieren laut Riedl auf einen Mangel von Vitalstoffen am ehesten. Das merkten auch Menschen, wenn sie zum Beispiel eine Chemotherapie bekommen.

Ernährungs-Poscast: Wie man die Haut im Winter von innen unterstützt

„Da wird die Zellteilung massiv unterdrückt, es kommt zu Haarausfall. Die Haare wachsen nicht mehr, die Haut wird spröde, entzündet sich“, so der Ernährungs-Doc. „Die Haut ist wie kaum ein anderes Organ sehr davon abhängig, dass alles das zur Verfügung steht, was wir zur Zellteilung brauchen. Wenn das nicht da ist, dann hakt es an allen Ecken.“

Dann werde die Haut spröder, man bekomme Ekzeme, die Hauterneuerung finde zwar statt, aber lückenhaft und die Haut werde schuppig. Solche Störungen, aber auch Haarausfall könnten Folge einer fehlerhaften Ernährung sein. „Und wir ernähren uns ja nicht gut in Deutschland – mit viel zu vielen Fertigprodukte“, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg.

Matthias Riedl: Man muss auf die ausreichende Flüssigkeitsversorgung achten

Man kann seinen Angaben zufolge etliches tun, um der Haut speziell jetzt in den Wintermonaten zu helfen: „Um beim Banalen anzufangen: die richtige Flüssigkeitszufuhr. Bei Flüssigkeitsmangel wird man müder und traniger. Präventiv trinken, das ist die Devise! Das tut auch der Haut gut.“

Schon Medizinstudenten lernten, den Versorgungsgrad von Menschen im Krankenhaus abzuschätzen. „Sind die Schleimhäute trocken? Kann ich eine Hautfalte abziehen und bleibt diese stehen? Das hat dann nicht nur was mit älterer Haut zu tun, sondern auch mit Flüssigkeitsmangel, weil man tatsächlich einschrumpft.“

Expertentipp: Was die wichtigsten Eiweißquellen für gesunde Haut sind

Genug zu trinken sei enorm wichtig: „0,03 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht brauchen wir für die richtige Spannung des Gewebes.“ Daneben müsse der Eiweißbedarf gedeckt werden. Denn wenn man zu wenig Eiweiß bekommt, könne die Haut nicht mehr richtig gut nachgebildet werden. Außerdem brauche man bestimmte Vitamine – beispielsweise für die Zellteilung und das Wachstum der Haut.

Als wichtige Eiweißlieferanten nennt der Ernährungs-Doc Eier, Fisch, aber auch Hülsenfrüchte. Eier liefern auch Vitamin A, das wichtig sei für die Zellteilung. „Vitamin A ist auch eine ganz wichtige Substanz für den Infektschutz der Haut, aber auch der Schleimhaut“, so Riedl. „Das brauchen wir, um Krankheitserreger abzuwehren, die über die Haut oder Schleimhaut eindringen wollen. Wenn wir da einen Mangel haben, sind wir ein bisschen anfälliger. Neben Vitamin A brauchen wir aber auch Zink und Selen, die in beispielsweise auch in Nüssen enthalten sind.“

Dr. Matthias Riedl: Biotin ist wichtig, aber keine Tabletten kaufen!

Bei einem Zinkmangel gebe es Wundheilungsstörungen. „Patienten sind dann länger im Krankenhaus, die Wunde will nicht heilen. Bei chronisch schlecht heilenden Wunden muss man gucken: wie ist der Ernährungsstatus?“ Bei älteren Leuten finde man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mangelernährung.

Auch Biotin sei notwendig. Von Biotin-Präparaten in Pillenform rät Riedl allerdings ab. „Bitte nicht irgendwelche Präparate kaufen. Wir brauchen echte Lebensmittel, weil die echten Lebensmittel alles in der Dosierung und in der Zusammensetzung liefern, wie wir es auch benötigen. Wenn ich ein Ei esse, dann habe ich auch Eiweiß und Vitamin A dabei – und bin nicht überdosiert.“

Omega-3-Fettsäuren sind für die Haut besonders wertvoll

Wichtig sind laut Riedl auch die Omega-3-Fettsäuren: „Da kommt wieder Fisch ins Spiel und marines Leben, also Algenöl“, sagt er. Zink, Omega-3-Fettsäuren, Biotin – das alles zusammen sei auch in bestimmten Lebensmitteln, beispielsweise in Nüssen (Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse), aber auch in Weizenkleie.

Das Biotin brauchen wir auch für die Zellteilung, sagt Riedl. Ein Biotinmangel könne beispielsweise zu brüchigeren Nägeln führen oder zu schlechterem Haarwachstum.

Ernährungs-Doc: Die Top-Lebensmittelgruppen für gesunde Haut

Top-Lebensmittel für die Haut sind laut Riedl unverarbeitete Lebensmittel ohne Chemie. „Gemüse ist ganz oben und als Untergruppe Nüsse und Kerne – wegen der umfangreichen Inhaltsstoffe, Mineralien, Spurenelemente und sekundären Pflanzenstoffe, die antientzündlich wirken“, sagt der Ernährungs-Doc.

Die richtige Eiweißmenge sei wichtig für die Hauterneuerung, ebenso wie die richtigen Öle. Riedl verweist auf Studien aus China zur Wirkung von Mandeln auf das Hautrelief: „Da konnte man feststellen, dass Mandeln tatsächlich das Hautbild verfeinern.“

Ernährungs-Doc – diese Substanzen schaden der Haut enorm

Mit der Ernährung kann man die Gesundheit der Haut aufpeppen, sagt Riedl. Es gebe aber auch große Hautschädiger. Zucker beispielsweise fördere die Entzündungsbereitschaft der Haut. Und auch mit zu vielen Milchprodukten müsse man vorsichtig sein. Insbesondere bei Neurodermitis könne es sein, dass die Entzündlichkeit dadurch gesteigert werde – das gelte auch für Schuppenflechte und für Rosazea, eine entzündliche Hautrötung im Gesicht.

Mehr zum Thema

Auch da könne man mit naturbelassener Ernährung viel erreichen. Dafür sollte man Zucker reduzieren und Fertiggerichte meiden, rät Riedl.

Ernährungs-Mediziner warnt vor Nikotin und Alkohol

Dass Rauchen ungesund ist, ist bekannt. Es mache auch ein ganz typisches Hautbild, so der Ernährungs-Doc: „Wir haben eine sehr viel stärkere Faltenbildung von gröberen und feineren Falten. Man altert damit wirklich vom Gesichtsbild schlimmer.“ Drei weitere Faktoren schaden der Haut ebenfalls: Cortison, Sonne (lässt die Haut altern) und Alkohol (verschlechtert das Hautbild). Eine gewisse Mäßigung bezüglich Letzterem in den Feiertagen würde daher nicht schaden.

Dr. Matthias Riedl: Artgerechte Ernährung. Das Kochbuch. Gräfe und Unzer
Dr. Matthias Riedl: Artgerechte Ernährung. Das Kochbuch. Gräfe und Unzer © Gräfe und Unzer / Grossmann & Schürle | Gräfe und Unzer / Grossmann & Schürle

Auch die Haare kann man laut Riedl durch Ernährung unterstützen. „Es ist ein Zellsystem, das ständig erneuert wird. Wir können die Zellteilung mit den klassischen Zellteilungsvitaminen, Spurenelementen und natürlich auch mit einer ausreichenden Eiweiß-Versorgung unterstützen.“ Haare hätten aber auch eine Verbindung zur Psyche, sagt Riedl: „Wir wissen, dass wir bei starkem Stress vermehrten Haarausfall bekommen. Das kann sich Monate hinziehen.“

Rezept: Walnussaufstrich mit Roter Bete

6 Portionen, 20 Min. 205 kcal, 5 g EW 16 g F, 10 g KH

Walnussaufstrich mit Roter Bete aus dem Buch „Artgerechte Ernährung“ von Dr. Matthias Riedl.
Walnussaufstrich mit Roter Bete aus dem Buch „Artgerechte Ernährung“ von Dr. Matthias Riedl. © Gräfe und Unzer / Grossmann & Schürle | Gräfe und Unzer / Grossmann & Schürle

Zutaten: 400 g Rote Bete (ersatzweise 300 g gegart und vakuumverpackt), 2 Knoblauchzehen, 150 g Walnusskerne, Salz, Pfeffer, rosenscharfes Paprikapulver, 1 Stängel Koriandergrün 1 Bund Petersilie.

Zubereitung:
1. Die Roten Beten mit Schale gründlich waschen und in wenig Wasser zugedeckt in ca. 15 Min. weich garen. Danach abgießen und etwas abkühlen lassen, schälen und auf der Gemüsereibe fein raspeln. (Alternativ bereits gegarte Beten verwenden. Bei der Verarbeitung der Roten Bete am besten mit Einweghandschuhen arbeiten, um Verfärbungen an den Händen zu vermeiden!)

2. Inzwischen den Knoblauch schälen und mit Walnusskernen fein hacken. Beides zur Roten Bete geben und mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen. Die Mischung im Mörser fein zerreiben oder im Blitzhacker mixen.

3. Koriandergrün und Petersilie waschen, trocken tupfen, die Blätter abzupfen und fein hacken. Einen Teil der Kräuter unter den Aufstrich mischen und den Rest zum Servieren darüberstreuen.

Tipp: Walnüsse enthalten – neben Pflanzenprotein und Ballaststoffen – viele gesunde mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wobei sie durch eine ideale Kombi von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren unter allen anderen Nüssen hervorstechen. Die Fettsäuren wirken antientzündlich und antioxidativ. Den Kampf gegen freie Radikale unterstützt dabei noch der hohe Gehalt an Vitamin E.