Berlin. Alkohol kann auch Demenz verursachen: Korsakow ist eine seltene Form der Krankheit, die meist nach übermäßigem Alkoholkonsum auftritt.

Erst sind es Gedächtnislücken und Stimmungsschwankungen, dann erste Sprachschwierigkeiten, bis die Betroffenen nur noch in der Vergangenheit leben. Die Diagnose der Ärzte: irreparable Hirnschäden.

Die Grenze zwischen regelmäßigem Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit ist oft schmaler als gedacht. Laut der WHO liegt ein risikoarmer Konsum bei maximal 24 Gramm reinem Alkohol pro Tag für Männer und 16 Gramm pro Tag für Frauen.
Die Grenze zwischen regelmäßigem Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit ist oft schmaler als gedacht. Laut der WHO liegt ein risikoarmer Konsum bei maximal 24 Gramm reinem Alkohol pro Tag für Männer und 16 Gramm pro Tag für Frauen. © dpa | Silas Stein

Allein in Deutschland leben nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Den größten Anteil machen irreversible Demenzformen wie Alzheimer aus (60 bis 65 Prozent), gefolgt von vaskulären Demenzen (20 bis 30 Prozent). Ein kleinerer Teil der Betroffenen erkrankt dagegen an den Folgen anderer Vorerkrankungen. Dazu zählt auch chronischer Alkoholkonsum.

Lesen Sie auch: „Viele Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht kombiniert werden“

Kann Alkohol Demenz verursachen?

Grundsätzlich unterscheidet man bei Demenzerkrankungen zwischen primären und sekundären Formen. Zu den primären Formen zählen die Alzheimer-Demenz und gefäßbedingte Demenzen, die zum Beispiel durch Durchblutungsstörungen im Gehirn entstehen, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit. Die relativ seltene Alkohol-Demenz gehört zu den sekundären Formen.

Auch die Korsakow-Demenz ist relativ selten und tritt meist bei Menschen über 40 Jahren auf. Sie wird vor allem durch regelmäßigen und übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst und kann zu irreversiblen Schäden im Gehirn führen.

Wie entsteht eine Korsakow-Demenz?

Bevor es zum Korsakow-Syndrom kommt, entwickeln die Betroffenen zunächst eine Art Vorstufe, die Wernicke-Enzephalopathie. Diese wird durch einen starken Thiaminmangel ausgelöst, dessen Ursache häufig Mangel- oder Fehlernährung ist, erklärt das Deutsche Ärzteblatt. Alkoholiker, die Mahlzeiten durch alkoholische Getränke ersetzen, entwickeln häufig einen Thiaminmangel. Dieser Mangel an Vitamin B1 führt auf Dauer zu Verwirrtheit, Augenproblemen und Gleichgewichtsstörungen.

Wird die Wernicke-Enzephalopathie nicht rechtzeitig behandelt, entwickelt sie sich in einem zweiten Stadium zum Korsakow-Syndrom. Man spricht dann vom Wernicke-Korsakow-Syndrom. Das Korsakow-Syndrom kann aber auch durch andere Faktoren wie Hirnblutungen oder bestimmte Formen des Schädel-Hirn-Traumas ausgelöst werden. Letztlich führen auch Läsionen – also Gewebeschäden, die durch eine Verletzung oder Erkrankung hervorgerufen werden – zu Symptomen des Korsakow-Syndroms.

Wie äußert sich die Korsakow-Demenz?

Die Korsakow-Demenz führt langfristig zu schweren Schädigungen des Gehirns mit fatalen Folgen wie Amnesie, die das Vergessen alter Informationen bedeutet, aber auch die Unfähigkeit, sich Neues zu merken. Erstmals beschrieben wurden die Symptome bei der Untersuchung von 18 alkoholkranken Patienten durch den russischen Psychiater und Neurologen Sergej Korsakow.

Der junge Nervenarzt beobachtete bei den alkoholkranken Patienten neben dem amnestischen Syndrom wie Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, auch eine Neigung zum Konfabulieren. Die Betroffenen neigen dann dazu, ihre Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten zu füllen. Es ist ihnen jedoch nicht bewusst, sie lügen und täuschen nicht absichtlich.

Die Korsakow-Demenz wirkt sich auch auf die Persönlichkeit der Betroffenen aus, allerdings sehr unterschiedlich. Manche wirken ungewöhnlich heiter, andere sehr aggressiv oder distanzlos. Korsakow wies jedoch darauf hin, dass diese demenzähnlichen Symptome auch durch Krankheiten wie Typhus hervorgerufen werden können.

Behandlung der Korsakow-Demenz

Das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung empfiehlt in einem Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, das Wernicke- und das Korsakow-Syndrom mit Vitamin B1 zu behandeln. Gegebenenfalls könne die Behandlung durch weitere Vitamine oder Elektrolyte wie Magnesium ergänzt werden. Entscheidend sei auch die Überwindung der Alkoholabhängigkeit oder von Essstörungen, die ebenfalls zum Wernicke-Syndrom führen können.