- Über die Vor- und Nachteile einer Wärmepumpe gibt es immer wieder Streit
- Auch im Altbau kann eine Wärmepumpe eine mögliche Alternative zu anderen Heizformen sein
- Allerdings gibt hört man immer wieder das Vorurteil, die Wärmepumpe im Altbau lohne sich nicht. Doch stimmt das überhaupt? Wir haben einen Experten gefragt
Der Krieg in der Ukraine und der davon ausgelöste Gaskonflikt mit Russland hat die Energiepreise in Deutschland massiv beeinflusst. Das spiegelt sich auch in der Inflation wider – das Statistische Bundesamt (Destatis) gibt die Inflationsrate für November erneut zweistellig an. "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie", sagt "Destatis"-Präsident Georg Thiel. Nach wie vor tragen die Preise für Heizöl oder Gas aber einen großen Teil zur Inflation über der Marke von zehn Prozent bei – umso interessanter werden Alternativen.
Wärmepumpe auch im Altbau eine Alternative zu Gas und Öl: Worauf es wirklich ankommt
Im Hinblick auf die Entwicklung der Heizölpreise und die Gasproblematik sind das etwa Pellets oder die Wärmepumpe. Zu beachten ist: Auch die Pellets sind im Preis gestiegen. Zwar sind neben den Heizöl- auch die Pelletpreise im Vergleich zum Herbst wieder ein wenig gesunken – Preise von um die 200 Euro pro Tonne wie vor der Energiekrise gehören jedoch weiter der Vergangenheit an. Eine Alternative zum Heizsystem Pellets ist die Wärmepumpe. Im Unterschied zum Pelletofen oder der Pelletheizung benötigt eine Wärmepumpe weniger Platz.
Das Gerät kann innen oder außen aufgestellt werden. "Es gibt verschiedene Modelle", erklärt Sven Kersten vom Bundesverband Wärmepumpe (BWP) im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei sei es egal, ob man in einem Alt- oder Neubau wohnt. Denn Stromverbrauch und Kosten einer Wärmepumpe können sich auch in älteren Gebäuden im Laufe der Zeit amortisieren – entscheidend sei die Vorlauftemperatur. "Das ist die Temperatur, die von einer Wärmepumpe erzeugt wird." Je höher die Vorlauftemperatur, desto höher ist auch der dafür benötigte Energieaufwand.
Stromverbrauch von Wärmepumpen in Altbauten: Experte gibt konkrete Einschätzung
Das bedeutet: In Altbauten mit einer schlechten Isolierung kann die Vorlauftemperatur höher als in gut isolierten Neubauten sein. Als Referenzwert nennt Kersten 55 Grad. Diese könne man einfach überprüfen, indem man alle Heizkörper im Haus aufdreht und checkt, ob in allen Räumen die optimale Temperatur erreicht wird. Bei Wärmepumpen kommt noch der Faktor Heizfläche dazu. Je größer eine Heizfläche, desto besser kann sich die Wärme im Haus verteilen. Größere Heizkörper oder eine Wand- oder Fußbodenheizung spielen bei der Effizienzfrage somit ebenfalls eine Rolle.
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Fest steht aber: "Die Aussage – eine Wärmepumpe lohne sich nur in Neubauten – ist Blödsinn", sagt Kersten. Wenn ein Haus so schlecht isoliert sei, würde sich auch der Umstieg auf ein anderes Heizsystem wie eine Pelletheizung nicht rechnen. Richtig ist: Der Stromverbrauch einer Wärmepumpe in Altbauten kann höher sein – das sei aber auch bei anderen Heizsystemen der Fall. Die Anschaffung einer Wärmepumpe ist also von individuellen Faktoren abhängig. Die Frage – wo eine Wärmepumpe sinnvoll ist – lässt sich somit nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich kann das Heizsystem in vielen Gebäudetypen eine sinnvolle Lösung sein.
Wärmepumpe im Altbau: Hybride Heizsysteme & Förderungen – das sollte man beachten
Kersten: "Auch hybride Systeme sind denkbar." Wer in einem Altbau etwa eine Ölheizung verbaut hat, kann diese parallel zu einer Wärmepumpe nutzen. "Das kann zum Beispiel in Mehrfamilienhäusern eine Option sein." In diesem Zusammenhang sollte man sich allerdings die staatlichen Förderungen für Wärmepumpen genauer anschauen. Denn wer seine alte Öl- oder Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt, bekommt einen höheren Zuschuss. Bedeutet: Im individuellen Fall könnte es sogar attraktiver sein, die Ölheizung auszubauen und den höheren Zuschuss zu bekommen.
Man sollte sich genau anschauen, wie oft man die Öl- oder Gasheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe tatsächlich benötigt, empfiehlt Kersten Bürgern, die eine Brennstoffheizung noch verbaut haben. Unabhängig vom Gebäudealter sei ein Handwerker mit der Spezialisierung Wärmepumpe immer sinnvoll. "Hierbei sollte man auf gute Referenzen und Erfahrung achten – auch, wenn man im Zweifelsfall etwas länger auf seine Wärmepumpe warten muss." Überregionale Internet-Angebote sind Kersten zufolge mit Vorsicht zu genießen.
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