Berlin USA. Jens Spahn will einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Impfpflicht gegen Masern vorlegen. So werden in anderen Ländern Impfungen geregelt.

Im Mai will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen Gesetzentwurf zur Einführung einer Pflichtimpfung gegen Masern vorlegen. Damit reagiert er auf die erneute Diskussion, die nach einem Masernausbruch in einer Hildesheimer Grundschule entstanden war.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte gewarnt, dass fehlender Impfstoff weltweit zu den größten Gesundheitsrisiken gehöre. Unicef erklärte: „Die wachsende Zahl von nicht-geimpften Kindern hat den Boden für die aktuellen Masern-Ausbrüche in mehreren Ländern bereitet.“

Verpflichtende Impfungen in zehn europäischen Ländern

Nach Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, einer Agentur der Europäischen Union, schreiben zehn europäische Länder Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln verpflichtend vor. Die Krankheit Masern ist eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten überhaupt.

In einigen Ländern sind die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln verpflichtend.
In einigen Ländern sind die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln verpflichtend. © imago/Schöning | imago stock&people

Impfungen sind verpflichtend in: Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Frankreich, Italien, Lettland, Polen, der Slowakischen Republik, Slowenien und Ungarn.

Das sind die Impfregeln in unterschiedlichen Ländern

Italien

In Italien wurde die 2017 nach einem Masernausbruch mit Todesfällen beschlossene Impfpflicht für Kinder unter 17 Jahren wieder aufgeweicht.

Seit diesem Jahr reicht eine Selbstauskunft der Eltern, während 2018 eine Bestätigung der Gesundheitsbehörde über Impfungen gegen zehn Krankheiten verlangt wurde. Ohne die Bescheinigung wurden die Kinder nicht in die Kita aufgenommen. Eltern schulpflichtiger Kinder wurden Bußgelder angedroht. Die Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtspopulistische Lega hatten angekündigt, die Pflicht wieder abzuschaffen.

Frankreich

Frankreich weitete 2018 die Impfpflicht deutlich aus. Seit dem 1. Januar geborene Kinder müssen gegen elf statt bis dahin drei Krankheiten geimpft werden. Andernfalls können sie keine Kita oder öffentliche Einrichtungen besuchen. Zum Schulbeginn müssen die Eltern erneut Impfnachweise vorlegen. Es gibt aber keine Strafen. Ein Viertel der Franzosen steht dem Impfen kritisch gegenüber. Durch die Gesetzesänderung steigen die Impfraten.

Polen

In Polen gewinnen die Gegner an Boden, die die seit 60 Jahren bestehende Impfpflicht abschaffen wollen. Das Parlament will sich mit einem Gesetzentwurf der Impfgegner beschäftigen.

Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken wird empfohlen

In den USA wird aktuell auf einen Masernausbruch mit einer regionalen Impfpflicht reagiert: Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio rief für Teile von Brooklyn Anfang April den Gesundheitsnotstand aus, nachdem die Krankheit in der dortigen jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft ausgebrochen war.

Wer keine Impfung nachweisen kann, muss bis zu 1.000 Dollar (897 Euro) Strafe zahlen. Kontrolliert wird der Impfstatus durch das Gesundheitsamt der Stadt.

Deutschland

In Deutschland sprichtsich der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, dafür aus, eine mögliche Impfpflicht nicht auf Masern zu beschränken. Es stünden nur noch Mehrfachimpfstoffe zur Verfügung. Ein einzelner Impfstoff gegen Masern müsste importiert werden, erklärte er in der Debatte um eine Impfpflicht. Der Linken-Chef Riexinger forderte eine Impfpflicht für Kita-Kinder.

Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (Stiko) empfiehlt einen Vierfachimpfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Die Stiko empfiehlt für Kinder und Jugendliche in Deutschland Standardimpfungen gegen 14 Krankheiten. Eltern müssen eine Impfberatung nachweisen, wenn sie ihr Kind in einer Kita anmelden. Auch Apotheker sollen bald impfen dürfen.

So können Masern ausgerottet werden

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation waren 2017 weltweit 85 Prozent aller Kinder unter zwei Jahren zumindest einmalig gegen Masern geimpft.

In 167 Ländern sei zudem eine zweite Impfung vorgesehen: Diese hatten 2017 insgesamt 67 Prozent aller Kinder erhalten. Als Voraussetzung für die Ausrottung einer Krankheit sieht die WHO eine Immunität von mehr als 95 Prozent in der Bevölkerung. (msb/epd)