Wolfsburg. Torjägerin und Motivatorin – warum und wie die Kapitänin des VfL Wolfsburg vor dem Duell mit Barcelona die Wölfinnen aufrichten muss.

Allein wird Alexandra Popp das Champions-League-Finale nicht entscheiden können. Aber die Kapitänin des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg ist – wie so häufig – die große Hoffnung im Duell mit dem schier übermächtigen FC Barcelona (Samstag, 16 Uhr) in Eindhoven. Nicht nur aufgrund ihrer sportlichen Qualitäten, sondern vor allem wegen ihrer Führungsstärke. Denn: Wer sonst, wenn nicht „Poppi“, soll die zuletzt im Formtief befindlichen Wölfinnen für den Saisonhöhepunkt kurzfristig noch einmal aufrichten?

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Während der VfL als Team auf der Zielgeraden der Bundesliga-Saison noch die Meisterschaft verspielte und am letzten Spieltag trotz des zudem schmeichelhaften 2:1-Heimsiegs über Freiburg den Münchner Bayern den Vortritt lassen musste, war Popp die einzige Wolfsburgerin, die einen weiteren Titel feiern durfte. Erstmals holte sie die Torjägerkanone für die erfolgreichste Torschützin der Liga. 16 Treffer gelangen ihr. Auch wenn sie sagte, dass sie zugunsten der Meisterschale auf diese Trophäe lieber verzichtet hätte, dürfte die Auszeichnung ihr ohnehin schon riesiges Selbstvertrauen noch einmal gestärkt haben.

Und typisch „Poppi“ – vor dem CL-Finale erzählt sie von ihrem ersten Gewinn der Königsklasse mit Wolfsburg im Jahr 2013, in ihrer zugleich ersten Saison beim VfL. Wie sie davon berichtet, taugt die Geschichte als Motivationshilfe für diejenigen Spielerinnen im Kader der Grün-Weißen, die derzeit den Glauben an die eigene Stärke etwas verloren haben. Und so hört sich das an...

„Aus der kalten Hose“ zum CL-Titel

„Ich kann mich noch gut an das Spiel gegen Lyon erinnern“, fängt sie an. „Ich hatte mich damals kurz vorher verletzt, kein Training absolviert und wurde aus der kalten Hose ins Spiel geworfen – und dann auch noch hinten links“, berichtet die aktuell wieder im Sturm gesetzte Nationalspielerin. Im Grunde war es vor zehn Jahren eine Cinderella-Story. Gegner und Titelverteidiger Olympique Lyon galt als haushoher Favorit. „Uns hatte keiner auf dem Zettel.“

Aber der VfL machte damals das, was am Samstag voraussichtlich auch nötig sein wird, um die Sensation zu schaffen – das Spiel der Saison. „Wie wir uns da reingeschmissen haben...“ Die Entscheidung fiel in der 74. Minute durch einen von Martina Müller verwandelten Strafstoß. „Mit dem Handelfmeter hatten wir das Spielglück auf unserer Seite, konnten so das Spiel für uns entscheiden. Wir konnten es damals absolut nicht glauben, was wir erreicht hatten. Schließlich war es das erste Jahr in der Champions League für den VfL.“

VfL-Titelhunger nicht gestillt

Auch wenn dieser seitdem viel erreicht hat und die meisten seiner Spielerinnen bereits Titel en masse eingeheimst haben – der Hunger nach der Krone Europas ist ungestillt. Der zweite CL-Titel (2014/4:3 gegen Tyresö FF) liegt auch schon neun Jahre zurück. 2016 (3:4 n. E. gegen Lyon) und 2020 (1:3 gegen Lyon) verließen die Wolfsburgerinnen im Finale als Verlierer den Platz, obwohl sie vermeintlich besser in Form waren, als das jetzt der Fall zu sein scheint.

Die Erinnerungen an das schier aussichtslose Endspiel 2013 an der Londoner Stamford Bridge sorgt für reichlich Energie bei Popp. „Es macht mich ein Stück weit euphorisch mit Blick auf unser kommendes Finale in Eindhoven. So etwas damals erreicht und das Triple geholt zu haben, macht mir heute noch Gänsehaut.“

EM-Auftritt als leuchtendes Beispiel

Aus dem Nichts ins Rampenlicht – das kennt die aus Witten stammende Ruhrgebietskickerin gut. Während ihrer langen und ruhmreichen Karriere warfen sie Verletzungen schon häufiger zurück. So auch vor der EM 2022, als sie erst im letzten Moment fit geworden war und dann mit sechs Toren die deutsche Nationalelf ins Endspiel führte. Erst da unterlag die DFB-Elf Gastgeber England mit 1:2 nach Verlängerung. Vielleicht auch deshalb, weil Popp angeschlagen hatte passen müssen. Samstag in Eindhoven ist sie jedoch dabei. Allein ihre Präsenz auf dem Platz sollte ihr Team anspornen und den Gegner lähmen. „Poppi“, führ’ die Wölfinnen zum Titel!

VfL-Frauen aktuell:

Ein öffentliches Abschlusstraining der VfL-Frauen vor der Abreise nach Eindhoven findet am Donnerstag, 1. Juni, von 11 Uhr an im AOK-Stadion statt. Zur Verabschiedung und als Zusatzmotivation entsendet der VfL seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an den Trainingsplatz. Auch alle Fans sind herzlich eingeladen, die Wölfinnen noch einmal zu pushen. Allerdings sind nur die ersten 30 Minuten des Trainings für die Öffentlichkeit zugänglich. Danach wird geheim trainiert.

Abflug nach Eindhoven ist am Donnerstagnachmittag vom Flughafen in Braunschweig-Waggum aus.

Anpfiff zum Endspiel der Champions League zwischen dem VfL und dem FC Barcelona im mit 35.000 Zuschauern ausverkauften Philips-Stadion in Eindhoven ist am Samstag um 16 Uhr. Das Match wird live übertragen im ZDF, auf der Streaming-Plattform DAZN (kostenpflichtig) und auf dessen Youtube-Kanal (kostenlos).

Ein Empfang der Stadt Wolfsburg für die VfL-Frauen findet unabhängig vom Ausgang des Champions-League-Endspiels am Sonntag, 4. Juni, auf einer Bühne vor dem Wolfsburger Rathaus statt. Die Feierlichkeiten haben mindestens den DFB-Pokalsieg zum Anlass. Schon um 15.30 Uhr beginnt vor Ort das Bühnenprogramm für die Fans. Um etwa 17 Uhr trifft laut Plan die Mannschaft ein und wird auf der Bühne ausgezeichnet. Anschließend folgt der Eintrag ins goldene Buch der Stadt.