Wolfsburg. Coach Stroot und Torfrau Frohms sagen, warum die Bundesliga-Fußballerinnen Donnerstag gegen Freiburg trotz des 0:4 in Frankfurt den Titel holen.

Könnte die bittere 0:4-Bundesliga-Pleite bei Eintracht Frankfurt dem VfL Wolfsburg einen Knacks versetzt haben? Diese Frage stellen sich viele vor dem DFB-Pokal-Finale der Wölfinnen am Donnerstag (Anpfiff 16.45 Uhr) in Köln gegen den SC Freiburg. Trainer Tommy Stroot spielt mit Blick auf das Endspiel und den wohl am leichtesten zu holenden Titel die mentalen Folgen der Klatsche herunter. „Wir werden das DFB-Pokalspiel sauber ausarbeiten, werden aber auch nicht in Hektik verfallen“, sagt er.

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Nach der durchaus verdienten Klatsche im Deutsche-Bank-Park war der sonst so smarte Stroot für seine Verhältnisse sichtbar stinksauer. Nur gut, dass sich seine Spielerinnen ebenfalls unzufrieden und selbstkritisch nach ihrer „nicht akzeptablen Leistung“ (Stroot) präsentierten. Sonst wäre die Kabinenpredigt wohl richtig deftig ausgefallen. „Wenn heute keine negative Stimmung zu spüren gewesen wäre beim Stande von 0:3“, erklärt Stroot, „wäre ich vielleicht noch mal saurer gewesen, als ich es jetzt schon war. Ich sehe es positiv, dass wir mit der Art und Weise überhaupt nicht zufrieden waren.“

Nur noch eine Sensation könnte dem vier Punkte zurückliegenden VfL doch noch den Meistertitel bescheren, wenn Tabellenführer Bayern München gegen Leverkusen und gegen Schlusslicht Potsdam an den letzten beiden Spieltagen nicht gewinnt. Das ist aber in etwa so wahrscheinlich wie eine Zusammenlegung von Ostern und Weihnachten auf einen Tag.

Freiburg in Duisburg im Schongang?

Bisher dachten alle Experten, auch der Ausgang des Pokalfinals sei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorherzusagen. Niemand gab auch nur einen Pfifferling auf die Freiburgerinnen. Der Tabellensechste bekleckerte sich beim 1:1 bei Abstiegskandidat MSV Duisburg auch nicht mit Ruhm, konnte aber – im Niemandsland der Tabelle stehend – durchaus Kräfte fürs Pokalendspiel schonen und tat das vielleicht auch. Schöpft der Sportclub nun sogar neue Hoffnung und Kräfte aus der Wochenend-Pleite des VfL?

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Dessen Coach will davon weiter nichts wissen, dass sein Team ins Grübeln kommen und sein Selbstvertrauen verloren haben könnte. „Für ein DFB-Pokalfinale brauche ich meine Truppe nicht zu motivieren“, schob er etwaigen Spekulationen einen Riegel vor. Was nicht heißt, dass das 0:4 schon zu den Akten gelegt ist. „Wenn wir das Wort Triple immer mal wieder nutzen dürfen, weil es nur wenige Mannschaften gibt, die so lange in den Wettbewerben noch dabei sind, gilt es, eine gewisse Art und Weise zu zeigen“, fordert er und hofft auf einen langfristigen Lerneffekt: „Ganz entscheidend ist es, dass wir das entsprechend in die nächste Saison mitnehmen. Dass wir lernen, Spiele wie gegen Hoffenheim und Frankfurt komplett anzunehmen und die richtigen Ergebnisse zu holen. Das haben wir diesmal im Laufe der Rückserie nicht gemacht.“

Frohms: Kein Kraftproblem

Auch seine Schützlinge machen sich keine Sorgen. „Wir haben mindestens noch zwei Highlight-Spiele. Von daher geht es jetzt darum, den Kopf schnell wieder hochzunehmen“, sagte Torfrau Merle Frohms. Die Ex-Freiburgerin setzt auf die Erfahrung im Team. „Wir haben erfahrene Spielerinnen, die wissen, wie man da jetzt herangeht und in den entscheidenden Phasen führt.“ Ein Kraftproblem vermutete sie nicht hinter dem Ausrutscher. „Natürlich kann an der einen oder anderen Stelle mal die Kraft fehlen. Aber wir sollten als Mannschaft in der Lage sein, das zu kompensieren und clever anzugehen.“

Die Pleite habe zwar wehgetan, aber: „Vielleicht hat sie ja auch etwas Gutes für die kommenden Tage und Spiele.“ Frohms und Co. haben die Lust am ersten Endspiel der Saison nicht verloren. „Wir freuen uns absolut auf das Pokalfinale. Besonders nach dem 0:4 glaube ich, dass jede Spielerin noch einmal extra motiviert sein wird zu zeigen, dass das nicht unser Anspruch ist.“

Freundschaften ruhen bis Abpfiff

Dass es gegen ihren Ex-Klub geht, der wichtig für ihre persönliche Entwicklung war, macht das Duell auch zu etwas Besonderem. „Ich freue mich, bekannte Gesichter wiederzusehen. Aber davor ist relativ wenig Kontakt da. Da sind die Freiburgerinnen nur Gegnerinnen, keine Freundinnen“, sagte Frohms mit einem Augenzwinkern. Die Nationaltorhüterin lässt keinen Zweifel am Siegeswillen ihrer Mannschaft. „Wir wissen, wie groß unsere Chancen und Möglichkeiten sind. Es geht nur darum zu gewinnen.“ Erfolgsdruck ist allerdings da.

VfL-Frauen aktuell:

Vor ausverkauftem Haus spielen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg um ihren dritten Champions-League-Titel. Wie der niederländische Verband KNVB mitteilte, ist das Endspiel im PSV-Stadion in Eindhoven am Samstag, 3. Juni (Anpfiff 16 Uhr), mit 34.120 Zuschauenden ausverkauft. Gegner der Wölfe, die 2013 und 2014 in der Königsklasse triumphiert hatten, ist der FC Barcelona. „Dass das erste ausverkaufte Finale dieses Wettbewerbs in unserem Land stattfinden wird, ist ein wunderbarer Meilenstein, der für immer Bestand haben wird“, sagte KNVB-Generalsekretär Gijs de Jong. Es wird zugleich das bestbesuchte Frauenspiel in der niederländischen Fußballgeschichte sein. Die Niederlande bewerben sich gemeinsam mit Deutschland und Belgien um die Ausrichtung der WM 202.