Wolfsburg. Einen Hammer-Eishockey-Abend vergolden die Grizzlys Wolfsburg dank eines Shoot-out-Treffers von Darren Archibald und nehmen zwei Punkte mit.

Coup beim deutschen Eishockey-Meister! Die Grizzlys Wolfsburg sind in der DEL-Saison 2022/23 angekommen. Am Freitagabend feierten sie einen 2:1 (0:0, 0:0, 1:1)-Auswärtssieg nach Penaltyschießen bei den weiter sieglosen Eisbären Berlin. In der regulären Spielzeit trafen vor 11.710 Zuschauern in der regulären Spielzeit Jean-Christophe Beaudin für die Gäste und Marcel Barinka für die Hausherren. Im Shoot-out gelang dann Darren Archibald das goldene Tor.

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Trainer Mike Stewart musste im Vergleich zum 2:3 n. V. in Köln am Mittwoch seinen Paradesturm umbauen. Tyler Morley (Unterkörperverletzung) fiel aus, für ihn rückte Fabio Pfohl aus der vierten Reihe zwischen Trevor Mingoia und Darren Archibald. Weil auch Verteidiger Nolan Zajac und Stürmer Gerrit Fauser weiter fehlten und Thomas Reichel nicht zum Auffüllen von Zweitliga-Kooperationspartner Kassel Huskies angefordert worden war, blieb sogar ein Platz offen im 21er-Spieltagskader.

Von der ersten Sekunde an lieferten die Grizzlys eine Abwehrschlacht. Die Eisbären, die vor dem Match ihr in der vergangenen Saison errungenes neuntes Meister-Banner unters Hallendach gezogen hatten, dominierten die Partie, besaßen mehr Puckbesitz und schossen phasenweise doppelt so oft aufs Wolfsburger Gehäuse.

Drei Grizzlys-Alleingänge ungenutzt

Das wurde im Unterschied zum Mittwoch wieder von Dustin Strahlmeier gehütet, der, um es vorwegzunehmen, einen Sahnetag erwischt hatte. Die Berliner präsentierten sich zielstrebig, erarbeiteten sich Vorteile beim Bully und hielten die Grizzlys meist gut von ihrem Tor weg. Das klare Berliner Chancenplus hatte nur zwei Haken. Erstens: Sie machten zu wenig daraus. Und zweitens: Wenn die Grizzlys Chancen besaßen, dann waren es oft gutklassige. So wie bei den Alleingängen von Lucas Dumont (8. Minute), Spencer Machacek (15./in Unterzahl) und Mingoia (30.). Eisbären-Schlussmann Tobias Ancicka hielt seinen Kasten ebenfalls sauber.

Im zweiten Durchgang hatte die Gegenwehr der Grizzlys auch zugenommen. Mingoia (33.), Archibald (37.) mit einem Lattenkreuztreffer in Überzahl und Jean-Christophe Beaudin (39.) mit einer Doppelchance brachten den Puck aber nicht an Ancicka vorbei. Auf der anderen Seite gab es ebenfalls zwei Hochkaräter. Nach Jordan Murrays leichtfertigem Puckverlust an Berlins blauer Linie traf Giovanni Fiore (34.) nur den Pfosten. Kurz vor der zweiten Pause lieferte Strahlmeier dann einen Clip für die Top 10 des Spieltags bei TV-Partner Magenta-Sport. Erik Mik wurde herrlich mit einem Querpass am langen Pfosten freigespielt und zog sofort platziert ab. Doch „Strahlie“ im „Butterfly-Stil“ war blitzschnell zur Stelle und klärte spektakulär mit der Stockhand.

Die Null steht auf beiden Seiten lang

So ging es mit einem 0:0 in den Schlussabschnitt. Auf der Tribüne der Mercedes-Benz-Arena fieberte auch Grizzlys-Aufsichtsrat Michael Manske mit. Nicht nur ihm stockte der Atem, als bei 4-gegen-4 plötzlich der Ex-Wolfsburger Julian Melchiori (44.) im Slot abzog. Strahlmeier füllt die Top 10 fast allein, fuhr den Schoner aus und parierte im Spagat, dass einem beim Zuschauen schon die Leisten schmerzten.

Nun wogte das Match hin und her. Zach Boychuk traf die Latte des Grizzlys-Tores, Rhett Rakhshani – völlig freistehend – verfehlte den Eisbären-Kasten. Ein Tor lag in der Luft. Als der abgefälschte Schuss des früheren Berliners Laurin Braun aus der Hinter-Tor-Bande zurück vors Eisbären-Tor sprang, tippte Beaudin die Scheibe aus der Luft über die Linie – das 1:0 für Wolfsburg (50.) war schon JC’s drittes Saisontor.

Strahlmeier: „Richtige Antwort gegeben“

Kurz vor dem Ende glückte Barinka doch noch der 1:1-Ausgleich (57.) – Verlängerung! Hier versuchte es Berlin mehrfach mit dem „Extra-Angreifer“ statt des Torwarts. Ohne Erfolg, denn Strahlmeier ließ nichts mehr zu. Sieben Sekunden vor dem Ende hätte Beaudin fast ins leere Tor der Berliner getroffen. Im Penaltyschießen scheiterten alle drei Eisbären-Schützen (Barinka, Matt White und Kevin Clark) an Strahlmeier. Für Wolfsburg traf Rakhshani die Latte und Archibald mit Wucht ins Netz.

„Berlin kam mit viel Druck und hatte gute Chancen“, resümierte Grizzlys-Held-Strahlmeier nach Spielschluss, „aber wir haben geguckt, dass sie nur Schüsse von außen bekommen. Die Jungs haben mir die Sicht freigehalten. Es war eine Teamleistung.“ Der Schlussmann blieb bescheiden, doch angesichts seiner 51 abgewehrten Torschüsse (Fangquote 98,08 Prozent) war er schon der entscheidende Mann auf dem Eis. „Es war wichtig, dass wir im Penaltyschießen das Ding dann reinmachen. Wir haben heute die richtige Antwort auf die beiden vorherigen Partien gegeben“, sagte „Strahlie“ weiter.

Sonntag geht es daheim gegen Nürnberg

Nun sollen auch die ersten Heimpunkte in dieser Saison her. Am Sonntag (16.30 Uhr, Eis-Arena) erwarten die Grizzlys die Nürnberg Ice Tigers. Am Freitagabend waren laut Klubangaben „rund 2000 Karten“ für die Partie verkauft.

Spiel kompakt:

Eisbären Berlin: Ancicka – Mik, Melchiori; Ellis, Müller; Nowak, F. Hördler – Mauer, Regin, White; Clark, Boychuk, Noebels; Nijenhuis, Wiederer, Fiore; Bassler, Barinka, Rossmy.

Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier – Möser, Murray; Bittner, Wurm; Krupp, Button; Mass – Mingoia, Pfohl, Archibald; Rakhshani, Jeffrey, Machacek; Schinko, Beaudin, Braun; Klos, Dumont.

Tore: 0:1 (49:14) Beaudin (Braun, Schinko), 1:1 (56:34) Barinka (Noebels), 2:1 (entscheidender Penalty) Archibald.

Strafen: Berlin 6 Minuten, Wolfsburg 8 Minuten.

Schiedsrichter: André Schrader und Benjamin Hoppe.

Zuschauer: 11.710.

Personal: Ausgerechnet einer der bisher besten Wolfsburger fiel kurzfristig noch aus. Center Tyler Morley plagt eine Unterkörperverletzung. Weiter nicht dabei waren Verteidiger Nolan Zajac (Oberkörperverletzung) und Gerrit Fauser (Unterkörperverletzung). Obwohl ein Platz im 21er-Spieltagskader frei gewesen wäre, stand der an Kassel verliehene Thomas Reichel nicht im Aufgebot. Als Ersatztorwart saß Justin Pogge auf der Bank.