Wolfsburg. Es ist eine verrückte Saison für den VfL Wolfsburg. Nach dem 3:0 über Darmstadt könnte die sogar nun ein unverhofftes Happy End finden.

Am Samstag musste VfL-Trainer Ralph Hasenhüttl noch vom 99,9-Prozent-Klassenerhalt sprechen. Seine Mannschaft hatte zwar ihr vorletztes Heimspiel gegen den feststehenden Absteiger SV Darmstadt 98 mit 3:0 (2:0) gewonnen und damit ein weiteres Jahr in der Fußball-Bundesliga eigentlich schon klar gemacht. Aber es gab doch noch eine theoretische Möglichkeit, wie die Wolfsburger auf den Relegationsplatz hätten abrutschen können.

Doch am Sonntag wurden aus 99,9 Prozent 100. Durch den Sieg des VfL Bochum bei Union Berlin haben die Grün-Weißen den Klassenerhalt nun fest in der Hand. Die Berliner können sie bei sieben Punkten Rückstand und nur noch zwei ausstehenden Spielen nicht mehr einholen, womit der VfL das Thema Abstiegskampf zu den Akten legen kann.

Platz 8 ist nur drei Punkte entfernt

Und weil noch sechs Punkte zu vergeben sind, rückte bereits nach dem 3:0 über Darmstadt das Ziel in den Blick, mit dem die Wolfsburger mal in die Saison gestartet waren: die Qualifikation für das internationale Geschäft. Davon wollte bei den Wölfen angesichts der Not in den vergangenen Wochen niemand reden. Doch durch vier Siege in sechs Spielen unter Hasenhüttl und der Erfolge der deutschen Teams im Europapokal, ist Europa für den VfL nun plötzlich wieder drin.

Der VfL-Trainer musste nach dem Erfolg gegen Darmstadt selbst ein wenig schmunzeln, als er auf diese Möglichkeit angesprochen wurde. „Vor zwei Wochen waren wir noch in höchster Abstiegsgefahr. Jetzt reden wir über Europa. Es war wahrscheinlich noch nie so einfach, in einen europäischen Wettbewerb zu kommen wie in diesem Jahr, weil es die deutschen Vereine international einfach überragend gemacht haben“, sagte Hasenhüttl.

Wimmer will auch in München siegen

Durch die guten Ergebnisse der deutschen Mannschaften ist schon jetzt klar, dass Platz 7 in der Bundesliga in dieser Saison für das internationale Geschäft reicht. Und wenn Bayer Leverkusen den DFB-Pokal gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gewinnt - was sehr wahrscheinlich ist - ist sogar der Tabellenachte in der Conference League dabei. Der Rückstand des VfL auf diesen Rang beträgt drei Punkte. Weil auch noch andere Teams dazwischen liegen, wird das Aufholen in zwei Spielen schwierig, ist aber nicht unmöglich.

Trotzdem wollen alle Wolfsburger nicht gleich wieder zu offensiv von Europa reden. Zumal auf sie am nächsten Spieltag ein Auswärtsspiel bei Bayern München wartet. Aber man habe schon öfters in dieser Saison gesehen, dass man auch bei den Bayern Punkte holen kann, meint Patrick Wimmer. „Das muss unser Ziel sein“, sagt der Österreicher, der den VfL gegen Darmstadt mit seinem zweiten Saisontor in der achten Spielminute in Führung brachte. „Wir schauen auf uns, wollen die zwei Spiele noch gewinnen und haben dann 43 Punkte. Mal sehen, was am Ende dabei herausspringt“, hat Wimmer Europa zumindest noch nicht ganz abgeschrieben.

Ergebnisse brauchten das Selbstvertrauen zurück

Entscheidend ist aber, dass die Wolfsburger inzwischen auch leistungsmäßig wieder wie Europapokal-Anwärter auftreten. Am Samstag hatte Darmstadt zwar die erste Chance des Spiels, doch danach ließ der VfL kaum eine Möglichkeit der Gäste zu und hatte das Spiel über weite Strecken gut im Griff. Wimmers 1:0 ließ Jonas Wind schnell das 2:0 (11.) folgen. Mit dieser Führung im Rücken hatten Grün-Weißen mit den Darmstädtern leichtes Spiel. Einziges Manko: Die Gier aufs dritte Tor fehlte etwas. Erst in der Nachspielzeit war der eingewechselte Vaclav Cerny zum Endstand erfolgreich.

Dass seine Mannschaft nun wieder so anders auftreten, sei natürlich vor allem den „Ergebnissen geschuldet“, sagt Hasenhüttl. „Das Selbstvertrauen, die Ruhe am Ball ist eine andere“, fügt er hinzu. Dieses Gefühl der Stärke und Sicherheit mussten sich die Wolfsburger in den vergangenen Wochen unter ihm aber auch erst wieder erarbeiten. „Die Ausrichtung haben wir geändert, wie wir pressen, wie wir verteidigen, wie wir offensiv Fußball spielen wollen“, erklärt Wimmer ein wenig, was unter Hasenhüttl unabhängig von den Ergebnissen anders als bei dessen Vorgänger Niko Kovac ist.

Unter diesem schaffte der VfL nicht die Trendwende in der Bundesliga, rutschte in der Tabelle immer weiter ab. Seit Hasenhüttl da ist, geht es wieder aufwärts. Und vielleicht ist nach dem Erreichen des Klassenerhalts nun sogar ein unverhofftes Happy End in einer verrückten Saison drin.