Braunschweig. Sport-Geschäftsführer Schäfer ist in Wolfsburg nicht mehr unantastbar - die Hasenhüttl-Verpflichtung muss beim VfL Erfolg bringen.

Ein positiver Anfang ist schon einmal gemacht. Mit dem 2:0 bei Werder Bremen ist Ralph Hasenhüttl ein guter Start als Trainer des VfL Wolfsburg gelungen. Der Blick auf die Tabelle zeigt, wie wichtig dieser Erfolg nach zuvor elf sieglosen Partien in Folge für die Grün-Weißen war. Mit acht Punkten haben sie nun wieder etwas mehr Abstand zwischen sich und den Relegationsplatz gebracht.

Aber in den nächsten Wochen muss es für Hasenhüttl beim VfL auch positiv weitergehen, obwohl wahrscheinlich gar nicht mehr so viele zusätzliche Punkte für das Eintüten des Klassenerhalts nötig sind. Doch der VfL war mit anderen Ansprüchen in die Saison gestartet. Ein versöhnlicher Saisonabschluss ist auch für Wolfsburgs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer wichtig, selbst wenn es am Ende nicht mehr für die Qualifikation für einen Europapokal reichen sollte. Hasenhüttl muss so oder so auch für Schäfer siegen.

Schmadtke und Schäfer brachten den VfL wieder auf Kurs

Denn der VfL-Boss ist in Wolfsburg nicht mehr unumstritten. Die kritischen Stimmen im von Volkswagen dominierten VfL-Aufsichtsrat haben zuletzt nach Informationen unserer Zeitung deutlich zugenommen. Bisher hatte sich Aufsichtsratschef Frank Witter öffentlich immer vor Schäfer gestellt, dessen Inthronisierung vor etwas mehr als einem Jahr als Nachfolger von Jörg Schmadtke mit viel Lob begleitet. Davon ist Witter zwar nicht abgerückt, aber in seinem Gremium wird das Wirken des Sport-Geschäftsführers inzwischen kontrovers diskutiert.

Schäfer wird weiterhin positiv angerechnet, dass er als Sportdirektor gemeinsam mit Schmadtke den VfL nach bitteren Relegationsjahren 2017 und 2018 wieder auf Kurs gebracht hat - sportlich wie finanziell. Obwohl die Wolfsburger ihr Budget im Vergleich zu Zeiten von Klaus Allofs und Olaf Rebbe etwas nach unten geschraubt haben, gelang unter den Trainern Bruno Labbadia und Oliver Glasner dreimal in Folge die Qualifikation für Europa. 2021 reichte es sogar für einen Startplatz in der Champions League.

Dem VfL droht das dritte Jahr in Folge ohne Europa

Doch seitdem gelingt es dem VfL nicht mehr, an diese Erfolge anzuknüpfen. 2022 wurde Europa deutlich verpasst, 2023 - in der ersten Saison unter Chefcoach Niko Kovac - nur knapp. In diesem Jahr haben die Wölfe theoretisch noch Chancen auf die Conference League, allerdings sind sie aktuell punktemäßig so schlecht wie selten in der Bundesliga unterwegs. Dass der Abstiegskampf nicht ein größeres Thema in Wolfsburg ist, liegt vor allem daran, dass die Teams auf den Abstiegsplätzen in dieser Saison bisher mit einer sehr mäßigen Ausbeute unterwegs sind.

Die negative Entwicklung in den vergangenen drei Jahren wird inzwischen auch Schäfer angekreidet, nachdem vor allem für die schwache Saison 2021/22 zunächst Schmadtke den Großteil der Kritik auf sich zog. Doch spätestens seit der Mentor im Januar 2023 von Bord ging, steht Schäfer im Fokus. Besonders bei den Trainerentscheidungen seit Glasner wird ihm kein gutes Händchen attestiert. Bereits die Verpflichtung von Mark van Bommel als Glasner-Nachfolger sollte eher eine Schäfer-Entscheidung gewesen sein. Der Niederländer startete stark als VfL-Trainer, doch schnell folgte die Ernüchterung. Besonders der peinliche Wechselfehler in der ersten DFB-Pokal-Runde in Münster sorgte für eine negative Stimmung, die sich mit jedem weiteren verlorenen Spiel in der Liga ausbreitete und van Bommel noch im Herbst den Job kostete.

Schäfer war für Trainerwechsel zu Kovac

Mit Florian Kohfeldt gelang nach einem zwischenzeitlichen Negativlauf zumindest in der Rückrunde eine Stabilisierung. Trotzdem folgte ein bisschen überraschend die Trennung zum Saisonende - angeblich speziell auf Initiative Schäfers. Schmadtke wollte tendenziell wohl eher mit Kohfeldt weitermachen, ließ sich dann aber von einem Trainerwechsel zu Niko Kovac umstimmen.

Hier - so muss man es inzwischen leider sagen - gelang dem VfL abermals kein guter Griff. Nach schwachem Start stimmte die vergangene Saison wegen wirklich vieler starker Auftritte in der Mitte der Spielzeit zwar zuversichtlich, doch sie endete letztlich mit einer Enttäuschung. Europa wurde am letzten Spieltag fahrlässig gegen den feststehenden Absteiger Hertha BSC verspielt. Damit wurde ein positiver Abschluss einer durchwachsenen Spielzeit verpasst und in dieser Saison konnte der VfL so gar nicht an die positiven Entwicklungen unter Kovac anknüpfen. Das Team machte einen Schritt zurück statt nach vorne.

Viele Einnahmen aber auch Ausgaben im Sommer

Ein Kritikpunkt ist dabei auch die Transferpolitik des Sommers. Die Wolfsburger konnten sich zu Recht auf die Schulter klopfen, dass sie mit Micky van de Ven und Felix Nmecha zwei Spieler, die sie günstig geholt und entwickelt haben, für viel Geld verkauften. Doch auf der anderen Seite gab der VfL den Großteil der Einnahmen gleich wieder aus. Und da saßen - Stand jetzt - nicht alle Transfers. Joakim Maehle ist eine Bereicherung. Von vielen anderen hatte man mehr erwartet. Besonders auf Top-Transfer Lovro Majer, der für kolportierte 25 Millionen Euro kam, trifft das zu.

Immerhin erwischte der Kroate unter Hasenhüttl nun einen guten Start. Nach seiner Einwechslung in Bremen erzielte er per schönem Heber das 2:0. Vielleicht ist der neue Coach der Wölfe für etliche Spieler der Beginn eines gelungenen Neustarts. Den kann auch Schäfer nach dem letztlich gescheiterten Kovac-Projekt gebrauchen. Sollte unter Hasenhüttl bis zum Saisonende keine deutliche Besserung eintreten, dürfte die Kritik an ihm im Umfeld weiter zunehmen.