Wolfsburg. Mit vier Torbeteiligungen für den VfL Wolfsburg überzeugte die frühere Essenerin im DFB-Pokal-Halbfinale gegen ihren Ex-Klub.
So richtig wusste Vivien Endemann selbst nicht, wann sie zum letzten Mal drei Treffer in einem Spiel erzielt hatte. Der Dreierpack am Ostersamstag beim 9:0-Kantersieg gegen die SGS Essen war ihr erster im Profifußball überhaupt. Und wenn man einmal schaut, wann und wo ihr das zuletzt geglückt war, wird noch einmal deutlich, wie steil der Weg der 22-Jährigen in den vergangenen Jahren verlaufen ist...
Drei Tore erzielte Vivien Endemann zuletzt 2019 in der Regionalliga
Drei Treffer in einem Spiel, das glückte der heute 22-Jährigen zuletzt in ihrem ersten kompletten Jahr im Frauenbereich, 2018/19 war das, als sie für Delmenhorst in der Regionalliga auf Torejagd ging. Im Mai 2019 steuerte sie drei Treffer beim 5:1 gegen den TSV Limmer bei. In 21 Partien gelangen ihr damals 20 Tore. Es ging weiter nach Meppen in die 2. Liga, dann der Aufstieg ins Oberhaus und 2021 der Wechsel zur SGS Essen, von wo aus der VfL sie im vergangenen Sommer holte.
Und auch hier machte sie genau da weiter, spielte sich in das mit Nationalspielerinnen gespickte Team, glänzte als Vorbereiterin und Vollstreckerin mit einem unnachahmlichen Antritt und viel Tempo - und wurde zuletzt sogar selbst Nationalspielerin und darf sich berechtigte Hoffnungen machen, auch im 18er-Aufgebot des DFB für die Olympischen Spiele in Paris zu stehen. Bundestrainer Horst Hrubesch hat bereits durchblicken lassen, dass er es schätzt, dass Endemann als Joker in ein Spiel reinkommt und gleich voll da ist.
Was Tommy Stroot an seiner Senkrechtstarterin schätzt
Tommy Stroot schätzt an der 22-Jährigen vor allem, „wie sie die Dinge aufsaugt, sich immer wieder weiterentwickelt und probiert, alles anzunehmen. Das ist eine wahnsinnige Qualität. Und ich glaube, dass die Qualität des Lernens ist noch viel wichtiger bei ihr als die fußballerische Geschichte.“ Einen Weg zu gehen wie Endemann, „das ist Wahnsinn, das schaffen die wenigsten“, so der Coach weiter. „Sie ist wirklich ein klasse Mädel.“
Und eine Spielerin, die dabei half, ihren Ex-Klub komplett zu zerlegen. „Ich glaube, dass ihr der erste Treffer extrem gutgetan hat, um noch aggressiver und klarer in ihren Situationen zu sein“, befand Stroot. Nach 22 Pflichtspielen für den VfL stehen bereits zwölf Tore und fünf Assists. Der VfL dürfte schon jetzt dran sein, um den bis 2025 laufenden Vertrag mit der Senkrechtstarterin frühzeitig zu verlängern.
Endemann: Die Vorfreude auf das Finale in Köln ist groß
Während der VfL richtig viel Finalerfahrung hat, den DFB-Pokal in den vergangenen neun Jahren immer gewann und jetzt zum zehnten Mal in Serie im Endspiel steht, wird das für Endemann eine neue Erfahrung. Sie war im vergangenen Jahr als Zuschauerin dabei, als Wolfsburg gegen den SC Freiburg zum Rekordsieger aufstieg. Am 9. Mai (16 Uhr) steht sie aller Voraussicht nach erstmals selbst auf dem Rasen, es wird ihr erstes Endspiel. Nach Abpfiff sagte sie über ihre Gefühlslage mit Blick auf Köln: „Das ist überragend. Ich glaube, jetzt gerade ist es noch nicht so zu realisieren. Man freut sich natürlich schon ein bisschen, viele haben schon erzählt, was da in Köln los ist.“ Endemann weiter: „Unser Ziel ist es, den Pokal zu holen.“
Erst einmal geht‘s aber wieder zur Nationalmannschaft und dort um einen guten Start in die EM-Qualifikation mit Spielen in Österreich und gegen Island. Im Februar hatte die Wolfsburgerin gegen die Niederlande debütiert. Und jetzt? „Ich versuche, den Schwung mitzunehmen und bin gespannt, was auf uns zukommt.“ Auch mit Blick auf Olympia macht sie sich keine großen Gedanken. „Ich bin da ganz entspannt, mehr als gute Leistungen für den VfL zu bringen, kann ich nicht.“ Mit dieser Einstellung, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, sondern sich auf sich selbst zu konzentrieren, ist die 22-Jährige auch in den vergangenen Jahren schon gut gefahren.
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