Wolfsburg. Der Trainer soll beim VfL Wolfsburg zweimal kurz vor dem Aus gestanden haben. Auch Samstag gegen Köln ist der Druck groß.

Kurz vor Weihnachten rummste es dann doch gewaltig beim 1. FC Köln, der sich am Samstag (15.30 Uhr, Volkswagen-Arena) zum Bundesliga-Duell beim VfL Wolfsburg vorstellt. Steffen Baumgart musste nach zweieinhalb Jahren in der Rheinmetropole seine Kappe nehmen. Damit reagierte der Verein auf die sportliche Krise in der Hinserie. Zu diesem Zeitpunkt hatte Niko Kovac beim VfL gerade noch einmal die Kurve gekriegt – oder besser gesagt: zweimal. Die Partie gegen den Vorletzten könnte für den Coach so etwas wie die dritte Schicksalspartie der laufenden Serie sein.

Fünf Bundesliga-Niederlagen in Folge musste der Trainer im Oktober und November mit seinem Team verdauen. Tiefpunkt: die 0:4-Niederlage in Mönchengladbach. Es war ein Zeitpunkt, an dem Kovac erstmals angezählt war. Einzig der 2:1-Erfolg über RB Leipzig soll den Kroaten vor dem Rauswurf gerettet haben. Weil diesem etwas überraschenden Sieg aber drei weitere Pflichtspielniederlagen folgten, stand der Coach wenige Wochen später vor der Partie in Darmstadt erneut stark unter Druck. Auch diesmal soll sich der 52-Jährige nur durch einen Dreier, dem knappen 1:0 beim Aufsteiger, im Amt gehalten haben.

Nächste Wolfsburger Negativserie in Sicht

Doch die nächste Erfolglos-Serie ist schon wieder dabei, sich zu entwickeln. Die Heimniederlage gegen die Bayern vor der Winterpause, dann nur zwei Remis in Mainz und in Heidenheim – lediglich neun Punkte aus zwölf Partien taugen nun mal nicht, um Ruhe in ein unzufriedenes Umfeld zu bekommen. Im Gegenteil: Mit einem solchen Schnitt steigt eine Mannschaft im Normalfall ab. Dass die Tabelle die Wölfe noch gnädig als Elfter ausweist, ist einerseits dem guten Start des VfL und andererseits der ungewöhnlich dünnen Punktausbeute des Bundesliga-Schlusstrios zu verdanken.

„Es geht nicht um mich“, erklärte Kovac zwar noch am Donnerstag in der Pressekonferenz vor der Köln-Partie. Doch tatsächlich dürfte es sehr wohl um ihn gehen. Dass die VfL-Verantwortlichen im Falle eines weiteren Unentschiedens oder gar einer Heimschlappe den Schlussstrich ziehen würden, ist nicht unwahrscheinlich. Kölns derzeitiger Zustand und die zuletzt deutliche 0:4-Niederlage gegen Dortmund, dazu die schwierige Personalsituation in der Offensive mit den Ausfällen von Mark Uth, Davie Selke und Ex-Wolfsburger Luca Waldschmidt, lassen nur einen Schluss zu: Ein Sieg ist Pflicht. Für das Team, aber ganz besonders für Kovac.

Zuletzt siegten immer die Auswärtsteams

Dafür muss aber erstmal die Statistik gedreht werden – in den jüngsten fünf Duellen beider Mannschaften siegte jeweils die Auswärtsmannschaft. Dem VfL gelang das am zweiten Spieltag im August, als die Mannschaft mit 2:1 im Rhein-Energie-Stadion gewann, sich damit auf Rang vier der Tabelle vorarbeitete und bei den Fans Hoffnungen auf eine erfolgreiche Serie weckte. Heute sieht die Realität anders aus. Das Ziel Europa ist aus den Augen geraten. Statt sich vor Ablauf des Transferfensters am kommenden Mittwoch mit Spielerverstärkungen zu beschäftigen, könnten die Verantwortlichen gezwungen sein, den Trainermarkt zu sondieren.

Realisitische Kandidaten für den VfL sind auf dem Markt jedoch rar gesät. Zu Ralph Hasenhüttl soll der Verein in den vergangenen Jahren mehrfach lose Kontakte geknüpft haben. Der 56-jährige ist nach seinem Aus bei Premier-League-Klub FC Southampton im November 2022 ohne Engagement. Mit Oliver Glasner wartet ein weiterer Österreicher auf eine neue Anstellung. Doch eine Rückkehr des Erfolgscoaches zu den Grün-Weißen ist wie ausgeschlossen. Urs Fischer, Bo Svensson und der vermutlich für die Wolfsburger nur schwer zu finanzierende Hansi Flick wären im Fall einer Kovac-Entlassung weitere Nachfolge-Kandidaten.

Ex-Köln-Trainer ist auch auf dem Trainermarkt

Und einen gibt‘s da noch: Steffen Baumgart. Der gebürtige Rostocker suchte nach seiner Entlassung beim „Effzeh“ zunächst die Ablenkung und verarbeitete seine Freisetzung bei seinem Herzensverein im Kuba-Urlaub mit Frau Katja – Karibikhut und Zigarre inklusive. Doch es dürfte nicht lange dauern, bis der 52-Jährige wieder für einen neuen Job brennt. Ob Wolfsburg für ihn ein attraktives Ziel sein könnte, ist allerdings fraglich. In seiner Zeit als aktiver Spieler verließ Baumgart den VfL im Oktober 1999 nach gut einem Jahr wieder. Aufgrund seiner Emotionalität und Abenteuerlust könnte Baumgart doch eher andere Ziele bevorzugen.

Aber noch ist der Startschuss für die Trainersuche in Wolfsburg auch nicht gefallen. Die Mannschaft könnte Kovac mit einem Sieg am Samstag schließlich ein drittes Mal den Kopf retten.