Wolfsburg. Der Sport-Geschäftsführer ist unzufrieden und findet klare Worte. Aber die Trainerfrage stellt sich für ihn vor dem Köln-Spiel nicht.

Die Bilanz des VfL Wolfsburg nach 18 Saisonspielen ist ernüchternd, zumindest für einen Klub mit Europapokal-Ambitionen. 1,16 Punkte pro Partie haben die Grün-Weißen im Durchschnitt bisher in dieser Spielzeit in der Fußball-Bundesliga eingesammelt. Mehr als Platz 11, einen Rang hinter dem FC Augsburg, ist damit nicht drin.

Auch der Neustart nach der Winterpause brachte nicht den erhofften Aufschwung. Mit zwei Punkten aus zwei Spielen gegen die eher schlagbaren Gegner Mainz und Heidenheim begann der VfL das Jahr 2024 enttäuschend. Das lässt auch Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer nicht kalt, obwohl dieser betont, dass derzeit einiges nicht gut, aber auch nicht alles schlecht bei den Wölfen sei. Aber trotz dieser Einschränkung findet der ehemalige Linksverteidiger deutliche Worte und erhofft sich am Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen den 1. FC Köln den ersten Sieg des Jahres für seinen VfL.

Der Auftritt von Dzenan Pejcinovic in Heidenheim macht Mut.
Der Auftritt von Dzenan Pejcinovic in Heidenheim macht Mut. © regios24 | Darius Simka

„Wir haben in beiden Spielen nach der Winterpause ordentliche Ansätze gezeigt, aber es ist unfassbar ärgerlich, dass wir die Dinge nicht konsequent zu Ende bringen“, sagt Schäfer im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn gute Ansätze hin oder her, durch die Ergebniskrise des VfL fehlen auch ihm irgendwann die Argumente. Der Frust über die schwache Punkteausbeute sei dabei nirgendwo größer als im Klub selbst, betont der Manager.

Sorglosigkeit als roter Faden der Saison

Da helfe es leider auch nur sehr wenig, wenn vielleicht wenig fehle, um den Bock umzustoßen. „Wir haben sowohl gegen Mainz als auch gegen Heidenheim gute Chancen gehabt und hätten gewinnen können, doch wir gehen mit manchen Situationen zu sorglos um. Das zieht sich leider wie ein roter Faden durch unsere Saison“, ärgert sich Schäfer und schickt eine klare Forderung an Trainer Niko Kovac und seine Mannschaft hinterher: „Um in die Erfolgsspur zurückzukehren, müssen wir deutlich anders agieren. In der Bundesliga braucht man vor allem auch eine absolute Konsequenz, um erfolgreich zu sein.“

Trotz dieser klaren Ansage stellt sich für Schäfer die Trainerfrage vor dem Köln-Spiel nicht. Er ist nach wie vor überzeugt, dass Kovac der richtige Coach für den VfL ist. Doch nicht erst seit dem enttäuschenden Jahresauftakt wird der Kroate im Klub und in den Gremien misstrauisch beäugt. Von einem Endspiel gegen Köln für Kovac will niemand sprechen. Aber auch dem erfahrenen Coach ist sicherlich klar, dass die Ergebnisse bald wieder stimmen müssen, wenn seine Zeit in Wolfsburg nicht deutlich vor dem Ablauf seines aktuellen Vertrags 2025 zu Ende gehen soll.

Wenig Konstanz auf dem Trainerposten

Denn Schäfer macht auch deutlich, dass die bisherige Ausbeute der Saison nicht den Erwartungen entspricht. Statt nach einem durchwachsenen ersten Jahr unter Kovac mit jedoch auch vielversprechenden Ansätzen einen Schritt nach vorne zu machen, sind die Wolfsburger aktuell dabei, einen Schritt zurückzugehen. „Über die letzten Spieltage gesehen haben wir zu wenige Punkte geholt. Trotzdem müssen wir Ruhe bewahren und die Dinge vernünftig einordnen“, will sich Schäfer dennoch nicht von den Mechanismen des Geschäfts treiben lassen. Vor allem nach dem Aus von Dieter Hecking als VfL-Coach (Oktober 2016) hat sich der Trainerstuhl bei den Wölfen zu einer wackeligen Angelegenheit entwickelt. Kein Übungsleiter war seitdem länger als zwei Jahre im Amt.

Bei Kovac wäre es im Sommer nach dem Ende der Saison so weit. Ein weiteres Jahr würde dann sein Vertrag beim VfL noch laufen. Ob der Kroate in eine dritte Spielzeit bei den Wölfen geht, dürfte entscheidend von den nächsten Spielen abhängen, selbst wenn Köln nicht seine letzte Chance sein sollte. Doch die VfL-Bosse fordern bald einen klaren Aufwärtstrend, nicht nur was die Leistung der Mannschaft, sondern auch die Punkteanzahl betrifft.

Auf eine entscheidende Verstärkung für seine Mannschaft darf der Trainer dabei wohl nicht hoffen. Bisher, und dabei soll es Stand jetzt auch bleiben, sind die Grün-Weißen in dieser Transferphase nicht als Einkäufer aktiv gewesen. Das französische Sturmtalent Hugo Ekitike wird zwar weiterhin mit dem VfL in Verbindung gebracht, doch Eintracht Frankfurt hat im Rennen um den 21-Jährigen von Paris St. Germain wohl die besseren Karten. Die Wolfsburger haben sich zwar auch mit dem Angreifer beschäftigt, wollen das Millionengehalt für einen Spieler mit nur acht Spielminuten in dieser Saison aber nicht stemmen.

Bleiben für Kovac die Spieler seines aktuellen Kaders, um die Wende zu schaffen. Dabei könnte auf einen von ihnen vielleicht bald eine größere Rolle zu kommen. Nach langer Wartezeit hat Dzenan Pejcinovic am vergangenen Wochenende in Heidenheim seinen zweiten Bundesliga-Einsatz für den VfL absolviert. Und nicht nur der Trainer, sondern auch Schäfer war vom Auftritt des 18-Jährigen sehr angetan. „Er hat seine Feuerprobe in dieser Saison bestanden und in Heidenheim gezeigt, dass er körperlich gut dagegenhalten kann“, lobt der Geschäftsführer das Talent und fügt hinzu: „Vielleicht ist das genau die Zeit, um so einem Jungen die Chance zur Entwicklung zu geben.“

Es wäre eine gewisse Ironie des Schicksals, wenn der von Kovac lange nicht berücksichtigte Pejcinovic nun gegen Köln mithelfen würde, die Wende zum Guten beim VfL einzuleiten und so ein drittes Amtsjahr seines Coaches in Wolfsburg wieder etwas realistischer machen würde.