Almancil. Eigentlich endet ihr Spielerinnen-Vertrag beim VfL Wolfsburg im Sommer. Ob sie dann ihre Trainerkarriere startet, ist noch offen.

Seit Marina Hegering im Sommer 2022 vom FC Bayern zum VfL Wolfsburg gewechselt ist, hat sie nicht so konstant auf dem Platz stehen können wie in der zurückliegenden ersten Saisonhälfte. Elf Pflichtspiel-Einsätze stehen für die Nationalspielerin zu Buche. Auch dank der kompromisslosen Verteidigerin haben die VfL-Fußballerinnen inzwischen wieder zu ihrer Stabilität gefunden. Hegering unterschrieb damals einen zweigeteilten Vertrag in Wolfsburg: die ersten zwei Jahre als Spielerin, danach zwei weitere als Trainerin. Die 33-Jährige geht damit streng genommen in ihr letztes Halbjahr als Spielerin - oder etwa doch nicht?

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Es gibt offenbar einen Passus, nach dem die Zweiteilung gar nicht so strikt ist. „Es rattert noch in meinem Kopf“, sagt Hegering im Rahmen des VfL-Trainingslagers in Almancil (Portugal). Noch ist es also nicht entschieden, ob es für sie in Wolfsburg als Verteidigerin weitergeht. Auch einen Zeitplan gebe es nicht. „Da ist gar kein Druck da, die Rahmenbedingungen sind einfach klar und stehen ja fest“, sagt sie einerseits und fügt hinzu: „Ich werde jetzt erst einmal gucken, wie wir starten und dann wird sich bei mir ein Gefühl entwickeln.“ Möglich also, dass Hegering dem VfL in ihrer aktuellen Funktion doch noch etwas länger erhalten bleibt, als ursprünglich angedacht.

Hegering spricht über ihre Zukunft im Trainergeschäft

Im Gespräch in der Lobby des schicken Fünf-Sterne-Hotels Conrad Algarve ist ihr aber schon anzumerken, dass die Karriere nach der Karriere durchaus schon präsent ist. Sie hat während ihrer Zeit in München mit weiteren Nationalspielerinnen den B+-Trainerschein gemacht. Im Kopf hatte sie diesen Weg für sich bereits zuvor, doch durch den Lehrgang wurde der Zukunftswunsch konkreter. „Es hat mich gereizt, das auszuprobieren, und auch neben dem Fußballspielen etwas zu machen. Der Trainerlehrgang selbst hat dann viel Spaß gemacht.“

Marina Hegering in der Lobby des Teamhotels Conrad Algarve in Almancil.
Marina Hegering in der Lobby des Teamhotels Conrad Algarve in Almancil. © FMN | Daniel Hotop

In welche Richtung es genau gehen soll - Jugend- oder Erwachsenenbereich -, ist dabei genauso offen wie der genaue Zeitpunkt. „Über unsere genauen Vorstellungen werden Ralf Kellermann und ich zu gegebener Zeit in Ruhe sprechen.“ Ihr Blick hat sich seit dem Trainerlehrgang dabei schon verändert, auch wenn es damals noch gar nicht so sehr um Taktik, etc. ging, sondern vielmehr um das Drumherum im Nachwuchsbereich. „Es passiert nicht in jedem Training, dass ich mir Gedanken mache, ob etwas sinnvoll war oder nicht. Aber es gibt schon Dinge, die man hinterfragt oder bei denen ich denke: Ich würde es genauso machen oder vielleicht anders. Dabei ertappe ich mich schon mal“, sagt die gebürtige Bocholterin.

Hegering über Niederlage bei den Bayern: „Da waren wir auf dem tiefsten Punkt in der Hinrunde“

Bis Hegering ihre Fußballschuhe an den Nagel hängt, hat sie noch viel vor, mindestens einmal jetzt in der zweiten Saisonhälfte. „Das ist einfach der Anspruch jeder Spielerin beim VfL, das Maximale herauszuholen. Für uns geht es in Liga und Pokal noch um zwei Titel, und die wollen wir auch holen.“ Im Laufe der ersten Halbserie war - vor allem wegen der Art und Weise - nicht immer abzusehen, dass sich der Klub berechtigte Hoffnungen darauf machen darf.

Und dann war da das Champions-League-Aus gegen Paris FC, und wenige Wochen später die schwache Leistung bei der 1:2-Niederlage im Liga-Topspiel bei den Bayern. „Da waren wir auf dem tiefsten Punkt in der Hinrunde. Danach war klar, dass eine Reaktion kommen muss. Die war nicht mit einem Fingerschnipsen da, aber man kann schon sagen, dass die Kurve nach oben ging.“ Die Winterpause hat den guten Lauf etwas unterbrochen, aber bisher gelingt es den Wolfsburgerinnen im Trainingslager in Almancil daran anzuknüpfen, wie auch das 2:0 im Testspiel gegen die TSG Hoffenheim gezeigt hat.

VfL-Innenverteidigerin über Horst Hrubesch: Wichtig, dass er das Rad nicht neu erfunden hat

Und natürlich hat Hegering auch mit der Nationalmannschaft noch einiges vor, sie will nach Paris, es wäre ihre erste Teilnahme an den Olympischen Spielen. Hegering war nach dem WM-Titel mit der U20, deren Rekordspielerin sie ist (18 Einsätze) bereits auf dem Sprung in die A-Nationalmannschaft. Doch dann hatte sie rund fünf Jahre mit Verletzungen zu kämpfen, war komplett raus. „Ich wollte damals einfach wieder Fußball spielen, die Nationalmannschaft hatte ich gar nicht auf dem Zettel. Erst in Leverkusen und dann in Essen konnte ich wieder Fuß fassen, und es hat super viel Spaß gemacht. Es kam eins zum anderen, ich habe es einfach genossen, wieder in der Bundesliga zu spielen. Und das tue ich bis heute, mit allen Höhen und Tiefen“, sagt die Innenverteidigerin, die erst 2019 ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft gegeben hat.

Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch hat Marina Hegering und die deutschen Fußballerinnen wieder in die Spur gebracht.
Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch hat Marina Hegering und die deutschen Fußballerinnen wieder in die Spur gebracht. © imago/Jan Huebner | Gerhard Schultheiß/Jan Huebner

Im Februar gibt es nun die Quali-Möglichkeit für Paris bei der Endrunde der Nations League. Deutschland hat durch das Halbfinale gegen die bereits qualifizierten Französinnen zwei Chancen, es noch nach Paris zu schaffen. „Alles ist möglich. Aber dass wir das Maximum herausholen wollen, ist klar“, sagt sie. Diese Hoffnung überhaupt wieder zu haben, verdanken die deutschen Fußballerinnen auch Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch. Über den sagt Hegering: „Fußballerisch macht er gar nichts Spektakuläres, er ist aber einfach und klar. Es war für uns total wichtig, dass niemand kommt, der das Rad neu erfinden will, sondern jemand, der einfach sagt: Mädels, ihr seid gut. Ihr müsst nur wieder an euch glauben, und dann bringen wir es wieder gemeinsam auf den Platz.“ Und das macht sie bis auf Weiteres - egal, ob sie die Spielerinnenkabine gegen die Trainerinnenbank im Sommer eintauscht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt.