Almancil. Im VfL-Trainingslager sprach der Coach über die Tage in Portugal, den Re-Start in Mainz und was grundsätzlich mit dem VfL möglich ist.

Die Zeit in Almancil neigt sich für die Profis des VfL Wolfsburg schon wieder dem Ende entgegen. Nach dem Testspiel am Samstagnachmittag gegen Schalke 04 geht‘s am Sonntagmittag mit dem Flieger wieder in die Heimat. Niko Kovac, der Trainer des Wolfsburger Fußball-Bundesligisten, zeigt sich nach der durchwachsenen ersten Saisonhälfte - Platz 10 nach 16 Spielen - zufrieden mit den Trainingslager-Tagen an der portugiesischen Algarveküste. Der VfL hat optimale Bedingungen, ist dem tristen Wetter in Deutschland entflohen, und der 52-Jährige hat eine extrem engagierte Mannschaft erlebt. Nach der letzten richtigen Trainingseinheit am Freitag sprach Kovac über...

… seine Eindrücke von der Zeit im Trainingslager: Wir haben uns als Trainerteam natürlich Gedanken gemacht, wie wir der Mannschaft helfen können, um Fortschritte zu erzielen. Ich glaube schon, dass wir die Tage hier und auch die beiden vor dem Jahreswechsel sinnvoll genutzt haben und die Spieler verstehen, was wir von ihnen sehen wollen. Wir arbeiten den Spielern zu.

Mehr aus dem Trainingslager des VfL Wolfsburg:

Die Jungs trainieren richtig gut und sind fleißig. Das Engagement, die Leistung, die Intensität und die Konzentration sind auf einem sehr hohen Niveau. Natürlich braucht man im Fußball auch das Quäntchen Glück, und das muss man sich erarbeiten. Aber wir arbeiten im Moment sehr viel, und deswegen glaube ich, dass wir viele Fortschritte machen werden.

VfL-Trainer: Wir müssen unsere Chancen besser nutzen

… die inhaltlichen Ziele für die zweite Saisonhälfte: Wir müssen unsere Chancen, die wir bekommen, besser nutzen. Wir müssen uns aber auch mehr Chancen erarbeiten, um mehr Möglichkeiten zu haben, Tore zu erzielen. Defensiv haben wir uns schon gut stabilisiert, lassen nur wenige Chancen zu. Die Basis ist eine gute Verteidigung, und dann müssen wir effektiver werden.

Da geht‘s lang: Niko Kovac möchte nach der durchwachsenen Hinrunde so schnell wie möglich wieder in ruhigeres Fahrwasser.
Da geht‘s lang: Niko Kovac möchte nach der durchwachsenen Hinrunde so schnell wie möglich wieder in ruhigeres Fahrwasser. © VfL Wolfsburg/oh | Marvin Seibert

… die Schwäche bei Standards in der bisherigen Hinserie: In der vergangenen Saison war das eine unserer Stärken und wir waren sehr gefährlich. Das gelingt uns im Moment leider nicht so gut. Da geht es um die Flanken, das Timing und darum, die Tore unbedingt machen zu wollen. Uns fehlen aber auch Kontertore, das schnelle Umschalten haben wir hier auch schon trainiert. Was wir durcharbeiten wollten, haben wir auch geschafft und dabei vor allem vieles aufgefrischt. Allzu viel Neues war nicht dabei, sondern vieles wiederholt sich.

Rückkehr zur Viererkette: Das heißt aber nicht, dass wir die Fünferkette streichen

… die Rückkehr zur Vierer-Abwehrkette: Ich habe ja bereits gesagt, dass wir kurz- und mittelfristig wieder dahin wollen. Das gibt unser Kader her, wir mussten gewisse Dinge stabilisieren. Wir haben in Darmstadt nach dem Platzverweis so spielen müssen, haben es auch in der zweiten Hälfte gegen Bayern gut gemacht. Das zeigt uns schon, dass es funktioniert. Das hatten wir auch schon zum Beginn der Saison vorgegeben, deswegen werden wir dahin zurückkehren. Das heißt aber nicht, dass wir die Fünferkette streichen. Es ist eine Alternative, die wir dazugeholt haben. Auch das haben wir gut hinbekommen, und das macht uns variabel.

… das Thema Rotation (Kovac hatte in den ersten 16 Spielen häufig das Personal gewechselt): Zu 70, 80 Prozent steht unser Gerüst, wenn man die zehn Feldspieler sieht. Wenn man nur einmal in der Woche spielt, ist es sehr schwierig, zehn Spieler außen vor zu lassen. Ich bin ja nicht nur Trainer, sondern auch Mensch. Man möchte natürlich allen gerecht werden, was aber nicht zu 100 Prozent gelingt. Und man kann Spieler auch nur entwickeln, wenn man sie spielen lässt. Aster Vranckx ist ein gutes Beispiel.

Kovac über Schalke-Test: Ergebnis ist sekundär

… das Testspiel am Samstag (16.30 Uhr deutscher Zeit/live bei Wölfe TV) gegen Zweitligist FC Schalke 04: Das Vorbereitungsspiel gegen Schalke ist wichtig, weil wir nur dieses eine haben. Das wollen wir nutzen, um die Dinge, die wir in diesem Trainingslager durchexerziert haben, auch zu sehen. Das Ergebnis ist sekundär. Wir werden es nicht allen recht machen können. Wir sehen zu, dass wir 60, 70 Minuten durchspielen lassen, um dann durchzuwechseln.

Mannschaftsbesprechung auf dem Trainingsplatz des VfL Wolfsburg im Portugal-Trainingslager. An der Algarve stimmte Niko Kovac das Team auf den Start in die zweite Saisonhälfte ein.
Mannschaftsbesprechung auf dem Trainingsplatz des VfL Wolfsburg im Portugal-Trainingslager. An der Algarve stimmte Niko Kovac das Team auf den Start in die zweite Saisonhälfte ein. © VfL Wolfsburg/oh | Marvin Seibert

… den Auftakt mit den wichtigen Partien in Mainz, Heidenheim und gegen den 1. FC Köln: Wir müssen uns ganz klar vor Augen führen, dass viele Mannschaften den Erwartungen hinterherhinken. Der Start ist sehr wichtig. Wir haben es zu Saisonbeginn mit einem guten Start geschafft, eine Serie hinzulegen. Dass wir mit zwei Auswärtsspielen starten, ist nicht optimal, aber es ist wie es ist. Wir konzentrieren uns erstmal nur auf Mainz, da müssen wir zusehen, dass wir den Kampf annehmen.

„Ich habe hier drei Jahre Vertrag, und den möchte ich auch erfüllen“

… die sportlichen Ziele mit dem VfL: Wir müssen jetzt zusehen, dass wir Punkte holen. Wir haben ordentliche Spiele gemacht, aber wir haben einfach zu wenige Punkte. Es geht um Punkte, wir müssen zusehen, dass wir die so schnell wie möglich einfahren, um uns von unten abzusetzen und dann auch nach vorne zu schauen.

Seine persönlichen Ziele (Kovac war im Sommer 2022 angetreten, um mit dem Klub auch um Titel mitzuspielen): Der Punkt ist der: Dass man deutscher Meister wird, ist grundsätzlich sehr schwierig, weil es da einen Serienmeister gibt. In den Pokalwettbewerben sind Überraschungen aber möglich. Leider haben wir es nach einem sehr guten Spiel in Gladbach nicht geschafft, eine Runde weiterzukommen. Aber das Leben geht weiter, und wir werden es wieder versuchen, wenn es so weit ist.

Ich habe hier drei Jahre Vertrag, und den möchte ich auch erfüllen. Wir (Kovac und sein Trainerteam; Anm. d. Red.) sind der Meinung, dass wir beim VfL gemeinsam etwas aufbauen können. Es ist uns bewusst, dass es nicht immer ganz einfach ist, wenn der eine oder andere gute Spieler geht. Im Sommer wird es sicherlich wieder den einen oder anderen Wechsel geben, aber nichtsdestotrotz haben wir sehr gute Bedingungen und können etwas aufbauen.