Almancil. Aber die Nummer 2 des Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg hat schon einen genauen Plan, in welche Richtung es danach gehen soll.

So ein neues Jahr bringt immer auch wieder einen Neustart mit sich. Das ist beim VfL Wolfsburg in diesen Tagen nicht anders. Im Trainingslager in Portugal will der Fußball-Bundesligist die durchwachsene erste Saisonhälfte hinter sich lassen und wieder durchstarten. Und weil es im alten Jahr angesichts der etwas angespannteren Lage nicht so richtig reinpasste, hat der Klub also an diesem Mittwoch erst verkündet, was eigentlich bereits schon länger klar ist: Torwart Pavao Pervan, die 36 Jahre alte Nummer 2 des VfL, wird ein weiteres Jahr dranhängen und hat seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bis 2025 verlängert. Das verkündete der Klub während seines Trainingslagers im portugiesischen Almancil. Wenn es nach dem sympathischen Österreicher geht, wird es nicht sein letztes Profi-Jahr. Gleichwohl hat er schon eine genaue Vorstellung für die Zeit nach der aktiven Karriere.

Als es mit Wolfsburg in die Gespräche ging, gab es für den Keeper eigentlich nur zwei Optionen: bleiben oder gehen. Die dritte, die sich für Spieler in seinem Alter durchaus stellt, war für ihn persönlich gar keine. „Ans Ende habe ich noch gar nicht gedacht. Ich habe mir beide Situationen durch den Kopf gehen lassen, hier oder woanders. Mir war nach den Gesprächen aber klar, dass ich beim VfL noch mal ein Jahr dranhängen möchte.“ Es ist bestenfalls nicht der letzte Profi-Vertrag, den der siebenfache Nationalspieler unterschrieben hat.

Obwohl: So ganz genau weiß Pervan das auch noch nicht. „Ich fühle mich zu gut, um zu sagen, in einem Jahr ist es vorbei. Ich hoffe, dass ich gesund bleibe, meine Leistung und einen sportlichen Mehrwert für die Mannschaft bringe - in welcher Position auch immer.“ Wie genau die in Wolfsburg aussehen wird, ist auch noch nicht klar. Aktuell ist er die Nummer 2 im Torhüter-Ranking hinter dem Belgier Koen Casteels, der am Dienstag als Vorsichtsmaßnahme im Mannschaftstraining ausgesetzt hatte, am Mittwoch aber wieder weite Teile mitmachte.

Pavao Pervan will um seine Position als Nummer 2 kämpfen

Casteels wird den VfL verlassen, im Sommer kommt mit Kamil Grabaraein neuer Stammtorwart - und vielleicht auch ein jüngerer Nachwuchsmann, der als Nummer 2 aufgebaut werden soll. „In meinem Alter muss man ehrlich sein, dass irgendwann der Moment kommen wird, dass der Verein sagt, wir wollen uns verjüngen. Aber ich versuche zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann. Ich möchte sportlich Druck machen, meine Position verteidigen und das so lange wie es nur geht hinauszuzögern“, sagt Pervan über ein mögliches Karriereende. Ehrgeizig und trotzdem loyal, das zeichnet den 36-Jährigen aus, der auch eine wichtige Rolle in der Kabine einnimmt und sich um die Mannschaftskasse kümmert.

Wann genau der richtige Zeitpunkt zum Aufhören da ist, sagt ihm dann bestenfalls sein Gefühl. „Ich habe keine bestimmte Zahl im Kopf“, meint Pervan nur. „Ich glaube, man merkt, wann der richtige Moment ist.“ Oder besser noch: Es ergibt sich irgendwann die Chance, die Karriere nach der Karriere zu starten. Pervan denkt dabei an VfL-Geschäftsführer Marcel Schäfer. Der war im März 2017 noch einmal in die USA zu den Tampa Bay Rowdies gewechselt. Als sich Wolfsburg gut ein Jahr später neu aufstellte und Jörg Schmadtke Geschäftsführer Sport wurde, kam Schäfer etwas früher als geplant als Sportdirektor zurück. „Ich glaube, er hätte vom Körperlichen her noch weitermachen können. Aber es hat sich für ihn so angefühlt, dass es der richtige Moment war, die Karriere danach zu starten. Ich verlasse mich darauf, dass es bei mir auch so sein wird.“

Nach der Profikarriere will Pervan weiter im Torhüterbereich arbeiten

Und wo wird die Reise danach hingehen? Gar nicht so weit weg. Pervan möchte im Keeper-Business bleiben, als Torwarttrainer arbeiten. „Am liebsten möchte ich tagtäglich auf dem Platz stehen, weil mir das Spaß macht.“ Und natürlich wird er diese Aufgabe auch mit sehr viel Ehrgeiz angehen: „Letzten Endes will ich so weit oben wie es geht tätig sein. Da hat man einen gewissen Druck. Ich mag das, den Adrenalinkick und dieses Auf-das-Wochenende-hinarbeiten.“ Mit VfL-Torwarttrainer Pascal Formann hat er einen guten Lehrmeister: „Von Pascal kann ich mir am meisten abschauen, weil ich sehe, was es benötigt, um tagtäglich an die Grenzen zu gehen. Da ist er schon ein großes Vorbild, aber natürlich sollte man auch links und rechts schauen.“

Und auch wenn das noch Zukunftsmusik ist: Am Ende wird der Österreicher auch in der kommenden Saison weitere Schritt für die spätere Karriere machen. Nach der langen Zeit mit Koen Casteels kommt mit Grabara erstmals in seiner Zeit beim VfL (seit 2018, 39 Pflichtspiele) eine andere Nummer 1, die er ebenfalls mit formen kann. „Koen hat die Messlatte sehr hoch gelegt. Ich glaube, dass Kamil in diese Fußstapfen treten kann, wie lange er brauchen wird, werden wir sehen.“ Wie jetzt auch schon, wird Pervan den Polen unterstützen - und gleichzeitig Druck machen, „weil ich weiß, dass ihn das auch besser machen wird.“