Wolfsburg. Der Verteidiger ist unangefochtene Stammkraft beim VfL in der Fußball-Bundesliga – und jetzt wird er sogar zum Torjäger.

Seit Samstag ist Maxence Lacroix Spitzenreiter beim VfL Wolfsburg. Mit seinem 90-Minuten-Einsatz inklusive Tor beim 1:2 gegen Bayer Leverkusen zog der 23 Jahre alte Innenverteidiger im internen Spielminuten-Ranking des VW-Klubs an Koen Casteels vorbei. Der Stammtorhüter war ausgefallen und hatte damit den zuvor geteilten Platz an der Spitze an Lacroix abgegeben. Der Franzose steht nun bei acht Bundesliga-Spielen über die volle Distanz: 720 Minuten, 100 Prozent. Maxence, der Marathonmann.

Es ist bereits Lacroix‘ vierte Spielzeit im grün-weißen Trikot. Und er ist zurück zu alter, neuer Stärke. 2020 war er als No-Name vom französischen Zweitligisten aus Sochaux zum VW-Klub gekommen – und begeisterte vom Start weg. Die Auftritte in seiner Premierensaison waren so stark, dass RB Leipzig viel, viel Geld bot, um Lacroix zu verpflichten. Allerdings: Der VfL legte sein Veto ein. Und Lacroix‘ Aufstieg wurde erst einmal gestoppt.

Die vergangenen zwei Jahre liefen für Maxence Lacroix eher mäßig

Die Spielzeiten 2021/2022 und 2022/2023 waren nicht mehr so überzeugend. Zwischenzeitlich stand sogar ein vorzeitiger Abschied zur Debatte. Aber Lacroix blieb in Wolfsburg. Und die noch junge Spielzeit könnte seine beste seit langem zu werden. Zurück zu alter Stärke – ist er wieder der alte Maxence? „Nein, nicht wirklich“, sagte der 23-Jährige am Samstagabend nach dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen. „Ich bin der neue Maxence. Ich mache jetzt auch Tore“, sagt er lachend.

Sein Treffer gegen Leverkusen zum zwischenzeitlichen 1:1 war eine Abwehr-Co-Produktion. Nach einer Ecke legte Moritz Jenz im Strafraum quer, Lacroix drosch die Kugel ins Netz. Und erinnerte sich daran, dass er zu Beginn seiner Karriere auch eine lange Zeit als Stürmer spielte. „Das war schön“, sagte er. Aber nicht nur seine Torgefahr ist neu. Auch sein Risiko-Management.

Marcel Schäfer spricht Maxence Lacroix ein dickes Lob aus

Anfangs ging Lacroix häufiger mal in gewagte Dribblings und traf in Extremsituationen eher die falsche Entscheidung. Mittlerweile scheint er sehr fokussiert zu sein auf seinen Kernjob in der Verteidigung, was auch Teil eines Entwicklungsprozesses ist. Man darf nicht vergessen: Lacroix ist immer noch erst 23 Jahre jung.

Marcel Schäfer gefällt die Entwicklung seines Verteidigers. „Er ist auf jeden Fall auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagte der Geschäftsführer. „Er tritt seit Saisonbeginn hinten extrem stabil auf.“ Zudem kamen neben dem fußballerischen Aspekt mittlerweile auch Führungsaufgaben auf den Franzosen zu. „Wir erwarten, dass er Verantwortung übernimmt und hinten auch dirigiert“, sagte Schäfer, der Lacroix dahingehend einen „guten Job“ bescheinigt.

Zuletzt gab es für den VfL Wolfsburg zwei Niederlagen in Folge

Trotz Lacroix‘ starkem Saisonauftakt hat es den VfL zuletzt etwas aus der Bahn geworfen. Einer Niederlage vor der Länderspielpause in Stuttgart (1:3) folgte nun die zweite Pleite in Folge. Gegen den starken Spitzenreiter aus Leverkusen präsentierte sich der VW-Klub lange Zeit auf Augenhöhe, musste am Ende jedoch erkennen, dass das Konzert der Großen derzeit ohne die Grün-Weißen spielt. Platz 9 in der Liga? „Das ist zu wenig“, sagte Lacroix. „Wir wollen hoch.“

Mitentscheidend für die zweite Wolfsburg-Niederlage in Folge war Leverkusens Jeremie Frimpong. Der Rechtsaußen aus den Niederlanden stellte auch Lacroix vor Schwierigkeiten. Vor allem in Sachen Tempo. Das ist insofern erstaunlich, als dass Lacroix zu den schnellsten Innenverteidigern der Bundesliga gehört. „Aber die kleinen, flinken Spieler haben einen Vorteil auf den ersten Metern“, sagt Lacroix. Und die sind im Fußball oft die entscheidenden, wie Frimpongs Vorlage vor dem zweiten Leverkusener Treffer beweist. Da konnte Lacroix nicht folgen. Aber wenn das Rennen über 100 Meter gehen würde? „Da würde ich ihn schlagen“, sagte der Wolfsburger lachend.

Für den VfL geht es jetzt nach Augsburg und dann gegen RB Leipzig

Sein Selbstvertrauen ist enorm nach neun Pflichtspielen (inklusive DFB-Pokal) über je 90 Minuten in Folge. Die nächste Bundesliga-Partie führt Lacroix und seinen VfL nach Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr). Danach kommt RB Leipzig in der 2. Runde des DFB-Pokals in der VW-Arena vorbei. Hat die Partie wegen des Angebots vor drei Jahren noch besonderen Charakter für Lacroix? „Nein“, sagte er. „Das ist ein ganz normales Spiel für mich.“ Nur der VfL zählt für ihn. Diese klare Fokussierung ist wohl auch ein Grund für den nachhaltigen Formaufschwung des alten, neuen Verteidigers.